Duell der Kapitäne: Gentner (li./VfB) gegen van der Vaart (HSV) Foto: Baumann

VfB gegen HSV, Huub Stevens gegen Bruno Labbadia – oder einfach nur: Der Existenzkampf in der Fußball-Bundesliga auf die Spitze getrieben. An diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) steigt in der Mercedes-Benz-Arena ein Duell, das brisanter kaum sein könnte. Vieles spricht dabei für den VfB Stuttgart.

Stuttgart - Na, danke auch! „Ruhe und Gelassenheit sind ganz wichtig“, sagt Ex-Profi Krassimir Balakov vor dem Saisonfinale in der Bundesliga. Aber wie soll das gehen an diesem Samstag, wenn der VfB zum Abstiegskrimi den HSV empfängt?

 

Die Spannung jedenfalls ist kaum zu steigern, da braucht es noch nicht einmal das Duell der jeweiligen Ex-Trainer Huub Stevens und Bruno Labbadia. Beide treffen auf ihren ehemaligen Verein, doch VfB-Sportvorstand Robin Dutt versichert: „Das spielt keine Rolle.“ Labbadia ergänzt: „Es wird deswegen besonders, weil es für beide Mannschaften um sehr viel geht.“

Der VfB braucht noch zwei Siege, um sich definitiv zu retten, kann aber auch an diesem Wochenende schon absteigen. Der HSV glaubt wieder an die Rettung, seit Labbadia das Zepter schwingt. „Er hat uns alle gepusht“, sagt Mittelfeldmann Rafael van der Vaart. Der Lohn: Bis dato zwei Punkte mehr als der VfB – doch auch den HSV kann es noch erwischen. „Wir hatten bisher nur Endspiele, und jetzt kommt das nächste Finale“, sagt Labbadia. Kollege Stevens begegnete dem Wahnsinn bislang mit stoischer Gelassenheit. Am Donnerstag ging dann aber doch noch der Gaul mit ihm durch („Ihr seid Affen“). Provoziert er so eine tierisch gute Leistung?

Die wird notwendig sein im Krimi gegen den HSV, und sie scheint auch möglich. Fast alle statistischen Werte der Saison sprechen für den VfB, Dutt weiß aber auch: „Jetzt ist es völlig egal, was welcher Verein bisher gemacht hat.“ Es zählen die letzten zwei Partien, Dutt nennt sie Halbfinale und Endspiel. Was für Samstag bedeutet: Ausscheiden verboten!

Die Stärken des VfB

Gefährlich bis zum Schluss: Soll keiner sagen, den VfB würden gegen Ende der Spiele die Kräfte verlassen. Zwar verspielte er gegen den SC Freiburg und auf Schalke zuletzt noch wichtige Punkte, die Roten erzielten zwischen der 61. und der 90. Minute aber auch schon 18 Treffer (ligaweit Rang vier) – die Hälfte davon in der Schlussviertelstunde. Der HSV dagegen liegt in beiden Rubriken (8 und 5 Treffer) auf Platz 18. Allerdings trafen die Hamburger zuletzt zweimal kurz vor Schluss.

Torgefahr aus dem Mittelfeld: 48 Tore und Vorlagen haben die Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart bereits beigesteuert. Im Ligavergleich liegen die Roten damit auf Rang sechs – und weit vor dem Hamburger SV. Die Mittelfeldspieler im Team von Trainer Bruno Labbadia kamen nur auf 28 Tore und Assists, was Platz 17 bedeutet. Nur beim SC Paderborn ist der Wert noch schlechter (26). 21 Tore gehen auf das VfB-Mittelfeld (HSV: 12), dazu kommen 27 Torvorlagen (HSV: 16).

Treffsichere Stürmer: Der VfB ist deutlich torgefährlicher als der HSV. Die Roten haben in den bisher 32 Saisonspielen 38 Treffer erzielt, die Kontrahenten aus dem Norden nur 22. Dazu kommt: Die Stuttgarter Stürmer sind treffsicherer. Mit zwölf Stürmertoren liegt der VfB ligaweit zwar nur auf Rang 14, die HSV-Angreifer haben aber nur die Hälfte geschafft und sind in dieser Rubrik Letzter. Ein VfB-Stürmer benötigt im Schnitt 6,6 Versuche für ein Tor, beim HSV sind es 18.

Die Schwächen des VfB

Anfällig bei Standards: Ein Problem haben die Profis des VfB Stuttgart in dieser Saison bei Standardsituationen des Gegners. 19 Gegentore kassierten die Roten nach einem Eckball (5), einem Freistoß (10) oder einem Elfmeter (4) – Minuswert in der Bundesliga. Der HSV ist da besser und fing sich nach Standards nur 13 (4/4/5) Treffer ein. Direkt verwandelt haben beide Teams übrigens keinen einzigen Freistoß. Nach eigenen Standards erzielte der VfB zwölf Treffer, der HSV sieben.

Die Stärken des HSV

Effektiv bei Flanken: Der VfB schlägt mehr Flanken als der HSV – insgesamt zehn pro Spiel (320) sind es bei den Stuttgartern, rund neun (287) bei den Hamburgern. Allerdings: Der HSV ist dabei deutlich effektiver. Nach Flanken erzielten die Norddeutschen fünf Treffer, was bedeutet, dass jede 57. Flanke zum Erfolg führt. Beim VfB sind nur drei Treffer über eine Flanke vorbereitet worden. Das heißt: Nur jeder 107. Versuch zieht Torjubel nach sich.

Die Schwächen des HSV

Auswärts schwach: Der HSV hat nur eines seiner letzten sechs Auswärtsspiele gewonnen – das zeigt, wie schwach die Hamburger in der Fremde in dieser Saison sind. Es setzte bereits zehn Niederlagen, nur dreimal reichte es zu seinem Sieg, dazu kommen drei Unentschieden, was eine Ausbeute von zwölf Punkten macht. Der VfB ist zwar auch nicht gerade heimstark in dieser Saison (16 Punkte), blieb in den letzten fünf Heimspielen aber ohne Niederlage und schaffte drei Siege.

Viele Fouls: Auch Fouls und daraus resultierende Gelbe Karten können einen Spielverlauf beeinflussen – eher zuungunsten der Hamburger. Denn nach 32 Saisonspielen gilt: Keine Mannschaft foult so oft wie der HSV (555/VfB 464), nur Eintracht Frankfurt sah ebenso viele Gelbe Karten (77/VfB 55), kein anderes Team bekam so viele Elfmeter gegen sich (8/VfB 4). Der VfB müsste also wissen, was am Samstag auf ihn zukommt. Bei den Platzverweisen (je 5) liegen die Clubs gleichauf.

Kaum Tore aus dem Spiel: Nur 15 Tore hat der HSV in den bisher 32 Saisonspielen herausgespielt. Keine Mannschaft in der Bundesliga hat diesbezüglich einen schlechteren Wert. Der VfB rangiert mit immerhin 28 Treffern aus dem Spiel heraus dagegen auf Platz neun. Die Stuttgarter haben gegenüber dem HSV auch mehr Kontertore (7 zu 5), mehr Kopfballtore (6 zu 2), mehr Treffer durch Weitschüsse (5 zu 3) und mehr Tore nach Standardsituationen (10 zu 7) erzielt.