Armin Veh macht seinen Unmut öffentlich Foto: Bongarts

Dem Cheftrainer der Roten passt im Verein vieles nicht. Das macht er nun erstmals öffentlich.

Stuttgart - Seit seinem Dienstantritt auf dem Wasen gefällt sich Armin Veh in der Rolle des Stimmungsmachers. Seine Pressekonferenzen haben meist hohen Unterhaltungswert, und auch sonst lässt der 53-Jährige keine Gelegenheit aus, dem in vielen Bereichen erstarrten Verein für Bewegungsspiele sein Lebensmotto einzuhauchen: Ein bisschen Spaß muss sein. Trotz – oder gerade wegen – der sportlichen Tristesse.

Nun hat nicht viel gefehlt, und dem Übungsleiter wären seine launigen Ausführungen bald um die Ohren geflogen. Nach dem Motto: Da hat einer den Ernst der Lage nicht erkannt. Aber dann hat die Mannschaft plötzlich die Kurve bekommen, zumindest erweckt sie aktuell den Anschein.

Nun ist Veh nicht mehr nur humorig, sondern auch obenauf – und kostet dies aus. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) hat er die Bosse erstmals spüren lassen, wer der heimliche Chef an der Mercedesstraße ist: Armin Veh. Dazu kamen ihm die Frager gerade recht.

Angestupft auf die Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Sportvorstand Fredi Bobic, verfinsterte sich seine Miene plötzlich. „Es wäre nicht unklug, wenn man mich fragen würde“, knarzte Veh. Und weiter: „Ich würde es jedenfalls machen.“ Gemeint war: Den routinierten Bundesligatrainer um Rat bitten. Denn: „Das Geschäft ist nicht so einfach, da muss man schon eine gewisse Erfahrung mitbringen.“ Auf Nachfrage, ob er sich der Manager-Findungskommission um Präsident Bernd Wahler von sich aus angeboten habe, kam Folgendes: „Dazu will ich jetzt lieber nichts mehr sagen.“

Veh in Fahrt

Deutlicher kann man seine Kritik nicht nach außen kehren. Einmal in Fahrt, machte Veh gerade weiter. Jetzt gegen den Experten-Beirat, den der VfB Stuttgart neben der sportlichen Führung zu installieren gedenkt. „Wir brauchen doch nicht noch zehn Leute außen herum. Dann weiß ich nicht, warum wir hoch bezahlt sind, um Entscheidungen zu treffen.“ Auch das saß.

Keine Frage, Vehs Selbstbewusstsein ist seit seiner letzten Zeit am Neckar (2006 bis 2008) nicht kleiner geworden. Der Cheftrainer hat Spaß daran, die Muskeln spielen zu lassen. Er will gehört werden. Wenn das intern nicht funktioniert, macht er es eben öffentlich – wie übrigens auch schon in Frankfurt mit Heribert Bruchhagen, was am Ende immer irgendwie gutging.

Nun gäbe es sicher Chefs, die Äußerungen dieser Art als geschäftsschädigend werten würden. Nicht so beim VfB. Bernd Wahler weiß, was er an seinem Trainer hat (das derzeit einzige Gesicht des Vereins, das zudem bei den Fans äußerst beliebt ist). Also lässt er ihn gewähren. Zumindest bis zu einem bestimmten Punkt. „Ich bin sehr froh, dass Armin Veh unser Trainer ist“, sagte Wahler im Anschluss an die Pressekonferenz auf Anfrage. „Es ist selbstverständlich, dass wir ihn mit seiner großen Erfahrung in unsere Überlegungen einbinden.“

Angesprochen auf seine frühere Tätigkeit beim VfL Wolfsburg meinte Veh dann noch: „Was das Arbeiten dort anbelangt, gibt es nichts Besseres.“ Was er nicht sagte: Dass er bei seinem aktuellen Arbeitgeber diesbezüglich noch Luft nach oben sieht. Aber das hatte auch so jeder verstanden.