Alte Wunden: Ex-Manager Fredi Bobic (li.), Ex-Trainer Armin Veh Foto: Baumann

Der ehemalige VfB-Trainer Armin Veh bedauert, dass sich der VfB vor der Saison nicht besser verstärkt hat. Ex-Sportvorstand Fredi Bobic verweist auf die leere Vereinskasse – wie auch dessen Nachfolger Robin Dutt.

Stuttgart - Wer will, kann hinter dem Satz von Armin Veh eine volle Breitseite gegen Fredi Bobic vermuten. „Ich habe schon im Sommer zu Fredi gesagt, dass wir was machen müssen“, sagt der ehemalige VfB-Trainer. Was Veh (54) meint: Der VfB hätte sich dringend verstärken müssen. Was er impliziert: Bobic hat damals den Ernst der Lage nicht erkannt. Zumal Veh dem früheren VfB-Sportvorstand konkrete Vorschläge parat hatte. „Wir hätten im Abwehrbereich etwas tun müssen und im Zentrum, vielleicht auch links hinten“, sagt Armin Veh, „es hätte einen größeren Umbruch geben müssen.“ Es gab ihn nicht, jetzt hat der VfB den Salat: Platz 18, akute Abstiegsgefahr.

Und wie reagiert Bobic (43) auf die vermeintlichen Vorwürfe? Er sagt: „Was Armin sagt, ist richtig. Das kann ich bestätigen. Man darf aber nicht vergessen, was er noch gesagt hat – dass wir uns wirtschaftlichen Zwängen beugen mussten. Finanziell war nicht viel mehr möglich.“

Der VfB muss vieles aufarbeiten nach dieser Saison – Veh und Bobic haben damit schon begonnen. Sie beklagen die Sünden der Vergangenheit, jeder auf seine Art. Veh eher so, dass es sich anhört wie ein Glatt-strich für Bobic. „Ich glaube nicht mehr an Zufälle“, sagt er, „es hat was mit Klasse zu tun.“ Mit systematischer Fehlplanung also.

Rund zehn Millionen Euro hat der VfB vor dieser Saison für neue Spieler ausgegeben, sechs Millionen allein für Filip Kostic, der erst seit wenigen Spielen glänzt. Fast ein Jahr lang hat er Anlauf genommen, was kein Einzelfall ist. Ibrahima Traoré ist im Sommer vom VfB nach Mönchengladbach gewechselt. Sein erstes Saisontor hat er vergangenen Sonntag erzielt. „Ich habe schon viele Spieler erlebt, die so lange benötigt haben“, sagt VfB-Trainer Huub Stevens.

Mit dem Transfer von Kostic hatte der VfB seine finanziellen Grenzen überschritten. „Mit ihm sind wir ins Risiko gegangen“, sagt Fredi Bobic. Das könnte sich auszahlen, wie Kostic jetzt andeutet. Weshalb der Vorwurf an Bobic eher lauten muss, er habe Geld falsch investiert – in Spieler wie Adam Hlousek (1,2 Millionen Euro Ablöse) vor der Saison oder in Mohammed Abdellaoue (3,5) und Karim Haggui (1) im Jahr zuvor. Heraus kam ein Kader, der nicht homogen ist. Denn auch das beklagt Armin Veh: „Du brauchst eine Achse. Spieler, die Ruhe reinbringen oder die Entscheidungen treffen. Da gibt es beim VfB Defizite.“ Und zwar seit Jahren.

In diese Zeit fiel beim VfB die Vorgabe, den Etat für die Profis von 70 auf 40 Millionen Euro zu senken. Da muss jeder Transfer sitzen – tat er aber nicht. Oder junge Spieler müssen rasch aufrücken, was häufig ein Wunschtraum bleibt. Siehe Kostic – oder Daniel Ginczek. Im Oktober sollte der Stürmer nach seinem Kreuzbandriss für den VfB auf Torejagd gehen, richtig fit war der Neuzugang aber erst im Februar. Als er nicht gleich zündete, galt er als Fehleinkauf. Jetzt könnte er noch zum Retter des VfB werden.

Auch Robin Dutt hätte im Winter gerne nachgerüstet. Hat er auch – mit Serey Dié, der für 350 000 Euro vom FC Basel kam. Mehr gab der Etat nicht her. Jannik Vestergaard, der Innenverteidiger der TSG Hoffenheim, wechselte für 2,5 Millionen Euro nach Bremen. Warum nicht zum VfB? „Wir können im Winter nicht einfach 2,5 Millionen ausgeben. Das gibt der finanzielle Rahmen, der mit der Deutschen Fußball-Liga abgestimmt ist, nicht her“, sagt Dutt. Jetzt gehe es nur darum, in der Liga zu bleiben. „Aber nach der Saison gibt es einige Dinge aufzuarbeiten, zu denen ich sehr viel zu sagen habe, auch öffentlich. Dinge, die deutlich über die aktuelle Situation hinausgehen.“

Wobei dann garantiert auch die Namen Veh und Bobic eine Rolle spielen werden.