Vage Zukunft: VfB-Stürmer Vedad Ibisevic Foto: Baumann

Seit diesem Donnerstag ist Vedad Ibisevic 31 Jahre alt, doch alle guten Wünsche zum Geburtstag haben einen fahlen Beigeschmack. Denn beruflich stockt es bei dem Stürmer des VfB Stuttgart – und Abhilfe ist nicht in Sicht.

Stuttgart - Nach dem Testspiel gegen Manchester City steckten Vedad Ibisevic und Edin Dzeko am vergangenen Samstag im Kabinengang die Köpfe zusammen, und womöglich hat Dzeko dabei mit seinem Sturmkollegen aus der bosnischen Nationalmannschaft auch über seine beruflichen Pläne geplaudert. Den Ex-Wolfsburger zieht es zum AS Rom, dem er rund 20 Millionen Euro Ablöse wert ist, und neben einem satten Gehalt winkt Dzeko (31) bei Italiens Vizemeister die Teilnahme an der Champions League. Bella Italia, das ist eine Perspektive, die sich Ibisevic auch wünscht.

Dumm nur, dass sie womöglich eine Illusion bleibt. Und so steckt der VfB-Profi in der Sackgasse und trainiert Tag für Tag ohne die Aussicht, demnächst auch mal wieder spielen zu können. Für Trainer Alexander Zorniger ist Ibisevic ein Mitläufer, das hat er ihm schon vor Wochen mitgeteilt, und dass er sich einen neuen Verein suchen möge, hat ihm Sportvorstand Robin Dutt ebenfalls längst nahegelegt. Es findet sich nur keiner.

Das hat viele Gründe, und das neue Spielsystem des VfB ist noch einer der geringeren. Als Stürmer der TSG Hoffenheim hat Ibisevic einst unter Trainer Ralf Rangnick mit 18 Toren in einer Halbserie nachgewiesen, dass er dafür zu gebrauchen ist – aber nur ein halbes Jahr lang und zu einer Zeit, als er noch sieben Jahre jünger war. Nein, vielmehr hat Zorniger, als er im Sommer zum VfB kam, sieben Stürmer vorgefunden. Zu viele, befand er und legte sich auf Daniel Ginczek (24), Martin Harnik (28), Timo Werner (19), Jerome Kiesewetter (22) und Jan Kliment (21) fest – alles Spieler, die dem VfB auf Jahre hinaus eine Perspektive bieten. Ibisevic und Mohammed Abdellaoue (29), der mit Aufsteiger Darmstadt 98 über einen Wechsel verhandelt, fielen durchs Raster. Zumindest Ibisevic befindet sich jetzt im Niemandsland des Profifußballs, zumindest sportlich.

Millionengehalt schreckt Interessenten ab

Finanziell federt ihn ein Vertrag bis 2017 ab, der ihm zwar ein üppiges Jahresgehalt von drei Millionen Euro garantiert, mögliche Abnehmer aber gehörig abschreckt. Denn Ibisevic mag keine Abstriche machen, und selbst wenn der VfB auf eine Ablöse verzichtet oder dem Spieler notfalls eine Abfindung zahlt, löst dies das Problem wohl nicht.

Mit der Verlängerung und der Aufstockung seiner Bezüge hat der VfB Ibisevic im vergangenen Sommer dafür entschädigt, dass er ihm die Freigabe für England verweigerte, wo es konkretes Interesse an einem Wechsel gab. Nun lastet das Gehalt schwer auf dem VfB, auch wenn Robin Dutt sagt: „Wir sind nicht darauf angewiesen, Vedos Gehalt einzusparen. Wir haben die wirtschaftlichen Eckdaten für diese Saison auch ohne eine solche Entlastung erfüllt.“ Von der Gehaltsliste hätte der Verein den Ladenhüter trotzdem gerne. Nur: Ibisevic zeigt geringen Willen, seinen Spind in der Kabine zu räumen, im Gegenteil. Er diktiert Bedingungen, die ihn zum Gefangenen der eigenen Zwänge machen. Und damit auch den VfB.

Nicht jede Liga komme für ihn infrage, hat er intern verlauten lassen und sich festgelegt: England, Italien und Spanien reizten ihn, alles andere nicht. Also auch nicht die Türkei, die sich gerade als Auffangbecken für altgediente Stars inszeniert, siehe Lukas Podolski (Galatasaray Istanbul), Mario Gomez, Andreas Beck (beide Besiktas), Robin van Persie (Fenerbahce) und Samuel Eto’o (Antalyaspor). Und auch nicht China, wohin es Sejad Salihovic, Ibisevics Kumpel aus Hoffenheimer Zeiten, gezogen hat.

Ibisevic mag über seine Situation nicht sprechen

Für solche Abenteuer hält sich Ibisevic für zu jung und zu gut. Er wartet auf lukrative Angebote namhafter Clubs aus namhaften Ligen, doch die melden sich nicht. Auch Werder Bremen zeigt ihm die kalte Schulter. Nach dem Abgang von Torjäger Franco di Santo zu Schalke 04 bedient sich der Club lieber bei AZ Alkmaar, dessen Angreifer Aron Johannsson am Mittwoch für knapp fünf Millionen Euro Ablöse, aber deutlich geringeren Bezügen als Ibisevic an die Weser gewechselt ist.

Der mag sich über seine Situation seit Monaten nicht äußern, auch sein Berater Andreas Sadlo macht sich rar. „Beide sondieren den Markt und müssen sich mit einem Verein einigen, bevor sie auf uns zukommen“, sagt Dutt und lobt Ibisevic: „Er bringt sich im Training richtig gut ein und ist auch sonst voll integriert.“ Nur: Davon kaufen kann sich Ibisevic nichts. Auch wenn es ihm am nötigen Kleingeld nicht fehlt.