"Sven Ulreich hatte eine überragende Vorbereitung", sagt VfB-Torwarttrainer Menger. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie vom Torwarttraining. Foto: Pressefoto Baumann

Torhüter stehen im Fokus. Ihre Fehler werden bestraft – sie führen in der Regel sofort zum Gegentor. Bei VfB-Keeper Sven Ulreich ist das nicht anders, weshalb auch seine kleineren Patzer genau analysiert werden.

Stuttgart - Thomas Schneider muss nicht lange überlegen, als er nach den Qualitäten von Sven Ulreich gefragt wird – die Lobhudelei sprudelt vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC an diesem Freitag (20.30 Uhr/Sky) fast schon aus ihm raus. „Sven ist ein herausragender Torhüter“, sagt der VfB-Trainer, „er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, er ist gut mit dem Fuß – er ist ein Torwart, dessen Leistungen besser sind, als sie wahrgenommen werden.“

Und auch Oliver Kahn habe Patzer gemacht, meint Schneider noch – was er damit sagen will: Selbst die größten Torhüter kommen nicht ohne Fehler durch ihre Karriere.

Ulreich hat sich in den vergangenen Jahren zur Konstante entwickelt. Er ist der Liebling der Fans – und in den vergangenen beiden Spielzeiten war es Usus, dass der Keeper mit seinen tollen Paraden seinem Team Erfolge sicherte oder es im Spiel hielt.

„Sven hatte eine überragende Vorbereitung“

Nun, in der neuen Saison, hat Ulreich wieder überragende Reaktionen gezeigt, doch es gab auch kleinere Patzer, weshalb auch Torwarttrainer Andreas Menger wie Schneider davon spricht, dass jeder große Torwart auch mal Fehler mache. Die beiden wollen nichts auf ihren Schützling kommen lassen – sie wissen, was sie an Ulreich haben, und nehmen ihn deshalb in der Öffentlichkeit demonstrativ in Schutz.

„Intern gehen wir aber sehr kritisch an die Dinge heran“, sagt Menger – und dazu gab es zuletzt auch Anlass. Ulreich ließ in der Europa-League-Qualifikation bei Botev Plovdiv (1:1) einen Ball vor dem 0:1 nach vorne abprallen. In den Play-offs gegen HNK Rijeka (2:2) gab es vor dem 0:1 beim Rauslaufen Ulreichs ein Abstimmungsproblem mit Innenverteidiger Benedikt Röcker, Leon Benko schob den Ball ins leere Tor. Und beim 6:2 gegen 1899 Hoffenheim blieb Ulreich nach einem Steilpass etwas zu weit hinten und war gegen Roberto Firmino zu zögerlich.

„Sven hatte eine überragende Vorbereitung“, sagt Torwarttrainer Menger , der viel Wert auf die Strafraumbeherrschung und die fußballerischen Elemente legt: „Ziel muss es sein, dass wir Konstanz in die Leistungen bekommen – große Sprünge sind auf seinem Niveau nicht mehr drin.“ Fortschritte seien nicht mehr so sichtbar, sagt Menger: „Die Schritte nach oben werden kleiner, es ist ja nicht mehr so viel Luft nach oben.“

Der neue Mut hat seine Tücken

Die gibt es nun aber wieder nach den jüngsten Unsicherheiten – Menger erklärt die kleinen Patzer mit seinen hohen Anforderungen an seinen Schützling. „Ich will, dass Sven mutiger mitspielt, offensiver steht und vielleicht noch mehr im Raum steht“, sagt der Torwarttrainer, „er soll noch mehr Präsenz zeigen, aggressiver sein beim Rauslaufen und bei Flanken.“ Das solle der nächste Schritt sein, ergänzt Menger: „Er muss das mutige Spiel annehmen.“

Wenn man so will, befindet sich Ulreich noch in der Anpassungsphase. Menger fordert den nächsten Schritt – der Keeper muss ihn nun gehen, bis er das offensive Spiel komplett verinnerlicht hat. Bis er instinktiv weiß, was in welcher Situation zu tun ist. Bis er weiß, wann und wie er herauslaufen muss.

Vor dem Gegentor zum 0:1 gegen Rijeka etwa habe Ulreich seinem Innenverteidiger helfen wollen, sagt Menger. Also lief er aus seinem Kasten – und behinderte Röcker. Der neue Mut hat seine Tücken, die Abstimmung mit den Vorderleuten muss sich neben dem Gespür für die Situation noch verbessern. Ulreich will den Spaß im Tor zurück. Daran arbeitet er mit Menger täglich – zusammen mit der Nummer zwei des VfB, Thorsten Kirschbaum. Der kann sich zurzeit keine großen Hoffnungen machen, bald zum Zug zu kommen. „Sven ist der stärkere Torwart“, sagt Andreas Menger – Punkt!