Guter Flug zum Auftakt: Torhüter Sven Ulreich Foto: Baumann

Sommer, Sonne, gute Laune: Der Trainingsauftakt des VfB hatte einen würdigen Rahmen, Armin Veh war gut drauf – am Ende aber wurde schnell klar, dass die verkorkste Vorsaison noch lange nicht abgehakt ist.

Stuttgart - Als Armin Veh aus der Kabine kommt und in Richtung Trainingsplatz schreitet, wartet einer auf ihn, der eigentlich immer da ist. Jürgen Sundermann hat viele Trainer beim VfB kommen und gehen sehen, er war selbst dreimal für die Jungs mit dem roten Brustring verantwortlich. Nun ist er seit Jahren ein fleißiger Trainingsbeobachter, und an diesem sonnigen Donnerstagmorgen freut er sich diebisch darüber, dass er einen alten Bekannten begrüßen darf. Einer langen Umarmung mit Veh folgt ein kurzer Plausch, das Lachen der beiden ist fast bis in den nahe liegenden Hof des Mercedes-Werks in Untertürkheim zu hören.

Fast wäre Sundermann noch mit auf den Platz gelaufen, aber irgendwann um kurz nach zehn muss es ja wie geplant losgehen mit dem Trainingsauftakt – ein letzter Klaps für Sundermann, und Veh hält seine erste Ansprache an seine neue Mannschaft.

Er ist also wieder da, und wer Veh bei seiner ersten Übungseinheit auf vertrautem Terrain so beobachtet, der weiß schnell: Da fühlt sich einer mal so richtig wohl an der neuen alten Wirkungsstätte. Hier ein Flachs mit Präsident Bernd Wahler, der entspannt an der Bande am Rand des Platzes lehnt, dort ein kurzer Plausch mit seinen Co-Trainern, und immer wieder sanfte Streicheleinheiten mit dem Fuß für die Bälle, denen er über den Weg läuft.

Fünf Minuten lang spricht Veh zum Team, das an diesem Vormittag aus 18 Feldspielern und drei Torhütern besteht. Die WM-Fahrer sind noch im Urlaub, die Neuen Florian Klein und Adam Hlousek sind schon da – und Veh lässt seine Jungs vor rund 150 Zuschauern wie gewohnt erst mal machen. Als Fitnesscoach Günter Kern zum Seilhüpfen bittet, steht er an der Bande im Schatten, als seine Assistenten Armin Reutershahn und Reiner Geyer die Passübungen leiten, beobachtet er das Treiben ebenfalls mit Abstand. Die Sonne blendet ihn dabei nicht. Die rote VfB-Baseballmütze sitzt perfekt.

Später dann, als das Spiel auf zwei Tore auf dem Plan steht, geht es mächtig zur Sache, die Spieler scheuen keinen Zweikampf, sie geben lautstark Anweisungen. Veh dagegen beobachtet wieder still und aufmerksam, nur einmal mischt er sich ein und gibt ein Kommando – am Ende steht er mit seinen Assistenten zusammen, vertieft die Eindrücke und analysiert das Geschehen.

Armin Veh war schon immer eher ein Trainer-Beobachter, der seine Assistenten die Übungen und Spielformen leiten lässt – und er ist es offenbar geblieben.

Einer, der den Coach schon während seiner ersten Amtszeit beim VfB (2006 bis 2008) erlebte, sagt nach der ersten Einheit, dass es gut sei, „dass der Trainer da ist“. Torhüter Sven Ulreich hat in den vergangenen vier Spielzeiten zweimal gegen den Abstieg gekämpft. „Ein drittes Mal“, sagt er, „will ich das nicht mitmachen.“

Dafür soll der Coach sorgen. „Armin Veh ist konsequent, und er weiß, was er will“, sagt Ulreich und legt dann die Stirn in Falten: „Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so, da gab es viel Durcheinander.“ Eine kleine Breitseite war das gegen die Schlingerkurse der Labbadias und Schneiders auf der Trainerbank, die von stringenten und konsequenten Maßnahmen oft so weit weg waren wie der VfB zuletzt von der Champions League. Auch die Mannschaft und der Verein hätten nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, ergänzt Ulreich, nun sei aber wieder Zug dahinter – auch dank Armin Veh. „Er will, dass wir offensiv spielen, diszipliniert als Team auftreten und die entscheidenden Zweikämpfe gewinnen, denn das war zuletzt nicht so“, sagt Ulreich und ergänzt im Brustton der Überzeugung: „Wir haben die Qualität, um eine gute Saison zu spielen.“

Armin Veh würde sich freuen – Jürgen Sundermann dem Vernehmen nach auch.