Trainerduo beim VfB: André Trulsen (li.) assistiert Alexander Zorniger Foto: Baumann

Der Trainerstab des VfB Stuttgart umfasst zahlreiche Helfer für Alexander Zorniger. Einer ist dem Chefcoach besonders wichtig: André Trulsen. Dabei passt das Duo auf den ersten Blick gar nicht so recht zusammen.

Stuttgart - Vier Wochen sind keine lange Zeit, nicht mal in der schnelllebigen Fußballbranche. Um das Wirken von André Trulsen beim VfB Stuttgart zu bewerten, ist es also noch ein wenig zu früh. Eines kann man aber jetzt schon sagen: An Identifikation mit seinem neuen Lebensmittelpunkt mangelt es dem 50-Jährigen weiß Gott nicht.

André Trulsen liebt die Berge, er hat begonnen, Ski zu laufen, in Stuttgart sei er „sehr gut aufgenommen“ worden, versichert er – und wenn er nicht Hamburger durch und durch wäre, müsste einen das auch gar nicht stutzig machen. Aber für Trulsen gilt eben auch: In Hamburg geboren, in Hamburg aufgewachsen, die meiste Zeit in Hamburg gekickt und gearbeitet, vornehmlich beim FC St. Pauli.

Und nun mit Leib und Seele ein Mann des Südens, dem sogar der schwäbische Dialekt seines Chefs keine Probleme bereitet? „Er muss mich ja auch verstehen“, sagt Trulsen über Alexander Zorniger, lacht herzlich und erklärt: „Ich bin doch schon seit eineinhalb Jahren in Stuttgart.“

Mit seiner Freundin wohnt er im Stuttgarter Westen

Die Liebe hat den Hamburger in die Stadt geführt, mit seiner Freundin wohnt er im Stuttgarter Westen. Dass er nun beim VfB unter Vertrag steht, ist für ihn mehr als eine glückliche Fügung. „Es war mein großer Wunsch, hier in der Region arbeiten zu können“, sagt Trulsen, „dass es nun ausgerechnet beim VfB geklappt hat, ist umso schöner.“ Entsprechend legt sich der frühere Bundesliga-Profi nun ins Zeug – in einer ganz speziellen Rolle.

Es gibt Cheftrainer, die geben zwar die Richtung vor, zelebrieren während der Einheiten aber ihre Rolle als distanzierter Beobachter. Dann sind die Co-Trainer in der Umsetzung besonders gefragt. Bei Alexander Zorniger ist das anders. Der Mann aus Schwäbisch Gmünd ist gern mittendrin, wenn seine Schützlinge seine Vorstellungen umzusetzen haben, und gibt sogar den Schiedsrichter. „Das ist meine Art zu coachen“, sagt Zorniger, „ich will auch genau wissen, wie ein Spieler im Training auf eine Entscheidung des Schiedsrichters reagiert.“ Am Rand stehen dann eher die Co-Trainer – und könnten sich als Statisten fühlen. Doch André Trulsen versichert: „Das ist schon in Ordnung so.“ Zu tun gibt es nämlich dennoch genug.

Zorniger stülpt seinem Team ein neues System über, dieses soll in alle VfB-Mannschaften getragen werden. Es werden Trainingsformen besprochen und -einheiten geplant. Es wird vor- und nachbereitet, es werden TV-Aufzeichnungen analysiert und Gegner beobachtet. „Wir kommen früh morgens und gehen abends nicht vor halb acht“, beschreibt Trulsen seinen derzeitigen Lebensrhythmus. Er sagt aber auch: „Es macht eine Menge Spaß.“ Und: „Wir haben viel Manpower.“ Um das zu wissen, reicht meist ein Blick auf den Trainingsplatz.

Zorniger ist Anführer, aber auch ein Teamplayer

Alexander Zorniger, da gibt es keine Zweifel, ist der Anführer, er ist aber auch ein Teamplayer, und so schart er nicht nur seinen Vertrauensmann um sich, sondern auch Co-Trainer Armin Reutershahn, Torwarttrainer Andreas Menger, Sportpsychologe Philipp Laux sowie die Konditionstrainer Christos Papadopoulos und Chima Onyeike. Dazu kamen in den vergangenen Wochen Trainer aus diversen Juniorenteams oder Mitglieder der Scouting-Abteilung – damit auch wirklich alle die neue Philosophie verinnerlichen. „Alle sollen auf dem Platz erleben, auf welche Kleinigkeiten es ankommt“, sagt Zorniger, „die Nachwuchstrainer müssen die Philosophie weitertragen können, und die Scouts müssen wissen, welche Spieler wir dafür brauchen.“ Im Idealfall entsteht so eine große Einheit – wie sie Zorniger und Trulsen bereits bilden.

Das Duo lernte sich 2011 in Hoffenheim kennen. Trulsen war bei der TSG Co-Trainer von Holger Stanislawski, Zorniger hospitierte im Rahmen seiner Ausbildung zum Fußballlehrer. „Wir haben schnell einen guten Draht zueinander gefunden“, erinnert sich Trulsen, der nach der jahrelangen Zusammenarbeit mit Stanislawski (St. Pauli, Hoffenheim, Köln) vor zwei Jahren eine ganz neue Situation bewältigen musste.

Sein langjähriger Partner orientierte sich beruflich neu, Stanislawski leitet jetzt einen Supermarkt. „Er hat mir die Fleischtheke angeboten“, sagt Trulsen lachend, „aber ich wollte nicht.“ Der 50-Jährige wollte im Trainergeschäft bleiben, also musste er warten. „Das war keine einfache Zeit“, erinnert sich der Hamburger. Als er dann von Zornigers Engagement in Stuttgart hörte, hakte er beim alten Bekannten nach, schließlich „waren wir immer in Kontakt, ich habe Alex auch mal mehrere Tage in Leipzig besucht und sein Training beobachtet“.

André Trulsen wusste also, was beim VfB auf ihn zukommt. Sportlich – und sprachlich sowieso.