Hat mit Bergamo die Europa League gewonnen: El Bilal Touré Foto: imago//Ulrich Hufnagel

Der VfB Stuttgart hat weitere Verstärkungen im Auge, Trainer Sebastian Hoeneß hat Qualitätsspieler angekündigt. Ein Angreifer aus Mali steht ganz oben auf der Liste. Doch es ist kompliziert.

Wenn ein Fußballtrainer in einer Pressekonferenz freimütig bekennt, dass sein Kader noch nicht ganz fertig ist und es weitere Neuzugänge geben wird, dann ist meist der Großteil der Arbeit rund um einen Transfer bereits getan. Sonst würde er nicht kommunizieren, dass es noch „Qualitätsspieler“ geben müsse, die seine Mannschaft bis zum Ende der Transferphase verstärken werden, vielleicht auch müssen. Schließlich hat der VfB Stuttgart sich gewisse Ziele gesetzt, dazu kommt die Mehrbelastung durch das Abenteuer Champions League. Und natürlich Sebastian Hoeneß, den man getrost als ambitioniert beschreiben darf.

Gute Spieler kosten Geld

„Trainer wollen gute Spieler“ ist ein Satz, den man immer wieder einmal aus seinem Mund zu hören bekam. Und gute Spieler kosten Geld. Das gilt auch für El Bilal Touré vom amtierenden Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo. Der 22-Jährige steht ganz oben auf der Liste. Er will zum VfB und auch der Club ist nicht abgeneigt, hat entsprechende Vorgespräche geführt und wohl auch eine Einigung mit dem Angreifer erzielt, der erst im Juli 2023 zu „La Dea“ gewechselt ist, wie Atalanta gern genannt wird. Für die Rekordablöse von rund 30 Millionen Euro. Gut ein Jahr später will Bergamo den Spieler schon wieder vom Hof haben – ohne allzu große Verluste. Womit wir bei den Punkten wären, weswegen der Transfer noch nicht so weit ist, wie manche Berichte nahelegen.

Denn zum einen konnte der Angreifer wegen einer komplizierten Oberschenkelverletzung knapp 150 Tage nicht spielen, verpasste 32 Partien. Seine Scoring-Quote (lediglich drei Tore und eine Vorlage in 17 Einsätzen für Atalanta) gestaltet sich entsprechend übersichtlich. Zudem ruft Atalanta rund 17 Millionen Euro über eine Kaufpflicht auf, die der VfB zahlen müsste, nachdem er den Malier ein Jahr ausgeliehen hat und sich die im Vertragskonstrukt hinterlegten Bedingungen erfüllt haben. Ein stolzer Preis. Zum Vergleich: Ein ähnliches Modell hat der VfB in der letzten Saison mit Anthony Rouault gewählt, der Franzose kostete dann allerdings nur drei Millionen Euro, keine 17.

Ist El Bilal Touré also zu teuer für den VfB? Das nicht unbedingt, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Vizemeister seinen jetzt schon über 30 Köpfe umfassenden Kader noch reduzieren möchte und dadurch Budget frei werden soll. Allerdings sind 17 Millionen Euro schon eine Summe, die angesichts der bisher bereits eingesetzten Gelder nicht einfach so mir nichts, dir nichts investiert werden kann – zumal sie auch die Zustimmung des VfB-Aufsichtsrats benötigt.

Vieles deutet also im Moment darauf hin, dass der Club noch etwas auf Zeit spielt, ehe er endgültig Ernst macht in Sachen El Bilal Touré. Noch ist das Transferfenster in Deutschland bis zum 30. August geöffnet. Und wer weiß, vielleicht gelingt Fabian Wohlgemuth und seinem Team noch einmal so ein Coup wie letzten August mit Rouault. Der sollte nach Informationen unserer Redaktion auch einen signifikanten zweistelligen Millionenbetrag kosten, ehe er dann kurz vor Toreschluss für deutlich weniger Geld nach Stuttgart wechselte.