Sie wollen den Kader ihren Kader noch auf Vordermann trimmen: VfB-Trainer Jos Luhukay (li.) und Sportvorstand Jan Schindelmeiser. Foto: Baumann

Der Markt ist heiß. Noch bis Mittwoch dreht sich das internationale Spielerkarussell. Und der VfB Stuttgart schiebt kräftig mit an. Gut möglich, dass Verteidiger Benjamin Pavard bald in Stuttgart aussteigt.

Stuttgart - Es wäre interessant zu erfahren gewesen, wie ein 21-jähriger Japaner aus Hiroshima, der gerade erst zum FC Arsenal nach London und von dort gleich weiter nach Stuttgart gewechselt ist, den Zweitligakick zwischen dem SV Sandhausen und dem VfB so empfunden hat.

Das Duell im Hardtwaldstadion bot Takuma Asano nämlich den ersten Eindruck von seiner neuen Heimat und seinem neuen Verein. Leider blieb am Freitagabend keine Zeit mehr für ein Gespräch. Der 1,71 Meter große Stürmer musste gleich weiter. Zum Flughafen. Zurück in die alte Heimat. Die Nationalmannschaft ruft, von der Asano erst am 7. September, also zwei Tage vor dem nächsten VfB-Spiel gegen den 1. FC Heidenheim nach Stuttgart zurückkehrt.

Ärgerlich, mögen sich die Fans der Roten sagen, denn so wird sich die zu erwartende Eingewöhnung des Japaners womöglich noch länger hinziehen. Unvermeidlich, wird ihnen VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser entgegenhalten. Denn die Nationalmannschaft spielt in dem Transfer, der dem Zweitligisten allgemein viel Lob einbrachte, eine entscheidende Rolle. In diesem Irrsinnsgeschäft, möchte man an dieser Stelle hinzufügen. Der Wechsel des jungen Japaners veranschaulicht nämlich gut die Auswüchse des modernen Spielerhandels. So hatte der VfB Stuttgart das Sturmtalent schon lange im Visier. Doch mit dem sportlichen Misserfolg schwanden auch die Chancen auf eine Verpflichtung, bis sie mit dem Abstieg gen Null tendierten. Gegen andere Bundesligaclubs entschied sich Asano schließlich für England und den FC Arsenal, was Schindelmeiser nun als „Glücksfall für den VfB“ bezeichnet. Warum?

Die Umwege des Takuma Asano

Weil er nur über den Umweg englischer Top-Club beim VfB in der zweiten Liga landen konnte. Dort sind für ihn (an der Seite von Simon Terodde) feste Einsatzzeiten quasi garantiert. Die benötigt Asanao für Berücksichtigungen in der japanischen Nationalmannschaft – und die wiederum für eine schnelle Arbeitserlaubnis auf der Insel. Beschäftigungen für Nicht-EU-Ausländer sind dort nicht ohne Weiteres möglich, der Fußball und die Premier League machen da keine Ausnahme. Je mehr Länderspiele Asano für Team Nippon absolviert, umso schneller erhält er den grünen Schein für England. Dass auch die Weltranglistenplatzierung in Abhängigkeit von Ergebnissen eine Rolle spielen, macht die Sache noch skurriler.

Doch das darf Schindelmeisers Club herzlich egal sein. Arsenal entschied sich letztlich für den VfB als Leihpartner – wegen der hohen Wahrscheinlichkeit auf einen Stammplatz. Andere „europäische Topclubs“ (Schindelmeiser), die Asano auch gerne ausgeliehen hätten, hatten das Nachsehen. Wer sagt also, dass niemand mehr in die zweite Liga will? Für feste Verpflichtungen mag das nach wie vor gelten, und die hat der Club aus Cannstatt bis zum Ende der Transferfrist am Mittwoch auch weiter im Sinn.

Kann Pavard die Abwehr verstärken?

Heißester Kandidat ist Benjamin Pavard vom französischen Erstligisten OSC Lille. Nach seiner Ausbootung durch Coach Frédéric Antonetti sucht der 20-Jährige das Weite – und sein Glück womöglich beim VfB.

Das Spiel in Sandhausen am Freitagabend legte trotz des 2:1-Erfolgs einmal mehr die Schwächen im Stuttgarter Defensivverbund offen. Ein sicherer Innenverteidiger täte Not; die Frage ist nur, ob diese Rolle ein 20-jähriges Talent auch auszufüllen vermag. Talent plus Erfahrung mit Führungsqualität, diese Kombination zeichnet normalerweise eine gute Abwehrzentrale aus. Doch einen Innenverteidiger mit letztgenannten Qualitäten sucht man beim VfB derzeit vergebens. Etwa 1,5 Millionen Euro müsste der Zweitligist für den französischen U-21-Nationalspieler berappen. Gut möglich, dass der Deal Anfang der Woche über die Bühne geht. Und auf den letzten Drücker noch ein zusätzlicher Neuzugang ins Trikot mit dem Brustring schlüpft.

Wahrscheinlich wird den VfB auch noch der eine oder andere Spieler vom Kaderrand verlassen. Spielmacher Alexandru Maxim gehört trotz seiner neuerlichen Reservistenrolle in Sandhausen nicht dazu, das hatte Sportchef Schindelmeiser bereits betont. Erster Kandidat für einen Abgang ist Stürmer Jan Kliment, der seit langem stagniert und es in Sandhausen nicht einmal mehr in den Kader schaffte.

Außerdem ist da jetzt der junge Mann aus Japan, der über viele Umwege in Stuttgart gelandet ist und der Fußballwelt nun zeigen möchte, dass ihm die Zukunft gehört.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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