Der VfB zeigt Flagge: Trostpflaster für Selbstbucher zum Geisterspiel bei Lazio Rom. Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB reagiert auf das Geisterspiel bei Lazio Rom: Fans, die ein nicht erstattbares Flugticket zum Spiel vorweisen, erhalten eine Sitzplatzkarte für die Bundesligapartie bei Schalke 04 am 11. Mai.

Stuttgart - Beim VfB Stuttgart tagte der Fanausschuss. Wichtigster Punkt: die Kritik an Präsident Gerd Mäuser. Die war rasch ausgeräumt. Am Ende gab es ein Bonbon für den treuen Anhang.

 

Was ist schon gerecht? Ein Geisterspiel bei Lazio Rom gehört für den VfB und seine Fans nicht dazu. Das aber hat die Europäische Fußball-Union (Uefa) für das Achtelfinal-Rückspiel am 14. März beschlossen. Dann muss der VfB wegen rassistischer Entgleisungen einiger Lazio-Anhänger unverschuldet und ohne Öffentlichkeit um den Einzug ins Viertelfinale kämpfen. Das Gesuch des Vereins, VfB-Fans zuzulassen, hat die Uefa abgelehnt. Fans, die Flüge gebucht hatten, bleiben somit auf ihren Kosten sitzen. Das empfindet keiner als gerecht.

Der VfB fühlt mit seinen Anhängern und hat sich eine kleine Entschädigung ausgedacht. Auch da gilt: Was ist gerecht? Tagelang sinnierten die Strategen vom Cannstatter Wasen über einen Ausgleich, der möglichst viele Anhänger zufriedenstellt. Ein Gutschein für den Fanshop etwa wäre nicht passend gewesen – die meisten Fans sind ohnehin mit Utensilien ausgestattet.

Geste trägt zur Entkrampfung des angespannten Verhältnisses bei

Die Lösung: Jeder, der bis zum 15. März ein nicht stornier- und rückerstattbares Flugticket zum Spiel in Rom vorweist, erhält zum Nulltarif eine Sitzplatzkarte für die Bundesligapartie bei Schalke 04 am 11. Mai (15.30 Uhr). Fans mit einer Auswärtsdauerkarte benötigen das Ticket zwar nicht unbedingt, aber es bedeutet zumindest eine Aufwertung ihrer Stehplatzkarte. Ohnehin zählt die Geste des VfB. „Es ist klasse, dass sich der Verein für seine Fans einsetzt“, sagt Oliver Schaal vom Commando Cannstatt.“

Solche Zeichen tragen auch dazu bei, das angespannte Verhältnis zwischen dem Fanausschuss und dem Verein zu entkrampfen. Bei der Sitzung am Montagabend trugen die gewählten Vertreter ihre Kritik am Präsidenten und dessen Umgang mit den Fans und deren Belangen vor, die sie zuvor öffentlich geäußert hatten. Gerd Mäuser hörte aufmerksam zu, am Ende stand ein Konsens. Wie lange er hält, ist offen. „An den konträren Positionen hat sich nichts geändert, aber beide Seiten haben versucht, das Verhältnis wieder auf eine vernünftige Ebene zu bringen“, sagt Joachim Schmid, der Vorsitzende des Fanclubs Rot-Weiße Schwaben Berkheim. Schaal spricht von „einer belastbaren Arbeitsebene“ mit dem VfB. Gerd Mäuser sagt: „Wir haben die atmosphärischen Störungen thematisiert, die Standpunkte ausgetauscht und vereinbart, dass wir uns gemeinsam wieder konstruktiv den fanorientierten Sachthemen widmen.“

In der Wappenfrage ist der VfB den Fans inzwischen entgegengekommen: Das Thema wird bei der nächsten Mitgliederversammlung und nicht, wie zunächst vorgesehen, über die Internetplattform VfB-Direkt entschieden. Ab sofort soll es bei Heimspielen auch wieder die den Fanclubs zugestandene Ruhephase von fünf Minuten geben – statt der Stadionshow mit lauter Beschallung sollen sie dann wechselseitig Gesänge mit den Gästefans anstimmen können. Zahlreiche Tribünenbesucher hatten sich über die Stille im Stadion vor dem Anpfiff beschwert, woraufhin die Stadionregie wieder Musik einspielte. Jetzt gilt wieder die Fünfminutenpause – vorerst bis Saisonende.