Tayfun Korkut hat sieben Wochen Zeit, um das Team auf den Saisonstart vorzubereiten. Foto: Baumann

Stuttgart besitzt eine offene Baustelle weniger. Schließlich ist es lange her, dass beim ersten Teamtraining des VfB auch sechs Neuzugänge auf dem Rasen standen. „Für einen Trainer ist das der Idealzustand“, sagt Tayfun Korkut.

Stuttgart - Mit kurzer schwarzer Hose und kurzem schwarzen Shirt betritt VfB-Chefcoach Tayfun Korkut am Dienstag um 10.10 Uhr bei strahlendem Sonnenschein gut gelaunt zur ersten Trainingseinheit der neuen Saison den Rasen. Seinen Urlaub hat der 44-Jährige mit der Ehefrau und den drei Kindern in der Türkei verbracht – und dabei in Bezug auf Michael Reschke zufrieden notiert, „dass ein guter Manager weiß, wann er den Trainer auch mal in Ruhe lassen muss.“ Bezüglich der Transfers wurde nur die finalen Abläufe per SMS kommuniziert. Der Akku ist bei Korkut ist also aufgeladen – nun warten fast sieben Wochen Vorbereitung auf ihn, ehe es am 18. August in der ersten DFB-Pokalrunde bei Hansa Rostock losgeht.

Die Neuzugänge

Sechs neue Spieler hat der Manager Reschke seinem Chefcoach in der trainingsfreien Zeit auf dem Hof gestellt. Dass die Verteidiger Borna Sosa, Marc-Oliver Kempf und Pablo Maffeo („Die Jungen werden den anderen Dampf machen“, sagt Korkut), der Sechser Gonzalo Castro sowie die Offensivleute Daniel Didavi und David Kopacz bereits zum ersten Training wie 14 weitere VfB-Profis auf dem Platz standen, zeigt dem Cheftrainer, „dass das Management sehr gute Arbeit geleistet hat. Es ist für einen Trainer der Idealzustand, wenn so viele Ideen, die man nach der vergangenen Saison hatte, dann so früh umgesetzt worden sind.“ Die Spieler hätten somit Zeit, sich im neuen Verein einzuleben. „Auch das ist sehr positiv.“

Nur Marcin Kaminski (kommt in einer Woche), Mario Gomez (steigt am 27. Juli ins Training ein) und WM-Teilnehmer Benjamin Pavard fehlen noch – so früh hatte man in Stuttgart seit langer Zeit das Gros der Mannschaft nicht mehr beisammen.

Die weitere Kaderplanung

Viele Weichen sind gestellt – dennoch wird der VfB weiter auf dem Transfermarkt tätig sein. „Wir wussten, was wir wollten und sind schnell auf einen Nenner gekommen. Wir sind sehr weit – es dürfte aber noch etwas passieren“, sagt Korkut. „Wir behalten den Markt im Auge. Was wir tun, hängt auch davon ab, wie sich die Mannschaft entwickelt.“ Sieben Wochen Vorbereitung sind eine lange Zeit. Durchaus möglich ist es da, dass der VfB auch noch Spieler abgibt.

Das neue Spielsystem des VfB

„Wir sind durch die Transfers von Gonzalo Castro und Daniel Didavi noch mal einen Tick variabler geworden, denn wir haben mit ihnen zwei Spieler bekommen, die flexibel einsetzbar, erfahren und clever sind“, sagt Korkut. Sprich: Es soll in der kommenden Spielzeit nicht immer nur das äußerst erfolgreiche 4-4-2 der vergangenen Rückrunde sein. „Wir haben jetzt mehr Möglichkeiten.“

Das Saisonziel

Mächtig hat es Tayfun Korkut gewurmt, dass der VfB durch die Pokalniederlage des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt als Liga-Siebter letztlich nun doch nicht in der Qualifikationsrunde zur Europa League gelandet ist. „Man sollte immer alles mitnehmen, was man kriegen kann“, sagt Tayfun Korkut, der mit Blick auf die kommende Runde nicht mit Tabellenplätzen operieren will. Klar ist allerdings, dass die Clubführung einen Platz im Tabellenmittelfeld als Mindestanforderung formuliert hat. „Das primäre Ziel ist es, an unsere Leistung der Vorsaison anknüpfen“, sagt der Coach: „Wir müssen dabei an unsere Leistungsgrenze ran, um erfolgreich zu sein.“

Die Folgen des Ginczek-Transfers

„Es gibt Entscheidungen, die werden gemeinsam getroffen – und damit ist das auch so weit erledigt. Ich blicke immer nach vorne“, sagt Tayfun Korkut über den jähen Abgang von Daniel Ginczek zum VfL Wolfsburg. Soll heißen: Gerne hat der Chefcoach den Stürmer, der vor allem unter seiner Regie mit 17 Rückrundeneinsätzen (fünf Toren) nach langer Leidenszeit wieder in Tritt kam, nicht hergegeben. Am Ende hat der 44-Jährige mit dem Transfer aber auch kein Problem. „Unser Manager hat bereits gesagt, dass er noch einen Pfeil im Köcher hat“, sagt der VfB-Trainer: „Und der dürfte schon in die Richtung Offensive zielen.“

Die Zukunft von Pavard

„Ich hoffe, er kommt bei der WM so weit wie möglich, weil das ja auch eine Auszeichnung für den VfB ist“, sagt Tayfun Korkut über seinen jungen Verteidiger, der sich mit seinem Sahnetor für Frankreich gegen Argentinien weiter in den Fokus der großen europäischen Clubs gespielt hat. „Ich werde seine Zukunft bei allen finanziellen Aspekten immer nur sportlich einstufen“, ergänzt der Trainer, der einen aufstrebenden Topstar wie Benjamin Pavard natürlich gerne weiter in seinem Team weiß.

Doch wenn ein Spitzenclub mit einer Mega-Offerte im 50-Millionen-Euro-Segment kommen sollte? „Dann ist mir klar“, sagt Tayfun Korkut, „dass ich das nicht allein entscheiden werde.“