Bleiben den Roten länger erhalten: Sportdirektor Fredi Bobic (li.) und Torhüter Sven Ulreich haben ihre Verträge beim VfB Stuttgart bis 2016 verlängert. Foto: Baumann

Nach Martin Harnik bindet der VfB auch Sven Ulreich, Fredi Bobic und Jochen Schneider langfristig.

Stuttgart - Céline hat ja schon Bescheid gewusst, bevor am Freitag die Vertragsverlängerung von Fredi Bobic öffentlich gemacht wurde. Überrascht war die Tochter des VfB-Sportdirektors dennoch – als ihr Vater erklärte, dass sein neuer Kontrakt bis ins Jahr 2016 gültig ist. Célines Kommentar: „Da bin ich ja schon fast 20.“ Aber auch Außenstehende waren erstaunt.

Das wusste auch Gerd Mäuser, der Präsident des VfB Stuttgart, und übte sich am Freitagmittag in Selbstironie. „Der VfB war zuletzt ja nicht unbedingt für Kontinuität bekannt“, sagte er mit Blick auf die zahlreichen Trainer und den überraschenden Abgang von Ex-Sportdirektor Horst Heldt in den vergangenen Jahren. Nun aber soll all das anders werden, der VfB-Präsident plant langfristig und belässt es dabei nicht bei Absichtserklärungen.

Rechtzeitig zum Rückrundenauftakt in der Fußball-Bundesliga sendeten die Roten drei weitere eindeutige Signale, nachdem im Trainingslager schon Stürmer Martin Harnik seinen Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängert hatte. Nun setzte Torhüter Sven Ulreich seine Unterschrift unter einen Kontrakt bis 2017, und auch auf der Ebene der Sportdirektoren ist für Kontinuität gesorgt. Fredi Bobic und Jochen Schneider haben jeweils einen neuen Vertrag bis 2016 unterzeichnet. „Ich freue mich, dass wir die gemeinsam begonnene Arbeit erfolgreich fortsetzen können“, sagte Mäuser. Was lange Zeit nicht als selbstverständlich galt.

Bobic soll bald in den Vorstand aufrücken

Vor allem Bobic ging mit Forderungen in die Gespräche mit dem Präsidenten, die einerseits sein künftiges Jahressalär betroffen haben, vor allem aber seine Befugnisse und den Handlungsspielraum in seiner von Visionen geprägten Arbeit. Denn ganz egal, was der Sportdirektor in den kommenden Jahren vorhat – Entwicklung der Mannschaft, Ausbau des Jugendbereichs, Ergänzung des Vereinsgeländes, Verstärkung der Scoutingabteilung –, alles kostet Geld. Und das hat der VfB bekanntlich nicht im Überfluss, weshalb Clubchef Mäuser seinerseits gleich zu Beginn der Verhandlungen auf ein Bekenntnis von Bobic und Schneider pochte – zum Stuttgarter Weg.

Wer den beschreitet, strebt zwar nach maximalem Erfolg, begnügt sich dabei aber mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten, um die wirtschaftliche Existenz des Vereins zu keiner Zeit zu gefährden. Nun würden sich wohl weder Bobic noch Schneider dagegen wehren, mit ein bisschen mehr Geld auf Einkaufstour zu gehen, die Rahmenbedingungen beim VfB haben sie schlussendlich dennoch akzeptiert. „Wir sind aufeinander zugegangen“, beschreibt Mäuser die Verhand- lungen mit den beiden Strategen, die unbedingt als Duo weitermachen wollten.

„Wir haben hier ein gutes Team und werden den Verein in den kommenden Jahren weiter voranbringen“, sagte Jochen Schneider. Und Bobic, der auf absehbare Zeit auch Vorstandsmitglied werden soll (Mäuser: „Es war nach eineinhalb Jahren noch einen Tick zu früh“), ergänzt: „Wir haben viele Dinge angeschoben, das wird bald Früchte tragen.“ Davon ist auch Sven Ulreich überzeugt.

Hier geht was in den kommenden Jahren

Wobei: den Torhüter musste man nicht wirklich von einer Vertragsverlängerung überzeugen. „Ein Wechsel war eigentlich nie ein Thema“, sagte der Keeper, schließlich sei der VfB „auch in schwierigen Zeiten immer hinter mir gestanden“. Dennoch hat Ulreich wohlwollend registriert, dass sich zuletzt eine Identifikationsfigur wie Martin Harnik durch seine Vertragsverlängerung bis 2016 klar zu den Roten bekannt hat. Nun also zog der 23-jährige Torhüter nach und setzte seinerseits ein Zeichen – ganz nach dem Motto: Hier geht was in den kommenden Jahren. „Der VfB ist auf einem guten Weg“, sagte Ulreich, „da will ich weiter dabei sein.“ Für Fredi Bobic ist Ulreichs Bekenntnis zu den Roten „ein klares Statement“.

Dafür, dass es sich lohnt, beim VfB zu bleiben oder nach Stuttgart zu kommen, auch wenn hier die ganz großen Verträge nicht mehr abgeschlossen werden. Rund zwei Millionen Euro, wie nun wohl Ulreich und Harnik – viel mehr wird bei den Roten auch kein Topverdiener mehr pro Jahr einstreichen können. Stichwort Stuttgarter Weg.

Der wird mit Ulreich, Harnik, Bobic und Schneider langsam, aber sicher zur Flaniermeile, bietet aber noch genügend Platz für Nachahmer. Zum Beispiel für das Trainerteam um Bruno Labbadia, dessen Vertrag im Sommer 2013 endet. Man könnte also mal über eine Verlängerung reden – auch wenn Labbadias Tochter Jessica längst über 20 ist.