Der Plan beim VfB Stuttgart sieht so aus: Präsident Gerd Mäuser tritt ab, die Vereinsgremien sortieren sich neu.
Stuttgart - Dieter Hundt ließ sich entschuldigen. Der Aufsichtsratsvorsitzende des VfB Stuttgart erholt sich über Ostern im österreichischen Bad Aussee. Der so schwer in die Kritik geratene VfB-Präsident Gerd Mäuser dagegen ließ sich die Partie gegen Borussia Dortmund nicht entgehen. Die Bandbreite seiner Emotionen hielt sich während der 90 Minuten allerdings in Grenzen. Auch die hämischen Spruchbänder und „Mäuser raus“-Rufe dürften seine Stimmung nicht gehoben haben. Aber der VfB-Chef ließ seine Gesprächspartner in der Loge wissen: „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Die Kritik macht mir nichts aus.“ Für die Mitarbeiter der VfB-Geschäftsstelle ist das nichts Neues. Seit Tagen ist er bei ihnen mit Unschuldsmiene auf der Suche nach Absolution. Bisher ohne Erfolg.
So wie sich der gesamte VfB in dieser Saison mit Erfolgserlebnissen schwertut. Auch auf der Pirsch nach einem überzeugenden Nachfolger für den Präsidenten, den keiner mehr will, ist der passende Zwölfender noch nicht aufgetaucht. Ehrenmitglied und Ex-Daimler-Sprecher Matthias Kleinert (75) hat inzwischen dankend abgelehnt. Obwohl er sich „große Sorgen um den Verein“ macht. „Wir müssen den Fahrstuhl stoppen, bevor er vollends ungebremst in den Keller kracht“, sagt Kleinert, „die VfB-Sponsoren wollen klare Verhältnisse, die Fans auch.“
Auch Hermann Ohlicher, Mitglied der Meistermannschaft 1984 und Teil des Ehrenrats, hegt wenig Ambitionen auf den Präsidenten-Job. Hartmut Jenner, Chef des Großsponsors Kärcher, hat die Werber gebeten, „eventuell in einigen Jahren“ noch einmal vorzusprechen. Und dem ehemaligen Ministerpräsidenten und jetzigen EU-Kommissar Günther Oettinger schlagen nicht gerade die Wogen der Begeisterung entgegen. Der CDU-Politiker gilt als enger Freund von Dieter Hundt. Und der Arbeitgeberpräsident ist in der weiß-roten Gemeinde zurzeit in etwa so wohlgelitten wie ein Trainer, der die Mannschaft in zweite Liga geführt hat.
Hundt will als Arbeitgeberpräsident aussteigen
Deshalb gehen die Granden in den Führungsgremien davon aus, dass Hundt über seinen Schatten springen und den Mann zurückholen muss, dem er 2011 den Laufpass gab: Erwin Staudt. Der Ehrenpräsident, der den VfB von 2003 bis 2011 führte, bewahrte den Aufsichtsratschef mit den passenden Worten schon einmal vor einem Waterloo. Bei der Mitgliederversammlung 2011 stand Hundt kurz vor der Abwahl, diesmal gilt sie als sicher, wenn er es nicht schafft, bis zum 22. Juli eine Lösung aus der Führungskrise zu präsentieren, die überzeugt.
Es wäre eine riesengroße Blamage mit bundesweiten Negativ-Schlagzeilen für den VfB und für Dieter Hundt, der nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten in diesem Jahr als Arbeitgeberpräsident ausscheiden will. Außerdem soll noch vor dem Sommer seine Biografie erscheinen. Da kommen Störfeuer aus dem Sport eher ungelegen. Auch deshalb diskutieren die Gremiumsmitglieder des VfB im Grunde nur über ein Thema: Tritt Mäuser nur deshalb nicht sofort zurück, weil er sonst eine mögliche Abfindung verspielt, oder hält er auf Bitten seines Förderers noch eine Weile durch, damit Hundt in Ruhe die möglichen Szenarien durchspielen und vorbereiten kann?
Klar ist jedenfalls: Sollte Staudt im Sommer als Interimspräsident bis 2015 zurückkehren, dann könnte sich der VfB an Haupt und Gliedern reformieren – vom Ehrenrat über den Aufsichtsrat bis hoch in die Vorstandsebene. Ohne Eile und unter Einbeziehung aller Gremien, inklusive der Fans, könnte ein zukunftsfähiges Paket geschnürt werden, das in einer Mitgliederversammlung breite Zustimmung findet.