Das Vorstandstrio der VfB Stuttgart AG (v. li.): Thomas Ignatzi (Finanzen), Alexander Wehrle (Vorstandschef und Sport), Rouven Kasper (Marketing). Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Bleibt Mercedes Sponsor? Gibt es schon einen Nachfolger? Wie viele Millionen garantiert der Vermarkter Sportfive? Ein Überblick zu wirtschaftlichen Fragen rund um den VfB Stuttgart.

Der VfB Stuttgart trifft am kommenden Samstag (15.30 Uhr) auf den 1. FC Köln. Es ist das erste von noch 14 Bundesligaspielen in dieser Saison. Und das Ziel ist klar: Die Stuttgarter wollen mit aller Macht versuchen, einen erneuten Abstieg nach 2016 und 2019 zu verhindern. Denn Alexander Wehrle, der Vorstandsvorsitzende der VfB AG betont immer wieder: Ein erneuter Absturz ins Unterhaus hätte im Nachgang der Coronapandemie und mit Blick auf Inflation und Energiekrise viel fatalere Folgen als noch vor sieben oder vier Jahren.

Die wirtschaftliche Lage des VfB ist aber auch heute schon brenzlig. Auch in Bezug auf die aktuelle Lage führt man an der Mercedesstraße immer die Coronafolgen und den damit verbundenen Umsatzausfall von rund 90 Millionen Euro an. Dazu kommen weitere Faktoren.

Während der Coronazeit bekam der VfB einen 25 Millionen Euro schweren Hilfskredit bewilligt – innerhalb von fünf Jahren muss dieser zurückgezahlt werden. Der Stadionumbau belastet die AG-Kasse zudem in mehrfacher Hinsicht. Durch den Umbau eines Großteils der Haupttribüne fallen für etwa eineinhalb Jahre Kartenkontingente weg. Für den Umzug des Businessbereichs musste ein riesiges Zelt als Übergangslösung erreichtet werden. Zudem trägt der VfB einen Teil der Baukosten. Ein weiterer größerer Investor entspannt die Lage auch nicht – die Suche nach einem Partner neben der Mercedes-Benz Group (11,75 Prozent der Anteile) und Jako (1,16) dauert ohne Ergebnis nach wie vor an.

Millionenschwerer Deal mit Sportfive

Umso wichtiger bewerten sie beim VfB einen Deal, dessen Abschluss der AG-Vorstand vor rund zwei Wochen öffentlich gemacht hat. Der Sportvermarkter Sportfive steigt für fünf Jahre beim VfB ein – ohne, das ist den Machern in Stuttgart wichtig, dass der Club Marketingrechte abtreten muss.

Besonders wichtig für den Bundesligisten: Sportfive sorgt für eine erste Finanzspritze über ein Signing Fee, eine Art Gebühr für die Unterschrift unter den Kooperationsvertrag. Rund fünf Millionen Euro soll dies dem VfB kurzfristig einbringen. Zudem gibt der Vermarkter, der ein eigenes Team entsendet, das gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der VfB Marketing GmbH arbeiten soll, Umsatzgarantien. Diese belaufen sich auf angeblich 50 Millionen Euro jährlich.

Wichtig ist dabei aber: Diese Summe wird nicht vollständig in die VfB-Kasse fließen. Damit sich der Deal auch für Sportfive rechnet, werden Provisionen fällig, deren Höhe gestaffelt ist. Sportfive agiert also nicht als Sponsor oder Investor der VfB AG, sondern soll dieser helfen, neue Sponsoren und Partner an Land zu ziehen – um am Ende auch selbst davon zu profitieren. Vor allem von der Vermarktung des künftigen Businessbereichs der neuen Haupttribüne verspricht man sich deutliche Mehreinnahmen.

Suche nach einem neuen Trikotsponsor wohl notwendig

Bis diese generiert werden können, haben die VfB Marketingexperten und Sportfive einen anderen wichtigen Auftrag. Da der Ausstieg der Mercedes-Benz-Bank als Trikotsponsor als wahrscheinlich gilt, benötigt der VfB potenten Ersatz. Rund 16 Millionen Euro soll der Autobauer über verschiedene Sponsoring-Aktivitäten zuletzt jährlich an den VfB überwiesen haben. In einem deutlich kleineren Rahmen ist ein weiteres Engagement denkbar, etwa als Mobilitätspartner. Auf dem Trikot bleibt Mercedes gar nicht – oder nur zu deutlich reduzierten Konditionen.

Sollte ein anderes Unternehmen als Trikot- und Hauptsponsor gewonnen werden, gilt eine jährliche Zahlung von bis zu neun Millionen Euro als marktübliche Vergütung.