Zieht die Fäden im Mittelfeld der Schwaben: Gonzalo Castro. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Ex-Nationalspieler Gonzalo Castro fühlt sich beim VfB Stuttgart wohler als je zuvor - dank neuer Rolle und offensiver Ausrichtung. Hält er die aktuelle Form, hilft sie ihm vermutlich auch bei den bevorstehenden Vertragsgesprächen.

Stuttgart - Ist es die Binde, die ihn so beflügelt? Ist es der technisch versiertere Spielstil in der Fußball-Bundesliga, der ihm wieder so viel Spaß bereitet? Gonzalo Castro ist seit dem Aufstieg des VfB Stuttgart und seiner Beförderung zum Kapitän im Sommer kaum wiederzuerkennen. Wo er früher schon mal die Schultern hängen ließ, streckt der Mittelfeldspieler nun die Brust raus. Wo er einst schwieg, flachst er heute. Ein Lautsprecher ist Castro auch mit 33 Jahren nicht, dank seiner Klasse und Erfahrung auf dem Platz aber der Takt- und daneben ein wichtiger Ratgeber für seine jungen Kollegen. Der Routinier führt die neue Generation der jungen Wilden.

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„’Gonzo’ macht es gut“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo vor dem Auswärtsspiel des VfB bei Werder Bremen am Sonntag (15.30 Uhr/Liveticker). Von Castros bisheriger Laufbahn könnten sich die Mitspieler vieles abschauen und für sich mitnehmen. Er sei ein guter und zugänglicher Ansprechpartner für sie. Und der Coach daher „sehr zufrieden mit seiner Rolle im Team und wie er das macht“. Für Außenverteidiger Borna Sosa ist der elf Jahre ältere Teamkollege sogar „so etwas wie unser bester Mann in der Kabine“, wie er „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ sagte. 392 Bundesliga-Spiele hat Castro inzwischen bestritten. Seit über 15 Jahren ist er Profi. Als feiner Fußballer galt er immer, als echter Anführer nie.

Schon zwei Saisontore

Doch genau der scheint Castro, den VfB-Sportdirektor Sven Mislintat unlängst als einen „der extrem unterschätzten Spieler in diesem Club“ bezeichnete, im Endspurt seiner Karriere noch zu werden. Die offensive und ballorientierte Taktik des VfB unter Matarazzo kommt dem fünfmaligen Nationalspieler entgegen. Zur durchaus ordentlichen Ausbeute der Schwaben von elf Punkten aus den bisherigen neun Liga-Partien hat der frühere Leverkusener und Dortmunder wesentlich beigetragen - nicht nur durch seine zwei Tore. Castro gibt im Spiel der im Schnitt gerade mal rund 24 Jahre alten Stuttgarter Mannschaft Tempo und Balance vor. Und das womöglich auch noch länger.

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Ans Aufhören denkt er trotz seines im Sommer auslaufenden Vertrages nicht. „Mir geht’s einfach zu gut im Moment“, sagte Castro kürzlich. „Ich will auf jeden Fall noch ein Jahr dran hängen.“ Ob beim VfB oder anderswo, sollen auch zeitnah geplante Gespräche mit Sportdirektor Mislintat zeigen. Die Chancen auf eine Verlängerung stehen sicher nicht schlecht. Mit dem aus der Stuttgarter Abstiegssaison 2018/2019, in der er überwiegend mit- statt vorne weg lief, hat der neue Castro jedenfalls nicht mehr viel gemeinsam. Stattdessen hat er ganz offensichtlich seinen Spaß am Spiel wieder gefunden.