Tayfun Korkut, ein eiskalter Taktiker. Foto: dpa

Nach drei Siegen in Serie will sich der VfB Stuttgart am Sonntag mit einem weiteren Erfolg beim 1. FC Köln noch deutlicher von der Abstiegszone entfernen. Dabei trifft er auf einen Torjäger, der ihn vor nicht einmal einem Jahr zurück in die Bundesliga schoss.

Stuttgart/Köln - Sportliche Erfolge können auch Verlierer produzieren. So gewann der VfB Stuttgart zuletzt dreimal nacheinander mit 1:0, maßgeblichen Anteil daran hatte beim Fußball-Bundesligisten aber nur etwa die Hälfte des Kaders. Der Rest schaute meistens nur zu. „Ich bin kein Fan großer Veränderungen von Woche zu Woche“, sagte der VfB-Trainer Tayfun Korkut am Freitag und wird im Spiel beim Tabellenletzten 1. FC Köln am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) womöglich zum dritten Mal in Serie auf die gleiche Startelf setzen. Wichtig sei ihm, dass sich eine Mannschaft einspiele.

Warum sollte er anders handeln? Aus vier Spielen ohne Niederlage unter seiner Leitung hat der VfB zehn Punkte geholt, aus einem Abstiegskandidaten unter seinem Vorgänger Hannes Wolf ist unter Korkut ein Team entstanden, das sich mit drei Punkten in Köln fast schon aller Sorgen entledigen könnte. „Wir wissen, dass die Kölner mit allem, was sie haben, gegen den Abstieg ankämpfen werden“, meinte er. „Aber wir kommen mit einer Serie und wollen sie dort ausbauen.“

Fast keinen Anteil an diesem Lauf hatten aber zum Beispiel die Offensivtalente Chadrac Akolo und Anastasios Donis, die der VfB im vergangenen Sommer verpflichtet hatte. Unter Wolf noch als Zukunftshoffnungen gepriesen, sitzen sie derzeit meist nur auf der Bank. „Ich muss mir viel Gedanken um den Kader machen, unabhängig von der ersten Elf“, sagte Korkut daher nun.

Spielweise nicht nach dem Gegner ausrichten

Im Angriff setzte er zuletzt auf die Doppelspitze Mario Gomez und Daniel Ginczek. Auf der linken Außenbahn hat sich Erik Thommy festgespielt, der wie Gomez erst im Winter nach Stuttgart kam. Für Donis und Akolo, der in der Hinrunde noch den 2:1-Siegtreffer gegen Köln erzielte, war da kaum Platz.

Korkut betont aber, dass er deshalb noch keine Anzeichen von Unruhe unter den Profis aus der zweiten Reihe bemerkt habe. „Alle Spieler sind unheimlich engagiert. Keiner lässt sich hängen, alle wollen unbedingt dabei sein“, betonte der Coach, der den Teamgeist als einen der Stuttgarter Erfolgsfaktoren sieht.

Ein zweites Prinzip von Korkut ist, dass er die Spielweise seiner Mannschaft kaum an der des Gegners ausrichten will. „Wir wollen uns nicht am Gegner orientieren, sondern mit unserer Grundordnung dagegen ankommen“, erklärte er. Daher interessiere ihn auch nicht besonders, dass FC-Torjäger Simon Terodde, der im Sommer von Stuttgart nach Köln wechselte, nach seiner Erkältung rechtzeitig wieder fit ist.

Offensiv ausgerichteter Gastgeber erwartet

Terodde, der maßgeblichen Anteil am sofortigen Wiederaufstieg des VfB hatte, werde „auf seine alte Mannschaft heiß sein und es würde gut zu seinem 30. Geburtstag passen, wenn er treffen sollte“, erklärte FC-Coach Stefan Ruthenbeck. Terodde, der das dritte Lebensjahrzehnt am Freitag vollendete, wird auf die Innenverteidiger Timo Baumgartl und Benjamin Pavard treffen, die auch beim 1:0 gegen Eintracht Frankfurt trotz ihrer erst 21 Jahre stark aufspielten.

Korkut, der kaum Ausfälle im Kader hat, erwartet angesichts von sieben Punkten Rückstand der Kölner auf den Relegationsplatz einen offensiv ausgerichteten Gastgeber. „Wir wissen alle, dass Köln jetzt ein gewisses Risiko auf sich nehmen muss, um zu gewinnen“, sagte er. Den Gästen könnte das Räume für Konter bieten. Zuletzt gewann der FC allerdings 2:1 beim Vize-Meister RB Leipzig.

Der VfB werde mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben, sagte Kölns Geschäftsführer Armin Veh, der als Trainer mit Stuttgart 2007 Meister wurde, den „Stuttgarter Nachrichten“ (Freitag). Korkut würde diesen Spruch wohl gerne mit Fakten füllen - und am Sonntag gewinnen.