Bitterer Abend für den VfB Stuttgart. Foto: Pressefoto Baumann/Alexander Keppler

Drei Tore, zwei Vorlagen: Serge Gnabry führt den FC Bayern zu einem deutlichen Auswärtssieg in Stuttgart. Der VfB muss sich bis zum Duell am Sonntag in Köln wieder fangen.

Stuttgart - Was für ein bitterer Abend für den VfB! Von einer Überraschung gegen den FC Bayern hatten ohnehin nur die kühnsten Optimisten geträumt. Doch mit dieser bitteren Realität ist so auch nicht zu rechnen gewesen: Der Tabellen-15. erlebte beim 0:5 ein Debakel. Entsprechend tief hingen nach dem Abpfiff die Köpfe. Die über die Leistung frustrierte Mannschaft bis zum Duell am Sonntag (17.30 Uhr) beim 1. FC Köln wieder aufzurichten, wird für Pellegrino Matarazzo nun nicht einfach. „Die erste Hälfte war gut“, sagte der VfB-Coach, „doch letztlich haben wir für einen Gegner wie den FCB zu viele einfache Fehler gemacht.“

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Nach dem 2:0 in Wolfsburg war Matarazzo noch zuversichtlich. Er sprach davon, nun mit breiter Brust ins Duell gegen die Bayern zu gehen. Mit Mut. Und mit Offensivgeist. Seine Aufstellung las sich anders. Der Coach brachte Marc Kempf und bot somit vier Innenverteidiger auf, die sich bei Ballbesitz des FCB in einer Viererkette positionierten. „Wir haben ein Defensiv-Gen“, meinte der Trainer, „und das werden wir heute brauchen.“

Ramponierter Rasen

In der Verteidigung standen die Gastgeber denn zu Beginn auch meist ordentlich, sie verdichteten geschickt die Räume. Das große Problem: nach vorne ging nicht viel. Null Schüsse aufs Tor, nur eine Flanke – die Bilanz zur Pause las sich ernüchternd, und das lag nicht nur an dem stark ramponierten Rasen in der Mercedes-Benz-Arena. Vor den leeren Tribünen, auf denen lediglich 750 Mitarbeiter, Familienangehörige und Sponsoren saßen, verpasste es der VfB, das anfangs eher zweikampfschwache zentrale Münchner Mittelfeld mit Jamal Musiala und Marc Roca stärker unter Druck zu setzen.

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Zwei Chancen bei gut vorgetragenen Kontern gab es dennoch: Nach einem Pass von Tanguy Coulibaly hatte Omar Marmoush freie Bahn, schoss aber weit am Tor vorbei (25.). Und Philipp Förster zögerte nach einem starken Solo viel zu lange, sein Versuch wurde abgeblockt (45.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bayern die Weichen schon auf Sieg gestellt. Dank ihres gefährlichsten Stürmers.

Serge Gnabry vergab zwar zunächst die beste Gelegenheit, als er nach einem langen Pass mit einem Heber an Keeper Florian Müller scheiterte (25.). Eine Viertelstunde später machte es der Nationalspieler besser und nutzte den Freiraum nach einem Strauchler von Waldemar Anton zu einem schönen Schlenzer ins rechte Eck. Die 1:0-Führung der dominanten und ballsicheren Bayern war verdient – und nur eine Frage blieb offen: Gelingt es dem VfB in Hälfte zwei, frecher zu werden, den Respekt abzulegen und den Herbstmeister zu ärgern? Getreu der Vorgabe von Matarazzo: „Wie gut wir in der Offensive sind, hängt davon ab, wie die Spieler das System interpretieren.“

Zu mutig?

Daran hat sie der VfB-Coach in der Kabine wohl erinnert. Denn kurz nach der Pause drückte der Außenseiter aufs Tempo. Kapitän Wataru Endo verstolperte einen schönen Pass von Hiroki Ito, Philipp Förster und Omar Marmoush ließen ihre Chancen ungenutzt – und doch zeigte der VfB den Willen zur Wende. Allerdings nur acht Minuten lang. „Wir waren mutig“, sagte Matarazzo, „in der zweiten Hälfte vielleicht zu mutig.“

Denn nach einem Fehler von Konstantinos Mavropanos war der FC Bayern in Überzahl, Gnabry ließ Kempf aussteigen, versenkte den Ball zum 2:0 im linken Eck – und rührte bei seinem Torjubel wie immer mit einem Kochlöffel in einem imaginären Topf. Der gebürtige Stuttgarter hatte den VfB im Alleingang abgekocht, und danach servierte er seinem Kollegen Robert Lewandowski auch noch das 3:0 (69.) und das 4:0 (72.). Das 5:0 (74.) machte Gnabry dann nach einem Fehler von Keeper Müller, quasi als Sahnehäubchen, wieder selbst. Spätestens jetzt war das Debakel für den ebenso harmlosen wie überforderten VfB perfekt, die Niederlage hätte sogar noch höher ausfallen können. Sven Mislintat wollte das enttäuschende Ergebnis allerdings nicht zu hoch bewerten.

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„Wir sind gut aus der Pause gekommen, haben uns 60 Minuten lang teuer verkauft“, meinte der Sportdirektor des VfB, „dann war es eine Lehrstunde. Der FC Bayern hat einfach eine unfassbare Qualität und schon andere Mannschaften zerlegt. Das ist für uns kein Maßstab.“ Anders als der 1. FC Köln. Meint zumindest Sven Mislintat: „Wir werden mit allen Mitteln versuchen, dort zu punkten. Die Kölner sind ein Gegner auf Augenhöhe.“ Wenn die Köpfe wieder oben sind.