Mann des Spiels gegen Hertha: Serey Dié Foto: dpa

Der Ivorer spielt gegen Hertha überragend und erzielt beim 2:0-Sieg sein erstes Tor im Trikot des VfB. Hinterher gibt es Backpfeifen und Frotzeleien.

Stuttgart - Da schießt er endlich sein erstes Tor für den VfB Stuttgart – und was passiert? Serey Dié muss sich Backpfeifen gefallen lassen. Ausgerechnet! Für Kevin Großkreutz waren die vier Ohrfeigen, die er seinem Teamkollegen nach dessen sehenswertem Führungstreffer gegen Hertha BSC verteilte, aber nur ein Akt der Nächstenliebe gegenüber seinem besten Kumpel im Team.

Für den Torschützen war der Premierentreffer beim 2:0-Sieg ein Akt der Befreiung. Hätte ihm die Cannstatter Kurve nicht im Weg gestanden, der Ivorer wäre wohl bis zum Bahnhof durchgerannt. So aber ließ er sich ausgiebig auf dem Rasen feiern. Stadionsprecher Holger Laser ist wahrscheinlich heute noch heiser, so laut schrie er bei Diés Auswechslung in der 86. Minute („Wir stehen alle auf“). Tatsächlich erhoben sich selbst die notorischsten Bruddler von ihren Sitzen und spendeten Beifall.

Serey Dié riss alle mit – die Fans, die Mitspieler und seinen Trainer. „Was er geleistet hat, war herausragend“, lobte Jürgen Kramny. Und das war nicht übertrieben. Der 31-Jährige rannte, ging keinem Zweikampf aus dem Weg (die er fast alle für sich entschied) und kam auf eine Passquote von 93 Prozent. Als er gegen Ende des Spiels die Bälle im Stil eines afrikanischen Kriegers weggrätschte, tobte das Stadion.

Mitspieler ziehen ihn auf

„Er hat seine Müdigkeit nach dem Pokalspiel gegen Dortmund förmlich rausgelaufen“, analysierte Kramny und schob hinterher: „Wenn er denn müde war.“ Dié war hinterher höchstens müde, mit den Journalisten zu reden. Am Sonntag ließ er sich auf der clubeigenen Internetseite lediglich mit dem Satz zitieren: „Ich freue mich sehr über mein Tor. Aber nicht, weil ich selten Tore schieße, sondern weil ich der Mannschaft helfen konnte.“ So blieb es seinen Mitspielern überlassen, über die Torquote des Mittelfeldabräumers zu frotzeln. „Ich habe ja nicht geglaubt, dass er jemals eines macht“, scherzte Georg Niedermeier.

Für Robin Dutt kam der erste Treffer des Mannes von der Elfenbeinküste, der vor einem Jahr für 500 000 Euro vom FC Basel nach Stuttgart gekommen war, hingegen wenig überraschend. „Das Trainerteam hat mit Serey zuletzt viel an seiner Positionstreue gearbeitet.“ Was so viel heißt wie: Er konzentriert sich jetzt in erster Linie auf seine Defensivaufgaben – seine wenigen Vorstöße sind dafür umso gezielter.

Ähnliches ließe sich auch über Diés Kumpel Kevin Großkreutz sagen. Auch der Rechtsverteidiger wartet noch auf seinen ersten Treffer im VfB-Trikot. Wenn es irgendwann so weit ist, sollte er gut auf die Retourkutsche von Serey Dié vorbereitet sein.