Sercan Sararer ist für den VfB Stuttgart bislang siebenmal in der Bundesliga aufgelaufen Foto: Getty

Er kam aus dem Nichts – und war einer der Garanten für den spektakulären 5:4-Erfolg bei Eintracht Frankfurt. Nur ein flüchtiger Zauber? Oder wird das doch noch was mit Sercan Sararer und dem VfB?

Stuttgart - Schnell sind sie alle, die Kicker in der Fußball-Bundesliga. Doch nur wer auch schnell mit dem Ball ist, macht den Unterschied. Einer wie Sercan Sararer zum Beispiel. Wenn der 24-Jährige auf Tempo umschaltet, sehen seine Gegenspieler nur noch zwei Zweier – Sararers Rückennummer. Den Ball aus vollem Lauf Richtung gegnerischen Strafraum zu treiben, um dort enge Situationen im Spiel Eins gegen Eins aufzulösen, sind die großen Stärken des Türken.

Deshalb haben sie beim VfB ihn 2013 aus Fürth an den Neckar geholt – auf Empfehlung des damaligen Trainers Bruno Labbadia. Doch Sararers Entwicklung stagnierte, schnell spielte er keine Rolle mehr. Es folgten die Übungsleiter Thomas Schneider und Huub Stevens – Sararers Stammplatz blieben Bank oder Tribüne. Unter Armin Veh ging es noch eine Etage tiefer: Der aktuelle VfB-Coach beorderte den offensiven Mittelfeldspieler zur zweiten Mannschaft. Für Profifußballer eine Demütigung – sind damit doch auch wichtige Statussymbole wie der eigene Parkplatz verknüpft.

Doch Sararer hat sich nicht groß drum geschert – und seine Rolle als Degradierter nicht trotzig, sondern mit viel Kampfeslust angenommen. Unter Trainer Jürgen Kramny tat er das, was er am besten kann: Gas geben. In sechs Spielen lieferte er immerhin drei Torvorlagen. Die Mannschaft kletterte im Eiltempo aus dem Tabellenkeller Richtung Mittelfeld; eine Entwicklung, an der Sararer und der gleichfalls ausgemusterte Raphael Holzhauser entscheidenden Anteil hatten.

Jetzt ist die zweite Mannschaft für den gebürtigen Nürnberger schon wieder Vergangenheit. Die Verletzung von Vedad Ibisevic hat ihn zurück nach oben gespült. Beim 5:4-Sieg in Frankfurt am vergangenen Wochenende gab der zwölffache türkische Nationalspieler ein beachtliches Comeback bei den Profis. Auch Armin Veh war sehr angetan von Sararers Leistung, was diesem runterging wie Öl. „Das Lob des Trainers hat mir gut getan“, sagt er. Gleichwohl ist sich der Vater einer vierjährigen Tochter sehr wohl bewusst, dass er sich davon nichts kaufen kann. Sararer steht – mal wieder – an einem entscheidenden Punkt seiner Karriere. War der fulminante Auftritt in Frankfurt nur ein einmaliger Ausreißer nach oben? Oder nutzt der flinke Türke die sich ihm nun bietende Perspektive zum Durchbruch?

Der Türke will sich beim VfB behaupten

„Ich habe immer gesagt, dass ich mich hier durchsetzen will. Daran haben die letzten Wochen nichts geändert“, beteuert er. An einen Wechsel im Winter verschwendet er keinen Gedanken. Keine Frage, Sercan Sararer will sich und dem Umfeld etwas beweisen. Das hat vor allem mit einem unrühmlich zu Ende gegangenen Discoabend in seiner Heimat zu tun. Sararer geriet in eine Schlägerei, brach sich die Nase, wurde vom Verein zu einer Geldstrafe verurteilt und war fortan endgültig unten durch. „So will ich hier nicht in Erinnerung bleiben“, meint er und schiebt, offenbar geläutert, hinterher: „Von so etwas halte ich mich seither fern.“

Jetzt gilt es in jedem Training dranzubleiben – und Armin Veh zu beweisen, dass er mehr kann als nur sporadisch sein Talent aufblitzen zu lassen. Das heißt vor allem: mehr nach hinten mitarbeiten, nicht stehen bleiben, wenn der Ball verloren geht, taktische Anweisungen von Trainer und Mitspielern achten. Dinge, die Sararer in der Vergangenheit oftmals für überbewertet hielt.

In Armin Veh hat er dafür sicherlich einen guten Fußballlehrer. Nachdem der 53-Jährige ihm erst die Ohren lang gezogen hat, kehrt der Augsburger nun seine väterliche Seite nach außen. Keine Frage: Wenn einer einen Spielertyp wie Sararer auf den rechten Weg bringen kann, dann er.