Das Knie schmerzt: Daniel Didavi (li., mit Physio Gerhard Wörn) Foto: Baumann

Reha statt Trainingslager: Wegen Schmerzen im operierten Knie muss VfB-Profi Daniel Didavi auf die Reise nach Portugal verzichten. Auch zwei Kollegen bleiben in Stuttgart.

Stuttgart - Neues Jahr, neues Glück? Von wegen! So hatte es sich Daniel Didavi (24) gewünscht, doch wie das zuletzt bei dem Mittelfeldspieler häufig der Fall war – es kam anders. Statt auf gepackten Koffern sitzt der gebürtige Nürtinger mal wieder in der Patsche. Wenn die Mannschaft an diesem Freitag ins Trainingslager an die Algarve fliegt, schuftet Didavi im VfB-Reha-Center. Wieder mal. Der Grund ist altbekannt: Das linke Knie spielt nicht mit – Didavis Problemknie, seit er sich dort vor zweieinhalb Jahren einen Knorpel geschädigt hatte. Seither musste er, speziell nach hohen Belastungen, immer wieder Rückschläge hinnehmen – so wie jetzt. „Nach zwei Jahren, in denen er nicht spielen konnte, ist das nicht weiter verwunderlich“, sagt Raymond Best.

Deshalb ist der Mannschaftsarzt des VfB weit davon entfernt, Alarm zu schlagen. Vielmehr sei die Entscheidung, Didavi nicht mit nach Portugal zu nehmen, auch eine Vorsichtsmaßnahme. „Der Körper ist ein anpassungsfähiges Konstrukt“, sagt Best, „wenn Sie sich drei Tage im Gebirge aufhalten, gewöhnt sich der Körper an die Höhenluft.“ So sei es auch nach Didavis Knorpelschaden gewesen. „Sein Körper hat einige Zeit gebraucht, um sich den Belastungen des Bundesliga-Alltags anzupassen. Das ist gelungen.“ Ende der vergangenen Hinrunde bestritt Didavi sieben Spiele, zu Beginn der neuen Runde kam er auf fünf weitere Einsätze. Alles sah gut aus, doch dann erlitt Didavi Mitte Oktober in einem Testspiel einen Muskelbündelriss im linken Oberschenkel. „Das allein ist schlimm genug“, sagt Raymond Best, „aber dann einen vorverletzten Spieler wieder auf Bundesliga-Niveau zu führen, dauert umso länger.“ Und ist nicht frei von möglichen weiteren Rückschlägen.

Angesichts seiner Vorgeschichte wandelt Daniel Didavi gesundheitlich immer auf einem schmalen Grat. Zuletzt hatten Trainer Huub Stevens und der neue Konditionstrainer Chima Onyeike die Spieler bei täglich zwei Übungseinheiten hart rangenommen. Darauf hat sein Knie nun reagiert. Seit Montag ist Didavi in der Reha-Welt. Laufen und schwimmen kann er inzwischen wieder beschwerdefrei, höhere Belastungen verkneift er sich vorerst. Weshalb Huub Stevens in Lagos schweren Herzens auf den Kreativgeist verzichtet. Schließlich ist niemandem gedient, wenn Didavi in Portugal nur um den Platz traben kann und die Trainingseinheiten mit halber Intensität mitmachen muss.   Lieber soll er das Knie in Stuttgart gezielt aufbauen – wo er im Übrigen in guter Gesellschaft ist.

Nicht nur Didavi, sondern auch Antonio Rüdiger und Carlos Gruezo bleiben in der Heimat. Rüdiger (21) macht nach seiner Meniskusoperation gute Fortschritte, Raymond Best bescheinigt dem Innenverteidiger „einen absolut zufriedenstellenden Heilungsverlauf“, doch an Lauftraining ist noch nicht zu denken. Schon gar nicht will sich Best festlegen, wann der Nationalspieler ins Mannschaftstraining oder gar auf einen Bundesligaplatz zurückkehren kann: „Das dauert auf jeden Fall noch.“ Carlos Gruezo (19) klagte zu Wochenbeginn über Probleme im Oberschenkel, die von einem Muskelfaserriss herrühren. „Carlos wird uns nicht allzu lange fehlen“, sagt Raymond Best. Rund drei Wochen wird der Mittelfeldmann aus Ecuador kürzertreten müssen. „Wenn wir am 24. Januar aus dem Trainingslager zurückkehren, dürfte er schon ein ganzes Stück weiter sein“, hofft der Mediziner.

Für Daniel Didavi gilt das ebenfalls, wobei die weitere Prognose in seinem Fall eher vage ausfällt. „Wenn wir wieder in Stuttgart sind, werden wir das Knie eingehend kontrollieren und dann die weiteren Schritte besprechen“, sagt Raymond Best. Nicht auszuschließen, dass Daniel Didavi bis zum Karriereende an den Spätfolgen seines Knorpelschadens zu leiden hat. Allerdings, Best macht ihm auch Mut und Hoffnung. Verteidiger Naldo vom VfL Wolfsburg ist nach einem Knochenödem im rechten Knie im April 2010 für eineinhalb Jahre ausgefallen. Danach hat er sich aufgerappelt, „und jetzt spielt er wieder konstant durch“.

Nichts sehnlicher wünscht sich Daniel Didavi auch.