Thomas Hitzlsperger (rechts) hört sehr genau zu, was VfB-Präsident Wolfgang Dietrich zu sagen hat. Foto: dpa

Die Medien haben überwiegend eindeutig auf die Personalrochade beim VfB Stuttgart reagiert. Michael Reschke gegen Thomas Hitzlsperger auszutauschen bewerten sie als Chance für einen Neubeginn.

Stuttgart - Statt wie üblich im Bundesliga-Geschäft den Trainer zu entlassen, hat sich der VfB Stuttgart von Sportvorstand Michael Reschke getrennt. Seine Arbeit übernimmt jetzt der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger. Die Frage ist: Wie lange bleibt jetzt Trainer Markus Weinzierl im Amt? Die Pressestimmen zum Personalwechsel beim VfB.

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„FAZ“: Die Abberufung Reschkes war ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es war auch ein richtiger Schritt zu wenig. Es ist weiterhin anzunehmen, dass Weinzierl nach der zu befürchtenden nächsten Niederlage gegen RB Leipzig am kommenden Wochenende trotzdem gehen muss. Ein neuer Sportvorstand und ein neuer Trainer wären tatsächlich eine gute Grundlage, um Grundsätzliches zu verändern in Stuttgart. Unmittelbar wie perspektivisch.

„Schwäbische Zeitung“: Reschke hatte sich in den vergangenen Monaten angreifbar gemacht, die Fans äußerten Unmut über den nach dem Aufstieg vom FC Bayern München zum VfB Stuttgart gekommenen 61-Jährigen. Dass er seinem Ruf als hervorragender Kaderplaner und Experte für den internationalen Spielermarkt nie gerecht wurde, leistete sein Übriges. Seine Transfers, die über 50 Millionen Euro kosteten, erzielten nie die erhoffte Wirkung. Aus den großen Erwartungen an den Cannstatter Wasen wurden immer mehr riesige Abstiegssorgen.

Manager-Beben in Stuttgart

„Bild“: Manager-Beben in Stuttgart – Hitzlsperger kommt für Resche. Die Stuttgarter stehen mit 15 Punkten nur auf Platz 16, verloren gerade erst nach desaströsem Aufritt 0:3 in Düsseldorf. Reschke hatte diese Saison rund 45 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, die zum großen Teil gefloppt sind (Gonzalez, Castro, Maffeo). Auch die Außendarstellung des Sport-Vorstands missfiel vielen im Verein.

„Frankfurter Rundschau“: Wolfgang Dietrich gehört dem Vernehmen nach nicht zu jenen Menschen, die beim Zweifeln mit sich selbst beginnen. Was das angeht, stellen sich solche Charaktere gern in der eigenen Wahrnehmungstabelle weit hinten an, was, Ironie des Schicksals, gerade wundervoll zum tatsächlichen Tabellenstand des ruhmreichen VfB passt. Insoweit ist es nur logisch, dass der 70-Jährige, der in Personalunion auch Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, bei der aktuellen Aufräumaktion nicht bei sich selbst und seiner sportpolitischen Verantwortung angefangen hat, sondern beim Sportdirektor.

Aufbrausendes Gemüt

„Kicker“: Spätestens mit der „Nicht-Entlassung“ von Markus Weinzierl wurde klar: Die Regentschaft des Sportchefs mit dem aufbrausenden Gemüt neigt sich ihrem Ende entgegen. Jetzt ist der Mann, der beim VfB Geschichte schreiben sollte und wollte, selbst Geschichte. Eine unrühmliche dazu. Reschke, der mit Lobeshymnen wie kein anderer im Sommer 2017 empfangen worden war und nun zur Belastung wurde, scheiterte an sich selbst. An seinem Ego, an seinem Wunsch, stärker im Sonnenlicht der Spitzenklasse zu stehen. In Leverkusen und bei Bayern München hatte er sich einen hervorragenden Ruf erworben, dort allerdings in der zweiten Reihe. Sein Wirken beim VfB wird als die Zeit verbrannter Erde, verbrannter Gelder und verbrannter Trainer in Erinnerung bleiben sowie vieler Spieler ohne richtiges Feuer.

„Süddeutsche Zeitung“: Hitzlsperger beim VfB Stuttgart: Volleyschuss ins Chefbüro.