Wird Wolfgang Dietrich zum VfB-Präsidenten gewählt, will er ehrenamtlich tätig sein. Foto: dpa

Die Nominierung von Wolfgang Dietrich als einzigem Kandidaten sorgt an der Fanbasis für Diskussionsstoff. Auch, weil der 68-Jährige vier Jahre lang Sprecher des Bahnprojektes „S 21“ war.

Stuttgart - Das Wahlergebnis auf der Mitgliederversammlung des VfB am 28. Juli 2014 trug fast schon sozialistische Züge. Mit 93,1 Prozent stimmte die Fangemeinde des VfB vor zwei Jahren einer Satzungsänderung zu, die sich mit dem Punkt „Wahl des Präsidenten“ befasste. Die Nominierung von nicht nur einem, sondern künftig auch zwei Kandidaten für das wichtigste Amt beim VfB ist seither „möglich, aber nicht verpflichtend“, wie es inzwischen in den Club-Richtlinien heißt. So sollte fortan dem Wunsch der Basis nach mehr Vielfalt entsprochen werden.

Seit Wolfgang Dietrich(68) mit Blick auf die Mitgliederversammlung am 9. Oktober seinen Hut offiziell als Präsidentschaftskandidatin den Ring geworfen hat, sind die Reaktionen sehr vielfältig – und oft hoch emotional. Denn die Wahl des ersten Mannes im Club treibt die Mitglieder um. Zum einen, weil der VfB-Aufsichtsrat mit dem ehemaligen S-21-Sprecher, Sportrechtehändler und Unternehmer wieder nur einen Bewerber präsentiert. Aber auch die Frage, ob der Präsident künftig nicht mehr haupt- sondern wie letztmals zu Zeiten von Gerhard Mayer-Vorfelder und Manfred Haas ehrenamtlich tätig sein soll, sowie die persönliche Eignung des Kandidaten Dietrich beschäftigt die VfB-Gemeinde.

Warum wieder nur ein Kandidat?

„Also mit Demokratie hat diese Wahl nichts mehr zu tun. Es ist eher eine vom Aufsichtsrat vorgekaute Wahl (Diktatur in der Demokratie) gemäß dem Motto: Hier ihr dummen Mitglieder, da wählt mal schön“, findet Joachim Leuze, während der VfB-Anhänger Michael Wendling aus Kirchheim/Teck sagt: „Für uns Fans heißt es: Friss oder stirb – nehmt den, sonst habt ihr Pech gehabt.“

Während Teile der Anhängerschaft ihren Unmut kundtun, ist die Position des Aufsichtsrats um den Chef Martin Schäfer eine grundlegend andere: Warum, so die Auffassung des Gremiums, sollte man zwei Kandidaten positionieren, die sich gegenseitig zerpflücken, wenn man von den Qualitäten des Wolfgang Dietrich überzeugt ist? Letzterer ließ wissen, er hätte sich nicht zur Kandidatur entschieden, wenn man bereits eine andere geeignete Person gefunden hätte. Nun wolle er dem Club dienen. Bei viel Kritik am Prozedere des VfB vertritt etwa Christian Schneider aus Ludwigsburg die Position der Gegenseite: „Wie wäre es denn, wenn die Gegner von Dietrich mal einen Gegenvorschlag bringen.“

Ein Kandidat, der polarisiert

Eines darf Wolfgang Dietrich bereits jetzt auf der Habenseite verbuchen: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern als einzige Kandidaten, die damals weithin unbekannten Bernd Wahler und Gerd Mäuser, ist er vor allem durch seine vier Jahre als Sprecher des Bahnprojektes „Stuttgart 21“ ein bekanntes Gesicht, aber auch ein Kandidat, der polarisiert. Während sich Peter Lückmann angesichts des Abstieges des VfB in Sarkasmus flüchtet („Mit unterirdischen Projekten und Tieferlegungen kennt sich Dietrich ja aus“) und einige Fans die Vorgeschichte Dietrichs bemängeln, der über seine Firma Quattrex Sports AG unter anderem als Kreditgeber bei den Stuttgarter Kickers in Erscheinung trat, findet Markus Eipper aus Wolfschlugen: „Dass er S-21-Sprecher war, tut nichts zur Sache. Er ist langjähriges Mitglied – und ihm liegt der VfB am Herzen.“

Tatsächlich hält Dietrich, Mitgliedsnummer 836, seit 42 Jahren dem VfB die Treue – und besitzt sogar Fans wie den Lokalpolitiker Thomas Rudolph von der CDU Stuttgart-Ost, der dem Kandidaten seine Stimme geben will, „weil ich seine Durchschlagskaft und seinen Einsatz kenne“.

Haupt- oder Ehrenamt?

Sollte Dietrich zum VfB-Präsidenten gewählt werden, käme für ihn lediglich die ehrenamtliche Variante in Frage. Er sei politisch, finanziell und persönlich unabhängig, erklärte der 68-Jährige dazu. Doch Werner Hausner aus Alfdorf befürchtet, Dietrich könnte zu wenig Zeit für den VfB haben, während Yvonne Schneider aus Kirchheim sagt: „Er hat bestimmt viel nebenher laufen – und kann sich nicht voll für uns aufopfern.“ Seit 2003 hatte der VfB beginnend mit Erwin Staudt stets einen hauptamtlichen Präsidenten. Damals hieß es im Verein, angesichts der Fülle der Aufgaben sei dies zeitgemäß.

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