Philipp Klement ist vom SC Paderborn zum VfB Stuttgart gewechselt. Foto: Baumann

Er kam als Aufsteiger zum Absteiger – nun will Philipp Klement auch mit dem VfB Stuttgart nach oben. Im Interview spricht der Mittelfeldspieler über die neue Saison – und erklärt, was es für den Aufstieg vor allem braucht.

Stuttgart - An diesem Freitag (20.30 Uhr) startet der VfB Stuttgart gegen Hannover 96 in die neue Saison der zweiten Liga. Mit dabei ist dann auch Philipp Klement – als einer von 14 Neuen im Kader des Absteigers. Der Offensivmann kommt vom SC Paderborn, mit dem er in die Bundesliga aufgestiegen ist. Im Interview spricht der torgefährliche Mittelfeldspieler über diese kuriose Situation – und über Vieles mehr.

Herr Klement, der Saisonstart steht bevor: VfB Stuttgart gegen Hannover 96, ein Flutlichtspiel vor 50000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena. Wie groß ist Ihre Vorfreude?

Sehr groß. Das ist gleich zum Auftakt ein Highlight-Spiel, denn da stehen sich im Eröffnungsspiel der zweiten Liga zwei Clubs gegenüber, die unbedingt wieder nach oben wollen. Für uns als Mannschaft gibt diese Begegnung sicher auch eine erste Orientierung, wo wir sportlich nach der Vorbereitung stehen.

Haben Sie schon einmal vor einer solchen immensen Kulisse gespielt?

Ja, in der Vorsaison habe ich mit dem SC Paderborn in Köln und Hamburg gespielt. Das ist eine vergleichbare Dimension. Und mein Bundesliga-Debüt hatte ich mit dem FSV Mainz 05 auf Schalke. Aber ich gebe zu: Es waren bisher immer die gegnerischen Fans, die für eine solch großartige Kulisse gesorgt haben. Nun sind es die eigenen Anhänger in einem Heimspiel, welche die Atmosphäre ausmachen werden – das habe ich so noch nie erlebt.

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Wie sind denn Ihre ersten Erfahrungen mit den VfB-Fans?

Äußerst positiv. Den ersten Kontakt mit den Anhängern gab es beim offiziellen Trainingsstart. Da waren 4500 Fans dabei. Das war beeindruckend. Ich habe anschließend bei den anderen Zweitligisten die jeweiligen Trainingsstarts weiterverfolgt. Es ist kein anderer Club an diese Zahl herangekommen. Für uns neue Spieler war das insgesamt ein sehr positives Zeichen.

Entscheidung für den VfB vor dem Abstieg

Warum?

Weil wir gleich den Eindruck gewonnen haben, nicht in einen Verein zu kommen, in dem nach dem Abstieg alle zu Tode betrübt sind. Diese gute Stimmung ist wichtig.

Damit allein lassen sich aber keine Spiele gewinnen. Was erwarten Sie gegen Hannover 96 für eine Partie?

Klar wäre es für alle Beteiligten gut, mit einem Sieg zu starten. Auch weil es viele Veränderungen in der Mannschaft gibt. Da würde ein Sieg das Selbstvertrauen stärken. Aber ich warne ein bisschen davor, diese Partie überzubewerten, wenn sie nicht erfolgreich laufen sollte. Es kommen noch 33 weitere.

Lesen Sie hier: Wer wird der neue Kapitän des VfB – und wer waren seine Vorgänger?

Stimmt. Und diese hätten Sie gar nicht in der zweiten Liga bestreiten müssen.

Selbstverständlich hätte ich auch gerne in der Bundesliga gespielt. Aber es war meine Entscheidung, beim VfB zu unterschreiben. Das habe ich ja erst nach dem Paderborner Aufstieg und dem Stuttgarter Abstieg getan – voller Überzeugung. Dabei geht es mir vor allem um die langfristige Perspektive, die der VfB bietet. Die Optionen lauteten letztlich: vier hoffentlich erfolgreiche Jahre beim VfB oder eine weitere Saison in Paderborn. Dort gehört es zum Geschäftsmodell, erfolgreiche Spieler zu transferieren, und eine vorzeitige Vertragsverlängerung stand nicht wirklich zur Debatte.

Sie kommen mit der persönlichen Bilanz von 16 Treffern und sieben Torvorlagen nach Stuttgart. Nicht schlecht für einen Mittelfeldspieler. Was haben Sie sich für die neue Saison vorgenommen?

Ich messe mich nicht an Statistiken. Für mich zählt es, mein Leistungspotenzial auszuschöpfen. Wenn ich das schaffen sollte, dann kommen Treffer und Torvorlagen automatisch. Wie viele es letztlich sein werden, ist zweitrangig.

Das Programm zum Start hat es in sich

Für die Mannschaft kann es aber nur ein Ziel geben: den Aufstieg.

Sicher, alles andere wäre unglaubwürdig. Dieses große Ziel des Vereins ist uns auch allen bewusst. Dennoch finde ich persönlich es schwer, jetzt schon über etwas zu sprechen, das in zehn oder elf Monaten so weit sein soll. Ich halte es für entscheidend, das nächste Spiel vor Augen zu haben, vielleicht noch die nächsten paar Begegnungen zu sehen.

Nach dem Start geht es zum 1. FC Heidenheim, und danach kommt der FC St. Pauli.

Dieses Auftaktprogramm hat es in sich. Wie stark die zweite Liga diesmal aber insgesamt sein wird, ist schwierig einzuschätzen. Vergangene Saison hieß es ja auch, der 1. FC Köln und der Hamburger SV steigen direkt auf, und die anderen Mannschaften kämpfen um die restlichen Plätze. Gekommen ist es anders. Ich denke, dass sich im Aufstiegsrennen auch diesmal zu den Favoriten wieder Überraschungsmannschaften gesellen werden. Es gilt also, nicht nur auf Hannover 96, den HSV und den 1. FC Nürnberg zu achten.

Auf welche Faktoren wird es denn für den VfB Stuttgart ankommen, um gleich wieder den Sprung in die Bundesliga zu schaffen.

Ganz klar, wir müssen eine Einheit werden. Alle Spieler müssen auf dem Platz in eine Richtung denken und handeln. Außerdem brauchen wir Konstanz in unseren Leistungen. Auch der Spaß an der Sache darf nicht zu kurz kommen. Es muss eine Freude darüber spürbar sein, in der zweiten Liga zu spielen und etwas erreichen zu wollen.