Am Dienstag mussten die Profis des VfB Stuttgart um 10 Uhr auf dem Rasen stehen. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Peter Petsch

Die Profis des VfB Stuttgart verbindet eine Art Hassliebe mit Christos Papadopoulos. Der Konditionstrainer quält sie in der Saisonvorbereitung bis aufs Blut. Dabei meint er es nur gut.

Stuttgart - Serdar Tasci spielt den Ball quer zu Georg Niedermeier, der Innenverteidiger sucht eine Anspielstation im Mittelfeld, drischt den Ball flach nach vorn, wo er postwendend zurückkommt. Wieder ein Querpass, wieder ein Steilpass, noch ein Rückpass. So geht das, bis der Weg nach vorn frei ist. Dann geht die Post ab. Zuweilen stoppt Bruno Labbadia das Treiben, dann bleiben die Spieler wie angewurzelt stehen, und der Trainer fuchtelt mit den Armen und erklärt, was jetzt wieder falsch gelaufen ist.

Intensiv-Trainingswoche nennt sich das. Seit Montag legt der VfB in vier Schichten täglich die Grundlagen für die neue Saison, aber körperlich intensiv ist diese Taktikschulung an diesem Vormittag nicht unbedingt. Die Stabilisationseinheit um 7.45 Uhr, 45 Minuten Gymnastik der gehobenen Art, schon eher. Damit die Umstellung die Spieler nicht unvermittelt trifft, mussten sie auch schon vergangene Woche vor dem Fußballtraining zu einer verkürzten Stabi-Einheit antreten, gnädigerweise erst um 9.30 Uhr. Intensiv, richtig intensiv aber wird es, wenn wie am Nachmittag Christos Papadopoulos ins Spiel kommt. Der Deutsch-Grieche, vor 48 Jahren in Schorndorf geboren, ist als Konditionstrainer der Mann fürs Grobe. Der Mann, der scheinbar keine Rücksicht nimmt. Dabei ist jede Einheit penibel ausgetüftelt und wissenschaftlich unterfüttert.

In diesen Tagen ist Papadopoulos wieder in seinem Element. Wenn die Spieler schwitzen und stöhnen, huscht ein Lächeln über sein Gesicht, das manche diabolisch nennen. Papadopoulos, den alle Papa nennen, bezeichnet sich als „sanften Schleifer“. Das ist relativ. Das Härteste, was er mit den VfB-Profis anstellt, sind zehn 1000-m-Läufe. Nicht auf zehn Tage verteilt, sondern direkt hintereinander. Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Tempo kontinuierlich steigern muss. Der erste Lauf ist der langsamste, der zehnte der schnellste. Und alles bei 28 Grad Außentemperatur. Geht nicht? Geht wohl. Nur ein Beispiel: Ein Spieler benötigte 4:15 Minuten im ersten und 3:20 Minuten im letzten Lauf – Respekt!

Variation zwischen Intensität und Volumen

Papadopoulos nennt diese Belastung „supramaximal“. Anders als „submaximal“, das ist kaum der Rede wert. Und „maximal“, das ist das, was alle machen. „Die Spieler glauben nicht, dass es mehr gibt als maximal“, sagt Papa, „aber das gibt es.“ Er belehrt sie immer wieder eines Besseren.

Das zahlt sich aus, seit Jahren schon. Gegen Spielende, wenn die Beine schwer sind und der Kopf träge wird, kann der VfB in aller Regel körperlich zulegen. „Urlaub geht anders“, sagt Christian Gentner mit verkniffener Miene, „aber es lohnt sich ja.“

In seinem Trainingsaufbau variiert Papadopoulos zwischen Intensität und Volumen. Jetzt, in der zweiten Trainingswoche, ist die Ausdauer am höchsten. Nächste Woche erreicht die Intensität das Maximum. Oder besser: das Supramaximum. „Allein im August haben wir acht Pflichtspiele, die Nationalspieler sogar neun. Bis dahin müssen wir topfit sein“, sagt Papadopoulos. Und das, obwohl Spieler wie Vedad Ibisevic erst Ende vergangener Woche aus dem Urlaub kamen und Gotoku Sakai erst nächste Woche ins Training einsteigt.

Trotz der Extrembelastung – willig sind sie alle. „Das zeichnet die Mannschaft aus“, lobt Papadopoulos, „auch die Neuzugänge. Für die war unser Programm ein bisschen überraschend.“ Was Konstantin Rausch bestätigt. Der linke Verteidiger zieht den Vergleich zu seinem bisherigen Verein Hannover 96 und sagt: „Das ist schon ein Stück härter und intensiver hier. Aber wenn die Saison beginnt, werde ich richtig fit sein.“

Damit er recht behält, bittet Papadopoulos die Spieler am späten Nachmittag zu einer vierten Einheit im Kraftraum. „Cool down“ nennt er das – abkühlen. An diesen Humor muss man sich erst mal gewöhnen.

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