Der VfB Stuttgart hat in dieser Saison viele Probleme: Auch nach ruhenden Bällen will das Runde nicht ins Eckige. Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart hat nach einem ruhenden Ball noch gar keinen Treffer erzielt, ist im Bundesliga-Ranking auch in dieser Hinsicht Letzter. Doch das soll sich nun ändern.

Stuttgart - Die Daten, welche die Statistikabteilung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aktuell aufs Tapet hievt, sie regen besonders mit Blick auf den VfB Stuttgart zum Nachdenken an. Rund ein Drittel der Tore in der Fußball-Bundesliga, so weist es das Zahlenmaterial aus, sind im aktuellen Spielbetrieb in Deutschlands höchster Liga bisher entweder direkt nach Standards oder im unmittelbaren Anschluss daran, also mit dem sogenannten zweiten Ball, gefallen.

Dabei nimmt sich dieser Anteil gemessen an internationalen Vergleichsgrößen noch gering aus: Bei der Fußball-WM in Russland im Sommer etwa, da fielen sogar 45 Prozent der Tore nach einem ruhendem Ball, also nach Eckball, Freistoß oder Elfmeter. Sogar der weite Einwurf taugt mancherorts als Stilmittel, um zum Torerfolg zu kommen.

Altintop soll dem Problem auf den Grund gehen

Markus Weinzierl sind derlei Fakten längst bekannt. „Den Standards kommt eine sehr große Bedeutung zu“, sagt der Stuttgarter Chefcoach, der in diesem Bereich den Hebel angesetzt hat. Immerhin wurde in dem Ex-Profi Halil Altintop ein Neuling im Trainergeschäft verpflichtet, der den VfB auch in der Abteilung ruhender Ball auf Vordermann bringen soll. „Ich schätze Halil sehr. Er hat schon als Spieler wie ein Trainer gedacht – und er bringt die Erfahrung von 351 Bundesliga- sowie mehr als 80 internationalen Spielen mit“, sagt Weinzierl, der mit Altintop bereits während seiner ersten Bundesliga-Station beim FC Augsburg gut harmonierte.

Unstrittig ist, dass der VfB in Sachen Standards noch einiges an Nachholbedarf besitzt. Denn im ligainternen Standard-Ranking liegen die Stuttgarter – wie auch in der Tabelle – auf dem letzten Platz. Noch überhaupt kein Tor ist den Mannen um den Kapitän Christian Gentner in dieser Spielzeit im Anschluss an eine Ecke oder einen Freistoß gelungen. Und nur Zyniker werden jetzt einwenden, dass es der in sieben von zehn Bundesliga-Partien sogar komplett torlose VfB in der bisherigen Spielzeit ja nur auf sechs Treffer gebracht hat. Denn statistisch gesehen müssten immerhin zwei der sechs Tore nach Standards gefallen sein. Einen Elfmeter hat der VfB auch noch nicht zugesprochen bekommen.

„Die Standards sind ein wichtiges Element, um Spiele zu entscheiden. Mir war erst mal wichtig, dass die Zahl der Standards höher wird als etwa gegen Bayern München, wo der VfB ja gar keine hatte“, erklärt Markus Weinzierl: „Gegen Dortmund hatten wir dann schon zwölf Standardsituationen. Ich wünsche der Mannschaft, dass sie mal das Momentum für sich hat, um etwa nach einem ruhenden Ball in Führung zu gehen.“

Hierbei sind zunächst die Freistoß- und Eckballspezialisten beim VfB gefragt: Dazu zählt neben Erik Thommy und Dennis Aogo auch der seit Wochen an Achillessehnenproblemen laborierende Daniel Didavi, den Weinzierl mit Blick auf das Gastspiel bei seinem Ex-Club 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr) noch nicht ganz aufgegeben hat. „Wir werden mit aller Vernunft entscheiden, wie wir mit ihm umgehen.“

Klar ist schon jetzt, dass der VfB bei den Standards schnellstmöglich Boden auf die auch in dieser Hinsicht enteilte Konkurrenz gutmachen muss. Denn elf der 18 Clubs in der Fußball-Bundesliga haben bisher mehr als ein Drittel ihrer Tore nach ruhenden Bällen erzielt. Spitzenreiter ist hier der Ligazweite Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen erzielten bisher zehn ihrer 23 Tore nach Standards.

Die pfiffigen Engländer machen es vor

Als ein Vorreiter in Sachen Freistoß-Taktik hat sich Englands Coach Gareth Southgate einen Namen gemacht. Und dies nicht nur, weil sich seine Three Lions bei der WM vor Freistößen und Eckbällen stets einreihten, als würden sie in den Bus einsteigen. Mehr eigene Finesse bei Standards ist nun neben der Gegneranalyse das Hauptthema, dem sich Halil Altintop beim VfB annehmen soll. Wenn sich der Jungcoach nebenbei auch des Stuttgarter Fernschuss-Problems annehmen würde, wäre dies gewiss kein Fehler.