Wieder ein spätes Gegentor, wieder kein Sieg: Vedad Ibisevic (re., Granit Xhaka) Foto: dpa

Im Kampf gegen den Abstieg spricht vieles für den VfB – wenn nur nicht wie beim 1:1 in Mönchengladbach die Torschusspanik und der Fluch der letzten Minuten wären.

Mönchengladbach - Am Ende der jüngsten emotionalen Achterbahnfahrt drängte es Fredi Bobic aus der Kabine, hinaus ins Freie. „Jetzt brauche ich erst mal fünf Minuten Pause“, sagte der Sportdirektor. Hoffen, bangen, leiden – es war, in dieser Reihenfolge, wieder alles drin gewesen beim 1:1 in Mönchengladbach. Hoffen, weil das frühe Führungstor durch Daniel Didavi die Weichen Richtung Sieg stellte. Bangen, weil Martin Harnik, Timo Werner, Didavi und Ibrahima Traoré auch die dicksten Chancen nicht vollendeten. Und leiden, weil der kleine Juan Arango kurz vor Schluss den Ball zum Ausgleich über die Linie köpfte. „Wir verwerten unsere Chancen nicht und fangen wieder ein spätes Gegentor ein, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, lamentierte Sven Ulreich.

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30 Punkte hat der VfB in dieser Saison schon nach einer Führung eingebüßt. 16 Punkte allein durch Gegentreffer in der letzten Viertelstunde. Klar, dass das aufs Gemüt schlägt. Christian Gentner, der Kapitän, ahnte sofort, wie sich die jüngsten Nackenschläge auf die Gefühlslage der Mannschaft auswirken werden: „Das wird uns wehtun, heute und morgen ganz bestimmt. Aber dann müssen wir uns neu konzentrieren. Und gegen Schalke müssen wir am Sonntag beweisen, dass uns das nicht umwirft.“

Nicht verzagen, weiterplagen!

Es wird sich lohnen – davon ist zumindest Fredi Bobic nach dem wohl besten Auswärtsspiel des VfB in dieser Saison überzeugt. Weshalb sich der Manager gleich als Psychologe hervortat, indem er die „überragende Leistung“ gegen den Champions-League-Anwärter zum Mutmacher ausrief: „Wir müssen an unsere Stärken glauben. Ich weiß nicht, welche Mannschaft hier so aufgespielt hat – außer die Bayern vielleicht.“ Es ist nicht der einzige Hoffnungsschimmer im Kampf gegen den Abstieg.

Stabilere Defensive

Stabilere Defensive: Seit Huub Stevens das Sagen hat, steht die Abwehr ungleich sicherer. Ruhig und abgeklärt behielt die Viererkette auch im Borussia-Park die Übersicht. Was nicht vor einem Stellungsfehler wie beim 1:1 durch Georg Niedermeier schützte. Stevens mochte das nicht dem Gesetz der Serie zuordnen: „Das hatte vielleicht mit Müdigkeit zu tun“, sagte der Coach.

Struktur in der Offensive

Struktur in der Offensive: Das Spiel nach vorn ist nicht mehr vogelwild, seit Daniel Didavi die Fäden im Mittelfeld zieht. Nach seiner fast zweijährigen Verletzungspause hätte dem VfB nichts Besseres passieren können als seine Rückkehr in die Startelf.

Der Zusammenhalt

Der Zusammenhalt: Der VfB ruft seit drei Spielen (gegen Dortmund, Freiburg und Gladbach) konstant ansprechende Leistungen ab. Die Mannschaft hat sich zusammengerauft. Anders die Konkurrenz: Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht hisst im Kampf um den Klassenverbleib die weiße Fahne („Es ist sehr schwer, noch daran zu glauben“), sein Nürnberger Kollege Gertjan Verbeek spricht seiner Truppe die Qualität ab, und Mirko Slomka kommt mit dem Hamburger SV nicht in die Spur.

Die Ersatzbank

Die Ersatzbank: In Mönchengladbach wechselte Huub Stevens die Offensivspieler Vedad Ibisevic und Moritz Leitner ein, beide blieben wirkungslos. Zuletzt gegen Freiburg waren Alexandru Maxim und Timo Werner reingekommen und hatten losgewirbelt. Die zweite Reihe ist nicht zwangsläufig ein Plus, doch anders als die direkten Konkurrenten hat der VfB keine Verletzten und deshalb die schlagkräftigere Alternative auf der Bank.

Die Fans

Die Fans: 4000 VfB-Anhänger überraschten in Mönchengladbach mit einer kreativen Choreografie und standen wieder wie eine Eins hinter der Mannschaft. Darauf reagierte Huub Stevens beim Schlusspfiff sofort, als er zuerst die Ersatzspieler und dann die ganze Mannschaft vor den VfB-Block schickte – als dickes Dankeschön.

So gesehen ist der VfB auf einem Weg, der im Klassenverbleib enden kann. Wenn nur nicht die vielen Nieten vor dem gegnerischen und die ständigen Patzer vor dem eigenen Tor wären. Nur, da muss sich niemand etwas vormachen: Die direkten Konkurrenten leisten sich auch zuverlässig konstant ihre Aussetzer. „Die Mannschaft hat bravourös gekämpft, das ist das Wichtigste in unserer Situation“, sagt Huub Stevens – und hofft, dass das der Faktor ist, der am Ende den Ausschlag zugunsten des VfB gibt.