Der VfB-Stürmer Simon Terodde (vorne) will sich nicht ausbremsen lassen und hofft auf ein Erfolgserlebnis am Freitag in Hannover. Foto: dpa

Simon Terodde kämpft noch gegen den Ruf an, nur ein starker Zweitligastürmer zu sein. Doch nach dem Ausfall von Daniel Ginczek steht der Angreifer des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart wieder im Fokus.

Stuttgart - Simon Terodde ist vor Freude gehüpft. Arm in Arm mit seinen Mannschaftskollegen vor der Cannstatter Kurve. Er gab sich nach dem Erfolg gegen Borussia Dortmund auch in der Kabine ausgelassen. Und der Manager Michael Reschke vermutet, dass der Stürmer des VfB Stuttgart wahrscheinlich nur dann noch frenetischer gejubelt hätte, wenn ihm selbst das Siegtor gegen den Champions-League-Teilnehmer gelungen wäre. Aber das ging ja nicht.

Terodde hat nicht gespielt. Nicht einmal eingewechselt – wie in den drei Partien zuvor – hat ihn Hannes Wolf. Weshalb der Trainer seinem Angreifer noch auf dem Platz eine kleine Entschuldigung aussprach. „Wir schätzen Simon Terodde total, und wir wissen, dass wir ohne seine Tore ein solches Spiel vielleicht gar nicht gehabt hätten“, sagt Wolf. Geschmunzelt hat Terodde offenbar über das Sorry des Trainers. Süß-sauer vielleicht, weil er ja spielen will.

Wolfs Personalpuzzle

Doch beim VfB nehmen sie die Reaktion des Torgaranten aus der Vorsaison nach dem Schlusspfiff gegen den BVB als Beleg dafür, dass Terodde seine ungewohnte Rolle in der Fußball-Bundesliga annimmt. „Er verhält sich in einer Phase, in der es für ihn persönlich suboptimal läuft, klasse“, sagt Reschke. Kein Murren ist zu hören. Gar als Momentaufnahme betrachtet Terodde die Tatsache, dass er zuletzt nur auf der Bank saß. In der Gewissheit, dass seine Chance schon wieder kommen werde. Und nun hat sich das Momentum tatsächlich schnell gedreht: Daniel Ginczek, sein Kumpel und härtester Rivale, fällt vier Wochen lang wegen eines Muskelfaserrisses aus.

Das führt zwar nicht automatisch dazu, dass Wolf nun seine beiden Mittelstürmer einfach austauscht und damit einen Teil des personellen Offensivproblems löst. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Terodde am Freitagabend bei Hannover 96 wieder aufläuft, ist erheblich gestiegen. Zumal in der HDI-Arena taktisch ein ganz anderes Spiel zu erwarten ist als gegen die Dortmunder zu Hause. „Gegen den BVB wollten wir Tempo in der Spitze haben“, sagt der Trainer zu seinen Auswechslungen.

Die kleinen, wendigen Takuma Asano und Josip Brekalo kamen für die verletzten Daniel Ginczek und Chadrac Akolo. Um mit ihrer Schnelligkeit die sich bietenden Räume für Konter zu nutzen. Ein Plan, der aufging. Doch in Hannover könnten wieder die Qualitäten des Kraftprotzes mit der Nummer neun gefragt sein: Terodde kann seinen 1,90 Meter großen Körper vehement einsetzen, er kann die Verteidiger mit seinen 83 Kilo gewaltig unter Druck setzen. Und er kann noch immer Tore erzielen.

Drei Pflichtspieltreffer stehen in seiner Saisonstatistik nach 13 Einsätzen in Liga und Pokal. Alle drei Tore gelangen Terodde nach Einwechslungen. Das ist für einen wie ihn nicht viel, der 29-Jährige kämpft noch gegen den Ruf an, ausschließlich ein außergewöhnlicher Zweitligastürmer zu sein. So wie in den Jahren zuvor, als er zuerst in Diensten des VfL Bochum Torschützenkönig des Unterhauses wurde und danach im Trikot mit dem Brustring.

Einen besonderen Stellenwert genießt Terodde seither bei den Fans. In ihm sehen sie den Mann, der den VfB wieder nach oben geschossen hat. Ihm haben sie bei der Aufstiegsfeier zugejubelt wie keinem anderen Spieler. Und in ihm haben sie den Mann vermutet, der sie mit seinen Treffern oben hält. Doch die Realität zeigt, dass Terodde den Beweis, dass er auch ein guter Erstligastürmer ist, erst noch liefern muss.

Reschkes Personalplanung

Toptorjäger oder Edeljoker – das ist nun eine der Fragen, die sich in der Offensive des VfB stellen. Eine andere, wie die Stuttgarter mit ihrem Angriffspersonal umgehen wollen. Anastasios Donis fehlt weiter verletzt, ebenso seit Monaten Carlos Mané, und auf wie viele Einsätze es Ginczek in einer Runde bringt, ist immer schwer zu beantworten. Weshalb es zu Reschkes Aufgaben gehört, sich nach torgefährlichen Leuten umzuschauen. Gegebenenfalls kann schon in der Winterpause nachgebessert werden. Denn grundsätzlich braucht der VfB einen Spieler, der zehn plus x Tore garantiert, um seine Ziele zu erreichen.

Natürlich reizt auch Terodde diese Herausforderung, aber sie bringt ihn nicht aus der Ruhe. Die Tore werden schon kommen – wenn die Leistung stimmt. Denkt Terodde sich, und so denken Optimisten. Wobei der Routinier weiß, dass er für die Leichtigkeit des Toreschießens schwer arbeiten muss. Das war schon immer so in seiner Karriere, die ihn erst über den zweiten Bildungsweg in die erste Liga gebracht hat.