Der VfB Stuttgart hat dank des 1:0 über den HSV einen direkten Abstiegsplatz verlassen. Aber in der Form müssen die Schwaben weiter um den Klassenerhalt bangen. Das sieht auch Kapitän Christian Gentner so, gegen den HSV sei es "vielleicht das schlechteste Spiel seit Ewigkeiten" gewesen.

Der VfB Stuttgart hat dank des 1:0 über den HSV einen direkten Abstiegsplatz verlassen. Aber in der Form müssen die Schwaben weiter um den Klassenerhalt bangen. Das sieht auch Kapitän Christian Gentner so, gegen den HSV sei es "vielleicht das schlechteste Spiel seit Ewigkeiten" gewesen.

Stuttgart - Völlig entkräftet, aber überglücklich sanken die VfB-Profis auf den Rasen, streckten die Arme in den Himmel und genossen vor der Cannstatter Kurve den Jubel ihrer treuesten Fans. Nach dem mühselig erkämpften 1:0 (0:0) im spielerisch unterirdischen Kellerduell gegen den Hamburger SV herrschte bei den Stuttgartern eine Riesenerleichterung. „Es war sehr wichtig, dass wir gewonnen haben“, sagte Torschütze Alexandru Maxim. Verteidiger Daniel Schwaab seufzte befreit auf: „Uns ist eine extreme Last von den Schultern gefallen.“

Im zähen Kampf um den Klassenerhalt war dieser erste Erfolg nach einer Serie von zehn Spielen ohne Sieg ein wichtiger Schritt - mehr aber auch nicht. „Wir haben jetzt noch acht Endspiele“, wies Trainer Huub Stevens nach seiner nur vom Ergebnis her gelungenen Heimpremiere auf die weiterhin prekäre Situation hin. Der VfB hat nun zwar wieder einen direkten Abstiegsplatz verlassen und einen Konkurrenten überholt, aber in dieser Verfassung droht ihm weiterhin der Sturz in die 2. Fußball-Bundesliga.

Dass Leistungen wie die gegen die ebenso schwachen Hanseaten nicht reichen werden, war trotz aller Freude über die endlich geglückte Trendwende auch Stevens und seinen Schützlingen klar. „Ich bin sehr zufrieden über die drei Punkte, aber nicht mit der Art und Weise, wie wir sie geholt haben“, räumte der Niederländer teilweise eklatante Schwächen ein. „Es waren gute Momente dabei, aber auch Momente, da war es Kreisliga.“

Stuttgarter kommen kaum gegen zehn Hamburger an

Kapitän Christian Gentner bezeichnete den Sieg als „unfassbar, unbeschreiblich eigentlich“. Der VfB habe in den zurückliegenden Wochen ein paar gute Spiele gemacht, sei aber nicht belohnt worden. Gegen den HSV sei es „vielleicht das schlechteste Spiel seit Ewigkeiten“ gewesen. Selbst gegen zehn Hamburger - Hakan Calhanoglu sah nach wiederholtem Foulspiel Gelb-Rot (53.) - fanden die Stuttgarter kaum ein Mittel. Maxim sorgte mit seinem erlösenden Treffer (69.) für den einzig echten Höhepunkt.

Ansonsten zeigten beide Mannschaften erschreckend wenig: Kaum Kombinationen, keine Kreativität, nicht einmal richtige Kampfbereitschaft. Es schien, als ob sie die drohende Abstiegsgefahr völlig lähmen würde. Selbst die einfachsten Sachen aus dem Fußball-ABC überforderten die gleichermaßen konfus agierenden Stuttgarter und Hamburger.

Stevens bat um Verständnis für die Vorstellung seines Teams: „Es ist normal, dass eine Mannschaft, die so lange nicht gewonnen hat, verunsichert ist.“ Gentner gestand: „Wir waren total verunsichert, man hat die Angst gespürt, das ganze Spiel über.“ Die Mannschaft habe nach ihrer Negativserie vielleicht sogar Angst vor dem Sieg gehabt, weil es in der Vergangenheit schon so oft schiefgegangen sei.

„Jetzt haben wir es überstanden. Ich bin mir sicher, dass uns das einen Schub geben wird“, meinte Gentner. Am Mittwoch will der VfB beim ebenfalls gefährdeten 1. FC Nürnberg nachlegen.

Für den wieder auf einen Abstiegsrang abgerutschten HSV ist die Lage noch bedrohlicher. Heiko Westermann, der mit seinem Fehler das 0:1 eingeleitet hatte, sprach von einer „bitteren Niederlage“. Sein Nationalmannschaftskollege René Adler urteilte: „Ein Remis wäre in Ordnung gewesen. Es wird aber bis zum 34. Spieltag spannend bleiben, wer absteigen muss.“ Damit der Bundesliga-Dino nicht dazugehört, will Trainer Mirko Slomka am Mittwoch gegen Freiburg Punkte holen.