Doppeltes Stürmerglück: Daniel Ginczek (li.) und Chadrac Akolo durften sich in Kaiserslautern beide in die Torschützenliste eintragen. Foto: Baumann

Drei Stürmertore und endlich wieder ein Auswärtssieg: Warum der VfB Stuttgart mit Rückenwind aus dem Pokal in den Ligaalltag zurückkehrt.

Stuttgart - Andreas Beck musste am Morgen nach dem Pokalsieg alleine Runden um den Trainingsplatz drehen. Aus dem Kraftraum, wo der Rest der Mannschaft die müden Beine wieder flott machte, schallte ihm ein Chor entgegen. Mit dem Fan-Klassiker „You’ll never walk alone“ nahmen seine Mannschaftskameraden den Rechtsverteidiger auf die Schippe. Der darüber aber herzhaft lachen konnte. Was verdeutlicht: Mannschaft und Trainerteam des VfB Stuttgart sind nach dem 3:1-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern und dem Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals mit sich im Reinen.

Die heitere Stimmungslage soll auch am Sonntagabend noch Bestand haben, wenn der SC Freiburg um 18 Uhr in der Mercedes-Benz-Arena Station macht. Das Derby gegen die Breisgauer bildet den Auftakt für die Wochen der Wahrheit in der Liga, mit Spielen gegen die vermeintlichen Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg. Hamburger SV, (Borussia Dortmund mal ausgeklammert), Hannover 96 und Werder Bremen heißen die darauffolgenden Gegner, in denen der Aufsteiger sein Punktekonto nach Möglichkeit ordentlich füttern sollte, um der Winterpause einigermaßen entspannt entgegen zu sehen.

Dabei war es gewiss von Vorteil, die Reise zum Betzenberg unbeschadet überstanden zu haben. Mehr noch: Der 3:1-Erfolg, so mühsam er gegen den Zweitliga-Letzten zustande kam, sorgt für Rückenwind für Teil zwei der Hinrunde. Nach fünf Niederlagen in der Fremde bekamen die Spieler endlich mal wieder ein Gespür dafür, wie es sich anfühlt, auf des Gegners Platz zu gewinnen. Bevor sich noch ein echter Auswärts-Komplex einstellt.

Trainer Wolf kritisiert seine Stürmer auch

Dass die Mannschaft von Trainer Hannes Wolf das Spiel nach einem Rückstand noch drehen konnte, tat sein Übriges, befand Sportchef Michael Reschke. „So etwas gibt dir immer Auftrieb.“ Außerdem konnte sich Reschke über die Volltreffer der Offensivabteilung freuen. Drei Stürmer, drei Tore – besser geht es kaum. Nach nur sechs Toren in neun Ligaspielen Balsam auf die geschundenen Stürmer-Seelen beim VfB.

„Tore“, sagt Trainer Hannes Wolf, „kannst du durch Reden nicht ersetzen. Das verändert automatisch etwas in dir.“ Selbst, wenn sie nur vom Elfmeterpunkt erzielt werden. Daniel Ginczek schnappte sich nach 21 Minuten die Kugel, um sie mit Wucht zum 1:1 ins Netz zu donnern. Es war in Ginczeks zweitem Spiel von Beginn an sein erstes Saisontor. Wolf kritisierte jedoch, dass seine Stürmer „unter Druck zu viele Bälle verloren haben. Dieser Aufgabe muss sich auch Daniel stellen.“

Dennoch: Mühsam nähren sich die Torjäger – was auch für Simon Terodde gilt, der wie in besten Zweitligazeiten selbstsicher im Strafraum zum Solo ansetzte und mit dem 3:1 für die Entscheidung sorgte – Teroddes zweitem Saisontor. Wobei der Verlauf an das Spiel unlängst in Frankfurt erinnerte. Auch damals saß der Zweitliga-Torschützenkönig zunächst auf der Bank und bewies nach seiner Einwechslung Joker-Qualitäten. Was von Wolfs Vorliebe, nach einer Stunde einen zweiten Stürmer aufs Feld zu schicken, zu der alten Fußballer-Weisheit führt: Der Trainer hat alles richtig gemacht.

Chadrac Akolo hat noch mehr Potenzial

Bei nunmehr vier Treffern ist mittlerweile Chadrac Akolo angelangt, der auf dem Betzenberg durch das Verdaddeln von Großchancen genauso auffiel wie als Vollstrecker (zum 2:1) und Vorlagengeber (3:1). Wolf sieht bei ihm vor allem die positiven Seiten: „Seine Qualität, Torgefahr zu entwickeln und selbst gefährlich zu sein, springt einem ins Gesicht“. Bei dem Kongolose sei die Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen, glaubt der Chefcoach. Nach anfänglichen Problemen gewöhne sich der 22-Jährige erst langsam an die dauerhaft hohe Intensität im deutschen Fußball.

Bliebe aus der Riege der Offensivkräfte, in der Anastasios Donis mit einer Schulterverletzung noch mindestens vier Wochen ausfällt, noch Takuma Asano. Der Jaguar ist nach langer Durststrecke wieder auf dem Sprung und lieferte auf dem Betzenberg eine ordentliche Partie ab. Dass er den Strafstoß zum 1:1 erzwang, „zählt ja fast wie ein Tor“, sah Wolf über die eigene Abschlussschwäche des Japaners hinweg.

A propos Vorlagengeber: Als solcher entpuppte sich auch Benjamin Pavard, als er mit seiner Kopfballrückgabe unfreiwillig die Führung der roten Teufel auflegte. Der Franzose wollte der guten Laune seiner Kollegen am Donnerstag nicht im Wege stehen und nahm es mit Humor: „Sorry für meinen ersten Assist.“