Weltmeister Benjamin Pavard bejubelt mit Santiago Ascacibar den Heimsieg des VfB. Foto: dpa

Der VfB spielt nicht schön, landet aber gegen den FC Augsburg einen wichtigen Heimsieg. Dabei wird die Abwehr um die Innenverteidiger Timo Baumgartl, Benjamin Pavard und Marc Oliver Kempf zum großen Trumpf.

Stuttgart - Große Fußballkunst hatten die 52 739 Fans in diesem wenig berauschenden Schwaben-Duell zwischen Stuttgartern und Augsburgern nicht serviert bekommen – und so machte nach dem ersten Heimsieg mit dem ersten Heimtor der Ära des VfB-Cheftrainers Markus Weinzierl ziemlich schnell auch der Begriff „Korkut-Fußball“ die Runde.

Vorne ein Tor schießen, dann über eine Halbzeit lang mit einem gut funktionierenden Fünferriegel und einem starken Torhüter Ron-Robert Zieler den Vorsprung verteidigen. Auf diese Art hatte es der VfB in der vergangenen Runde unter dem Chefcoach Tayfun Korkut ja immerhin mit vielen knappen und einigen glücklichen Siegen zur Rückrunden-Vizemeisterschaft hinter dem FC Bayern gebracht.

Der VfB steht wieder über dem Strich

Und tatsächlich besaß die Partie zwar wenig Unterhaltungswert, aber immerhin einen kleinen Nostalgie-Faktor – und das nicht nur, weil das Ergebnis gegen den FCA nach dem goldenen Tor von Anastasios Donis (39.) wie das vom Februar wieder 1:0 hieß. Ein Plagiat aus alten Tagen alleine war das Spiel aber nicht. Obwohl für ein Liga-Schlusslicht, das zuletzt reichlich 0:4-Schlappen und Ähnliches hatte einstecken müssen, bereits ein knapper Sieg an sich ein beachtlicher Entwicklungsschritt ist. Erstmals seit Spieltag eins steht der VfB in der Tabelle nun wieder überm Strich.

Doch es gab neben schon mal Dagewesenem ja auch ein bisschen Neues zu entdecken im Spiel des VfB. Es geht mit kleinen Schritten vorwärts, könnte daher das Fazit lauten. Neben viel Einsatz, Leidenschaft und der Tatsache, dass die Stuttgarter seit längerer Zeit endlich mal wieder mehr gelaufen waren als der Gegner (1,6 Kilometer), gehörten zu den positiven Effekten der Partie auch die drei jungen Innenverteidiger Timo Baumgartl, 22, Benjamin Pavard, 22, und Marc Oliver Kempf, 23, die in dieser Kombination erstmals in einer Dreierkette spielten – und die nicht nur für Markus Weinzierl „der Garant für unseren Sieg“ waren.

Vor allem der zu Saisonbeginn lange mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel verletzte Kempf war neben dem Matchwinner Donis so etwas wie die Entdeckung des Spiels. So eroberte der Linksfuß mit dem guten Timing im Zweikampf vor dem Siegtreffer den Ball – und machte sofort das Spiel schnell. Kempf präsentierte sich kopfballstark, umsichtig – und gewann 87 Prozent seiner Duelle. Dies war diesmal der Bestwert, was den 22-Jährigen aber ziemlich kalt ließ. „Es kommt nicht darauf an, bei wie vielen Zweikämpfen man vorne ist“, sagte Kempf, „sondern dass man die entscheidenden gewinnt.“

Erik Thommy spielt selbstbewusst auf

Auf seine Defensive, die in den ersten drei Spielen unter seiner Leitung noch elf Gegentore zugelassen hatte, darf Markus Weinzierl also wieder verstärkt setzen. Zumal der Trainer mit Holger Badstuber, der seine Wadenverletzung inzwischen fast auskuriert hat, ja noch einen erfahrenen Joker in der Hinterhand hält. Zudem stimmt der Kampfgeist in der Mannschaft, in der neben einem stabil aufspielenden Kapitän Christian Gentner auch der eingewechselte Erik Thommy zu gefallen wusste. Der ehemalige Augsburger trat gegen seinen Ex-Club nicht nur bei Ecken und Freistößen selbstbewusst und dynamisch auf.

Dazu kommt, dass es gerade die Spiele gegen die direkte Konkurrenz sind, die man im Abstiegskampf gewinnen sollte. „Wer wie wir hinten drinsteckt, muss den ein oder anderen Nackenschlag wegstecken können. Aber diesmal konnten wir Augsburg mit unten reinziehen“, sagte Ron-Robert Zieler: „Wichtig ist, dass wir vor der Winterpause noch so viele Punkte wie irgendwie möglich holen.“

Noch sind vier Vorrundenpartien zu absolvieren, in denen auch Markus Weinzierl „weitere Punkte hamstern“ will. Am nächsten Sonntag (18 Uhr) steht ohne den aufgrund der fünften Gelben Karte gesperrten Santiago Ascacibar die schwere Auswärtspartie beim Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach an, ehe die Spiele zu Hause gegen Hertha BSC, beim VfL Wolfsburg sowie gegen Schalke 04 folgen.

Gomez hängt vorne in der Luft

Dann wird es auch wieder auf Mario Gomez ankommen, der schwach spielte und erstmals in dieser Runde ausgewechselt wurde. Dies lag auch daran, dass Gomez im Strafraum keine Bälle bekam. Langfristig erwarten der Torjäger und sein Trainer Weinzierl daher mehr vom Fußball der Marke VfB, als nur hinten gut zu stehen – und vorne auf ein, zwei Chancen zu hoffen.

Probleme mit dem Selbstvertrauen hat der Stürmer jedenfalls nicht: „Ich habe gelesen, dass Gomez sich infrage stellt: Das ist totaler Schmarrn“, sagte der 33-Jährige, „ich spiele nicht, weil ich irgendwann mal gut war, sondern, weil der Trainer denkt, dass ich entscheidend sein kann.“