VfB Chef-Trainer Thomas Schneider im Gespräch mit Co-Trainer Alfons Higl. Foto: Pressefoto Baumann

Sie stehen loyal zu ihrem Cheftrainer – haben ihr Ohr aber auch nah an der Mannschaft. Sie leisten wertvolle Dienste – dürfen sich selbst aber nicht zu wichtig nehmen. Die Arbeit der Co-Trainer beim VfB Stuttgart, Alfons Higl und Tomislav Maric, gleicht mitunter einer Gratwanderung.

Stuttgart - Ein Gespräch mit Tomislav Maric (40) und Alfons Higl (48) kann ziemlich amüsant sein – man muss die beiden nur auf ihre gemeinsame Zeit beim VfL Wolfsburg ansprechen. Wobei: Eigentlich reicht es, Maric das Stichwort zu geben.

Der ehemalige Stürmer stand von 2000 bis 2004 bei den Wölfen unter Vertrag, und wenn er an den damaligen Co-Trainer des VfL denkt, sagt er lachend: „Der hatte die besten Laktatwerte im ganzen Verein.“ Der Co-Trainer hieß Alfons Higl – und ist heute Marics Kollege.

Seit Thomas Schneider beim VfB Stuttgart zum Cheftrainer befördert worden ist, hat sich auch für das Duo Maric/Higl einiges verändert. Maric trainierte bis dahin die U 16 der Roten, Higl hatte zu Jahresbeginn eine neue Aufgabe gesucht und war schließlich als Scout in der VfB-Jugendabteilung gelandet. Und zufrieden damit. Doch dann klingelte bei beiden das Handy – und Sportvorstand Fredi Bobic beorderte das Duo zu den Profis. „Ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken, habe aber sofort zugesagt“, erinnert sich Maric. Und es – ebenso wie Higl – bislang nicht bereut.

Warum auch? Zwar sagt Higl zum Verhältnis mit Schneider: „Am Anfang war es Abtasten.“ Weil er den neuen Chef – im Gegensatz zu Maric – noch nicht lange kannte. Der Job als Co-Trainer an sich ist für beide jedoch bekanntes Terrain. Higl wurde 2007 gemeinsam mit Cheftrainer Armin Veh beim VfB deutscher Meister. Maric lernte nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn bei 1899 Hoffenheim von Ralf Rangnick. Nun bringen sie ihr Wissen beim Bundesligateam des VfB ein – wohl wissend, dass die Aufgabe einerseits zwar reizvoll ist, andererseits aber auch seine Tücken bereithält. Wer das nicht glaubt, muss nur in die jüngere Vergangenheit schauen.

Nicht Vergangenes beurteilen

Am Ende der Ära Bruno Labbadia hatte zwar auch der Cheftrainer nicht mehr viel Rückhalt in der Mannschaft. Noch viel mehr hatte ein Großteil der Spieler aber seinen Assistenten Eddy Sözer satt. Der Vorwurf der Profis: Einen Co-Trainer habe es gar nicht gegeben, weil sich der Assistent wie ein zweiter Chef aufgeführt habe.

Maric und Higl liegt es fern, das Vergangene zu beurteilen. Wie anfällig die Beziehungen innerhalb eines Bundesligateams sein können, wissen beide aber aus eigener Erfahrung. „Eine Mannschaft hat sensible Sensoren“, sagt Maric und betont: „Als Co-Trainer darf man sich nicht zu schade sein, den Jungs auf Augenhöhe zu begegnen.“ Nur so bekämen die Profis ein Gefühl für den Menschen hinter dem Vorgesetzten – und umgekehrt. „Das hat viel mit Gefühl zu tun“, sagt Maric. Und am Ende auch mit Vertrauen. „Ich bin schon so lange Co-Trainer“, erinnert sich Higl, „da gab es immer wieder Spieler, die mir etwas anvertraut haben, das ich nicht weitergetragen habe.“ Auch nicht zum Boss – wenn die Info eine Bedingung erfüllt hat: Sie durfte den Erfolg der Mannschaft und die Autorität des Cheftrainers nicht gefährden. Denn: Loyalität ist neben der Fähigkeit zu einem kritischen und offenen Meinungsaustausch eben auch eines der markantesten Merkmale eines guten Assistenten.

„Wir wollen hier etwas Ganzheitliches aufziehen“, sagt Maric

In diesem Spannungsfeld bewegen sich Maric und Higl täglich. Als Vertrauter der Spieler, aber nicht als deren Klagemauer. Als Autoritätsperson, aber nicht als Möchtegern-Chef. Dass sie dabei als Duo und insgesamt als ganzes Trainerteam arbeiten, empfinden die beiden Ex-Profis als angenehm. „Der eine kommt beim einen Spieler besser an, der andere bei einem anderen“, sagt Maric, „zu zweit kann man da viel mehr abdecken.“ Und Higl ergänzt: „Die Aufgaben für einen Bundesligatrainer sind so vielfältig geworden, da reicht ein Co-Trainer nicht mehr aus.“ Zumindest nicht ohne dass etwas auf der Strecke bleibt. Was nicht passieren soll. „Wir wollen hier etwas Ganzheitliches aufziehen“, sagt Maric.

Soll heißen: Das Bundesligateam wieder oben etablieren, gleichzeitig aber auch die Nachwuchsspieler entwickeln. Um Letzteres zu garantieren, beordern Schneider und seine Assistenten immer wieder Juniorenspieler ins Profitraining. Dass alle drei zuvor in der Jugendabteilung gewirkt haben, ist dabei ein Vorteil – aber kein Freifahrtsschein für die Talente. „Wir stehen nicht für den Jugendwahn“, betont Higl, gleichwohl will er den jungen Spielern „das Gefühl geben, dass sie hier im Verein Möglichkeiten haben – wenn sie gut sind und hart an sich arbeiten“.

Wer nicht weiß, wie das geht, kann gerne bei Alfons Higl nachfragen. Oder Tomislav Maric auf den VfL Wolfsburg ansprechen.