Will endlich in der Bundesliga auflaufen: Marco Rojas Foto: Baumann

Die Bilanz nach einem Jahr in der Fußball-Bundesliga ist ernüchternd: null Spiele, null Tore. Doch nun soll alles besser werden. Marco Rojas will beim VfB Stuttgart beweisen, dass seine Verpflichtung kein Fehler war. „Ich bin jetzt definitiv besser vorbereitet“, sagt der Neuseeländer.

Stuttgart - Am Rande des Trainingsplatzes ist in einigen Containern das Teilzeitinternat des VfB Stuttgart untergebracht. Die Jugendspieler werden hier betreut, es gibt schulische Hilfe und, je nach Herkunft, auch Sprachunterricht. Diese Woche saß Marco Rojas in einem der Räume – und wer nur einen flüchtigen Blick durch die Tür warf, konnte meinen: Da wartet ein Schüler auf seine Aufgaben. Doch Marco Rojas wartet auf etwas anderes: auf seinen Durchbruch.

Als der heute 22-Jährige vor einem Jahr nach Stuttgart kam, wusste man nicht viel über den Neuseeländer, der bis dahin in der ersten australischen Liga kickte. Nur eines war bekannt: sein Spitzname – und der weckte Hoffnungen. Kiwi-Messi. Nach einigen Monaten war dann klar: Da ist mehr Kiwi als Messi. „Das erste Jahr verlief sicher ein bisschen enttäuschend“, gibt der offensive Mittelfeldspieler zu. Er weiß das aber auch einzuschätzen: „Es war mir vorher klar, dass es schwer werden würde.“

Da waren die neue Umgebung, die neue Mentalität und vor allem die neue Sprache. „Zwar sprechen hier viele Menschen Englisch, das hat die Eingewöhnung erleichtert“, sagt Rojas, „wenn Deutsch gesprochen wurde, habe ich aber erst mal nichts verstanden. Das kannte ich bis dahin nicht.“ Weil er neben Englisch auch Spanisch spricht. In Stuttgart merkte er also schnell: „Das ist einfach das andere Ende der Welt.“ Dazu kamen gesundheitliche Probleme.

Erst brach sich Rojas den rechten Mittelfußknochen, später kamen Knieprobleme, die ihn den Anschluss an das Team vollends verpassen ließen. Alles eine Frage der Umstellung vom australischen auf den deutschen Fußball? „Nein“, sagt Rojas, der aber durchaus zugibt, dass der Schritt in die Bundesliga ein großer für ihn war. „Tempo und Intensität des Spiels sind hier viel höher als in Australien“, erklärt er. Dennoch hätten seine Verletzungen damit nichts zu tun gehabt. Die erste entstammte einem Zweikampf, die zweite sei eine Folgeverletzung aufgrund einer körperlichen Disbalance gewesen. So oder so: Rojas’ erstes Jahr in Deutschland war ein ernüchterndes. So sagt es zumindest die Statistik: null Bundesliga-Spiele, null Tore, lediglich Einsätze beim VfB II. Und dennoch viel Zuversicht.

„Ich bin jetzt definitiv besser vorbereitet“, versichert der junge Mann, der noch immer ausschaut, als dürfe er noch für die B-Junioren des VfB auflaufen. Statt des Papas hat er nun Freundin Jasmin als Begleitung in Stuttgart, die Deutschkenntnisse werden immer umfangreicher, und den sportlichen Nachholbedarf hat er fast gedeckt. „Ich fühle mich stärker und glaube nach wie vor an meine Fähigkeiten“, sagt Rojas, der in den bisherigen Vorbereitungsspielen ordentlich Selbstvertrauen getankt hat. Gleich viermal in vier Partien hat der 1,68 Meter kleine Angreifer bislang getroffen und meint: „Das tut mir gut – auch wenn es letztlich egal ist, wer die Tore erzielt.“

Ein Fehler ist es dennoch nicht, mit Toren auf sich aufmerksam zu machen, schließlich soll in Kürze sein großer Traum von einem Bundesliga-Einsatz in Erfüllung gehen. Und dann gilt es ja noch, seine eigene Meinung zu bestätigen, die da lautet: „Der Wechsel nach Stuttgart war trotz des bescheidenen ersten Jahres kein Fehler.“