VfB-Neuzugang Lukas Rupp (li., gegen Alfredo Morales/Ingolstadt) Foto: Getty

Bisher ist Lukas Rupp eher noch ein Lückenfüller. Der Neuzugang will seinen Platz im VfB-Mittelfeld aber auch behaupten, wenn alle Konkurrenten fit sind.

Stuttgart - Es ist nicht einfach, die ideale Mischung auf dieser so wichtigen Position zu finden. Der Sechser, also der zentrale defensive Mittelfeldspieler, sollte Kommandos geben, aber kein Schreihals sein. Er sollte dominant auftreten, aber auch mannschaftsdienlich seinen Dienst verrichten. Und er sollte die Chefrolle ausfüllen, ohne sich über den Rest der Truppe zu stellen. Bisschen zu viel verlangt – es sei denn, man verhält sich so, wie es Robin Dutt in dieser Woche beschrieben hat: „Er ist nicht laut, er ist nicht leise – er ist einfach da.“ Der Sportvorstand des VfB Stuttgart sprach über Lukas Rupp.

Nun ist der Neuzugang der Roten, der im Sommer vom SC Paderborn kam, noch lange nicht der unumstrittene Chef im Mittelfeld des VfB. Allerdings gewann er zuletzt an Bedeutung – ein Zustand, den der 24-Jährige gern verstetigen würde. „Natürlich traue ich mir zu, mich hier durchzusetzen“, sagt Rupp. Selbstverständlich ist es aber nicht.

Alexander Zorniger nämlich sieht den Mittelfeldmann als zentralen Spieler, Rupp selbst gefällt diese Einschätzung, sie hat aber auch einen Haken: das Duo Christian Gentner/Serey Dié. Der Kapitän und der Abräumer gelten als gesetzt – wenn sie denn einsatzbereit sind. Erst wenn einer der beiden ausfällt, schlägt bislang die Stunde von Lukas Rupp. Zu Saisonbeginn fehlte Serey Dié verletzt, der Neue spielte, der VfB aber legte einen Fehlstart hin. Als der Ivorer wieder fit war, saß Rupp wieder draußen. Chance verpasst. Doch es kam eine weitere.

Rupp liebt das Großstadtgefühl in Stuttgart

Zuletzt zwickte die Achillessehne von Christian Gentner, der Kapitän musste in den Partien bei der TSG Hoffenheim und gegen den FC Ingolstadt passen. Der VfB holte mit Rupp vier Punkte – und aufgrund der Sperre gegen Dié ist er auch für das Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Leverkusen gesetzt. „Das ist ein schönes Gefühl“, findet Rupp. Vor allem, weil er Jahre erlebt hat, in denen alles anders war.

Bei Borussia Mönchengladbach erlebte er zwar den Aufstieg des Clubs vom Fast-Absteiger zum Europapokalteilnehmer hautnah mit, war jedoch selten glücklich. „Gladbach war eine gute Erfahrung, aber es war auch komisch“, erinnert sich Rupp an seine Zeit als Kurzarbeiter. Also wechselte er vor der vergangenen Saison zum SC Paderborn – und atmete endlich Woche für Woche Bundesligaluft. „Ich musste dort Verantwortung übernehmen“, sagt Rupp. Das kommt ihm nun beim VfB zugute. Vor allem, wenn er als vermeintlicher Ergänzungsspieler aus dem Stand die vielleicht wichtigste Position im Team ausfüllen muss. „Es ist nicht einfach, mit Selbstvertrauen aufzutreten, wenn du weißt, dass du dich zunächst hinten anstellen musst“, sagt der gebürtige Heidelberger, „aber ich glaube, ich habe mittlerweile das Vertrauen der anderen Spieler.“ Das von Trainer und Manager genießt er sowieso.

„Er ist ein intelligenter Junge, der in der Mannschaft angekommen ist“, sagt Robin Dutt – und lobt: „Gegen Ingolstadt war er der laufstärkste Spieler.“ Und nicht nur das: Zwar hat er dem Spiel noch nicht seinen Stempel aufdrücken können und war noch nicht wirklich torgefährlich. Rupp absolvierte aber die drittmeisten Sprints, die meisten intensiven Läufe, gewann die drittmeisten Zweikämpfe und brachte die meisten Pässe aller VfB-Spieler zum Kollegen. „Es ist schön, dass ich zu unserem ersten Heimsieg meinen Teil beitragen konnte“, sagt Rupp bescheiden, macht aber zugleich deutlich, dass er seinen Platz nicht kampflos hergeben möchte – selbst wenn das etablierte Duo zurück ist. „Die beiden sind ja auch nicht mehr die Jüngsten“, scherzt er in Bezug auf die Konkurrenten und die Zukunft – die er so oder so in Stuttgart sieht. Nach Mönchengladbach und Paderborn fühlt er sich im Süden der Landeshauptstadt jedenfalls pudelwohl: „Endlich eine Großstadt.“