Im Hintertreffen: Leitner (re.), Hegeler Foto: Pressefoto Baumann

Bayer hatte einen Wink bekommen, wonach einige VfB-Fans am Stuttgarter Hauptbahnhof auf die Mannschaft warten würden, um Ärger zu machen. So ließen Spieler, Trainer und Betreuer die längst reservierten Plätze im ICE verfallen und machten sich im Mannschaftsbus auf die Heimreise.

Stuttgart - Irgendwie ist sich Bayer Leverkusen am Samstag auch nach dem Spiel treu geblieben. Schon in der zweiten Halbzeit war vom Werkclub nichts zu sehen gewesen, die Mannschaft von Trainer Sami Hyypiä hatte sich nur darauf verlegt, ihren 1:0-Vorsprung über die Runden zu retten.

Genauso rar machte sich die Bayer-Elf nach dem Schlusspfiff. Statt den (vorgeschriebenen) Weg durch die Mixed Zone zu nehmen, schlichen die Gästeprofis hinter den Kulissen zum Bus. Allerdings nicht aus Jux und Tollerei, sondern aus Sicherheitsgründen.

Bayer hatte einen Wink bekommen, wonach einige VfB-Fans am Stuttgarter Hauptbahnhof auf die Mannschaft warten würden, um Ärger zu machen. So ließen Spieler, Trainer und Betreuer die längst reservierten Plätze im ICE verfallen und machten sich im Mannschaftsbus auf die Heimreise. Gegen 23 Uhr war der Arbeitstag dann beendet.

Leno entschuldigte sich später

Der heimliche Abgang im Stadion hatte für die Delegation aus Leverkusen zumindest ein Gutes: Er enthob sie alle so manch lästiger Frage. Allen voran natürlich Bernd Leno, der sich nach dem Anpfiff mit den VfB-Fans angelegt hatte – nachdem diese ihn beleidigt hatten. Cacau ging dazwischen, wollte schlichten und zog sich Lenos Zorn zu. Nase an Nase standen sich der Ex-VfB-Torhüter und der Ex-Nationalstürmer gegenüber und beschimpften sich. Auch Christian Gentner, der sich einmischte, bekam sein Fett ab.

Als Cacau später bei der Dopingprobe zwei Stunden wartete, bis er bereit war („Ich habe den Wasserhahn leer getrunken“), kam Leno vorbei und entschuldigte sich – wie zuvor bei VfB-Trainer Bruno Labbadia. „Er hat überreagiert, das hat er eingesehen. Damit ist die Sache erledigt“, sagte Cacau.

Auch Sami Hyypiä, der Bayer-Trainer, wäre mit der einen oder anderen Frage konfrontiert worden, die über die Einstellung des eigenen Bundesligarekords hinausgegangen wäre. Sieben Spiele in Serie hat Leverkusen mit dem 1:0 beim VfB nun gewonnen und damit genauso viele wie 2001 unter Ex-Trainer Klaus Toppmöller. Noch ein Heimsieg am Samstag gegen Mönchengladbach, und der Rekord ist gebrochen.

Doch dazu bedarf es einer deutlichen Steigerung. Von Stefan Kießling, der gegen keinen anderen Club so häufig getroffen hat wie gegen den VfB, war im Beisein von Bundestrainer Joachim Löw ebenso wenig zu sehen wie von der vielgerühmten Flügelzange „Sam-Son“. Sidney Sam setzte sich im Gegensatz zu Heung-Min Son zumindest ein paarmal in Szene, aber das war auch schon alles. „Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt“, sagte Kießling, „aber solche Siege braucht man in einer Saison.“

Vor allem zu Beginn. Zwei Spiele, sechs Punkte – da strahlte Rudi Völler. „Das ist ein tolles Polster“, sagte der Sportdirektor, schränkte aber ein: „Unsere beiden ersten Spiele waren gut, aber nicht sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass bei uns noch Luft nach oben ist.“ Das darf Sami Hyypiä als klaren Auftrag verstehen. Nicht immer kann sich Bayer so verstecken wie am Samstag in der zweiten Halbzeit – und danach.