BAU // Stuttgart , Fussball Training VFB Stuttgart Tdravko Kuzmanovic sitzt auf dem Boden neben einem VFB Wappen Foto: Pressefoto Baumann

„Nächstes Jahr bin ich weg“: Der Ersatzspieler ist gedanklich auf der Flucht – und der Manager spricht ihm Teamgeist ab.

Stuttgart - Der junge Mann hatte es eilig. Es gibt ja auch nichts, was einen Ersatzspieler länger als nötig im Stadion hält. Die Fans jubeln einem nicht zu, mit dem Trainer gibt es auch nichts zu besprechen, und die Journalisten halten einen auch nicht auf. Es sei denn, derjenige heißt Zdravko Kuzmanovic, war mal Stammspieler und sitzt jetzt fast nur noch auf der Ersatzbank. Dieser Zdravko Kuzmanovic sollte also nach dem 2:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt am Sonntagabend etwas über seine Jokerrolle und seine daraus resultierende Gemütsverfassung sagen, und es ist ihm auch auf Anhieb etwas Griffiges eingefallen. „Ganz einfach: Nächstes Jahr bin ich weg“, sagte der serbische Nationalspieler – und ging weiter.

Nun ist es nicht so, dass dieser pfiffige Satz überall tosenden Applaus ausgelöst hätte. Bei Fredi Bobic etwa kam er nicht gut an. Und wer weiß, dass der Manager unliebsame Torrichter schon mal als „Mickymäuse“ tituliert, machte sich auf ein mittleres Erdbeben gefasst. Und dann? Bobic schob Verständnis vor. Was seine Gründe hat.

„Die Enttäuschung kann ich verstehen, wenn ein Spieler nur Ersatz ist“, sagte er zum Fall Kuzmanovic, „aber die Art und Weise war kontraproduktiv. Das zeugt nicht unbedingt von Teamgeist.“

Dass er nicht weiter ausholte, liegt an der Personalsituation des VfB: Nachdem sich Gotoku Sakai gegen Frankfurt einen Innenbandteilriss im rechten Sprunggelenk zugezogen hat, stehen für das DFB-Pokalspiel an diesem Mittwoch (19 Uhr) gegen Zweitligist FC St. Pauli wohl nur 16 Spieler zur Verfügung. Der VfB braucht jeden Mann. Notfalls auch Kuzmanovic, den Bobic deshalb nicht ungnädig stimmen will. Weshalb er sich über ihn doppelt ärgert. Wegen dessen Aussage und weil er nicht reagieren kann, wie er will.

Kuzmanovic war erst kürzlich unangenehm aufgefallen, weil er sich als einziger Reservist des VfB in der Halbzeitpause nicht warmgemacht hatte. Die Wechselgelüste indes gehören zu ihm wie seine Rückennummer 8. Auch jetzt heißt es aus Spanien, der FC Sevilla wolle ihn als Ersatz für Piotr Trochowski holen, der bis Saisonende wegen eines Knorpelschadens ausfällt. Von diesem oder dem Interesse eines anderen Clubs weiß der VfB nichts. Sonst würde er nicht lange fackeln, wenn die Ablöse stimmt. Kuzmanovic kostete rund acht Millionen Euro, sein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Die Frage ist nur, ob sich die Wege erst dann trennen. Denn das „nächste Jahr“, auf das sich Kuzmanovic bezieht, beginnt ja schon im Januar.