Gegen Hoffenheim muss der VfB seine Negativserie beenden. Im Bild: Vedad Ibisevic, Ex-Hoffenheimer beim VfB Stuttgart. Foto: Pressefoto Baumann

Der Tabellen-14. spielt beim 16. Im Fußball nennt man so etwas Kellerduell. Sollte der VfB seinen fünf Niederlagen in Serie bei 1899 Hoffenheim an diesem Sonntag eine sechste folgen lassen, würde der Vorsprung auf die Kraichgauer auf sechs Punkte schrumpfen.

Stuttgart/Hoffenheim - Bruno Labbadia ist angeschlagen. Er ist verschnupft. Und das nicht im übertragenen Sinn. Den VfB-Trainer hat es erwischt. Fieber, Gliederschmerzen, Grippe. Am Freitag leitete Co-Trainer Eddy Sözer das Training und vertrat den Coach auf der Pressekonferenz. Ob Labbadia an diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky, Liga total) beim Krisengipfel bei 1899 Hoffenheim auf der Bank sitzen kann, ist offen.

So oder so treffen in Sinsheim zwei Patienten aufeinander. Beide Mannschaften befinden sich auf der Intensivstation der Liga. Bei welchem der beiden Aussicht auf baldige Genesung besteht, wird sich am Sonntagabend zeigen. Auch wenn die Symptome ähnlich sind, die Krankheiten unterscheiden sich – wie der Vergleich zeigt:

Die sportlichen Probleme: Der Plan, sich im Europa-League-Spiel gegen Genk Selbstvertrauen zu holen ist schiefgegangen. Stattdessen kassierte der VfB nach der 1:0-Führung durch Christian Gentner noch das 1:1. In der Nachspielzeit. Wieder waren individuelle Fehler vorausgegangen. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, sagte Labbadia. Phasenweise scheint es, als müssten einige Profis das Fußball-Abc neu lernen. Abwehrverhalten, Kombinationen, Spielideen, Torabschluss – es hapert überall. Zumindest die Ordnung hatte gegen Genk gestimmt. Die Belgier hatten in der zweiten Hälfte nur eine Chance – sie nutzten sie. „Uns klebt das Pech am Stiefel“, sagte Keeper Sven Ulreich.

Auch Hoffenheim besticht nicht durch seine Defensive. Die Schießbude der Liga kassierte 45 Gegentreffer. In der Rückrunde (4) sah es bislang besser aus, es schien, als bekäme man dieses Problem langsam in den Griff. Zuletzt, beim 0:1 in Hannover, patzte nun der neue Keeper Heurelho Gomes. Ob die Unsicherheit zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Trainer Marco Kurz ist sicher: „Gomes wird uns die nötige Ruhe geben.“ Probleme hat Hoffenheim aber auch mit der Chancenverwertung. Drei erzielte Rückrunden-Tore sind zwar eines mehr, als der VfB in vier Spielen zustande brachte, doch Kurz ist unzufrieden: „Im Verhältnis zu den vielen Chancen ist das absolut zu wenig.“

Die Schlüsselspieler: Vedad Ibisevic war in der Hinrunde mit zehn Treffern die Lebensversicherung des VfB. Seit dem Ende der Winterpause steckt aber auch er in der Krise. Gegen Genk vergab er eine Riesenchance, nachdem er alleine auf Torwart László Köteles zugelaufen war. Hinzu kommt, dass auch andere wichtige Spieler ihre Form suchen. Martin Harnik zum Beispiel. Manager Fredi Bobic aber stärkt seinen Schlüsselspielern den Rücken: „Sie haben unser volles Vertrauen. Es wäre schlimm, wenn sie sich nun auch noch selbst aufgeben würden.“

Hoffenheim indes muss seit dem 20. Januar auf Mittelfeldspieler Sejad Salihovic verzichten. Der Routinier fehlt 1899 im Kampf gegen den Abstieg. Zudem ist Ex-VfB-Kapitän Matthieu Delpierre nicht in Topform. Er sollte Ruhe in die Defensive bringen. Zuletzt gelang ihm das nicht. Beim 0:1 gegen Hannover 96 war er nicht schuldlos.

Die Brandherde: Die Unruhe ist bei 1899 Hoffenheim in dieser Saison ein ständiger Begleiter. Da war die Entlassung von Trainer Markus Babbel oder der Rauswurf von Abwehrspieler Marvin Compper, der mittlerweile zum AC Florenz geflüchtet ist. Derzeit ist Tim Wiese Hauptdarsteller im Hoffenheimer Schmierentheater. Nach seiner Degradierung zur Nummer drei zeigte sich der Ex-Nationalkeeper am Rosenmontag mit Mitspieler Tobias Weis in einer Disco in Neckarsulm. Er als Sträfling, Weis als Neandertaler. Beide flogen nach einem Streit aus dem Lokal. Es setzte eine Geldstrafe vom Verein, die Stimmung besserte sich durch diese Aktion nicht.

Beim VfB richtet sich die Wut vieler Fans derzeit nicht nur gegen die Mannschaft. Im Visier steht vielmehr der Vorstand um Präsident Gerd Mäuser und sein Sparkurs. Auch gegen Genk prangte ein Plakat in der Cannstatter Kurve: „Glückwunsch Gerd: die treuesten verarscht, die Kunden alle weg. Wann gehst du?“

Die Bilanz: Mittelfeldspieler William Kvist erinnert sich mit Grausen an das Hinspiel gegen 1899 in Stuttgart am 5. September. „Das war übel“, sagt er. 0:3 endete die Partie. Es war allerdings die einzige Niederlage, die der VfB in neun Bundesligaspielen einstecken musste (vier Siege, vier Remis). Auswärts sind die Stuttgarter noch ungeschlagen. Und dieses Mal, das sagt nicht nur Kvist, gilt mehr denn je: „Verlieren ist verboten!“