Drei Spieler standen noch auf Schindelmeisers Liste. Ein defensiver Mittelfeldspieler, ein Rechtsverteidiger und ein letztes Schnäppchen sollten das Team verstärken. Foto: dpa

Michael Reschke tritt sein Amt beim VfB Stuttgart ­nun offiziell schon am Freitag an, doch bereits jetzt laufen die ­Transferfäden beim neuen Sportchef des Fußball-Bundesligisten zusammen.

Stuttgart - Wenn es stimmt, was sich die Mitarbeiter an der berühmten Säbener Straße in München erzählen, dann saß Michael Reschke im Mai 2014 in Karl-Heinz Rummenigges Büro. Der Vorstandschef des FC Bayern führte ein letztes Einstellungsgespräch mit dem Kandidaten für den Posten des Technischen Direktors, und er hatte da noch eine allerletzte Frage. Nicht, dass diese entscheidend gewesen wäre für die Zusage, aber Rummenigge wollte die gerühmten Marktkenntnisse eben testen. Ob er Bernat kenne, fragte Rummenigge. Und erhielt von seinem Gegenüber in rheinischem Dialekt ein „Klar, linker Verteidiger vom FC Valencia.“

Nun ist noch nicht überliefert, ob Präsident Wolfgang Dietrich bei seinen Verhandlungen mit Reschke nachgebohrt hat, ob dieser Ailton Ferreira Silva kenne. Ebenfalls linker Verteidiger, allerdings von GD Estoril und seit kurzem beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Angebracht wäre es aber vielleicht gewesen, denn es ist ja keineswegs sicher, dass sich der neue Sportvorstand des Bundesliga-Rückkehrers dort auskennt, wo die Schwaben einkaufen.

Außerdem: VfB-Neuzugang Holger Badstuber kennt Michael Reschke noch von seiner Zeit beim FC Bayern. Was Badstuber über den neuen Sportchef denkt, sehen Sie im Video:

Es gibt keine Übergangszeit in der Transferperiode

Schließlich durfte sich Reschke die vergangenen drei Jahre auf dem Transfermarkt im obersten Preissegment bedienen. Und nur zur Anschaulichkeit: der damals recht unbekannte Juan Bernat kostete den FC Bayern sechs Millionen Euro an Ablösesumme. Reschke hatte sich den Spanier für seinen ehemaligen Arbeitgeber Bayer Leverkusen ausgeguckt, doch den Werksbossen war er zu teuer. Ailton ist dagegen eine absolute Nischenverpflichtung. Eine Million Euro muss der VfB für den Brasilianer überweisen, dessen Talent gelobt und an dessen Fitness aber noch gearbeitet wird.

Funktionieren muss der 22-jährige Abwehrspieler nun aber sofort, da Emiliano Insua verletzt ausfällt. Im Grunde verhält es sich mit Reschke ähnlich. Auch der 59-Jährige muss in Stuttgart auf Anhieb funktionieren. Eine Übergangszeit mitten in der Transferperiode gibt es nach der Trennung von Manager Jan Schindelmeiser nicht. Darf es nicht geben, da die Stuttgarter noch Spieler holen wollen.

Was wird aus Schindelmeisers Liste?

Drei waren es auf Schindelmeisers Liste noch. Ein defensiver Mittelfeldspieler, ein Rechtsverteidiger und ein letztes Schnäppchen. Bei dem Mittelfeldspieler führte die Spur zuletzt nach England. Ob diese von Reschke aufgenommen wird, ist eine spannende Frage. Geklärt wird sie aktuell, da Reschke seinen Dienst an der Mercedesstraße nun offiziell am Freitag beginnt. Früher als zunächst gedacht, worüber sich zum einen Wolfgang Dietrich freut. „Es war uns von Anfang an wichtig, dass ein schneller und unbürokratischer Einstieg erfolgt“, sagt der VfB-Präsident. Zum anderen dankt Reschke den Bayern-Bossen, dass sie seinen Einstieg in Stuttgart „so schnell und reibungslos ermöglicht haben.“

Inoffiziell liefen bei Reschke aber schon in den Tagen zuvor die Transferfäden zusammen. In Absprache mit Thomas Hitzlsperger, Marc Kienle und Joachim Cast. Sie alle hatten bisher ihre Aufgaben als Vorstandsberater, Jugendkoordinator und Vertragsexperte, und sie alle bilden mit dem neuen Mann an der Spitze das Kommando Kaderplanung.

Noch muss sich dieses als schnelle Eingreiftruppe bewähren und den unveränderten Bedarf im Team decken. Dazu werden gerade die neuen Ideen mit den alten Vorstellungen abgeglichen. Dass diese deckungsgleich ausfallen, ist kaum anzunehmen, da es schon bei der Personalie Holger Badstuber unterschiedliche Auffassungen gab. Schindelmeiser forcierte den Vertragsabschluss mit dem Innenverteidiger, Trainer Hannes Wolf bezeichnet ihn als „Wunschspieler“ und Badstuber gibt an, dass ihn „der ganze Verein“ gewollt habe.

Gesucht wird ein Mittelfeldspieler, der auch in die Abwehr kann

Doch die Verpflichtung des 28-Jährigen begleiten auch Zweifel wegen seiner prall gefüllten Patientenakte. Aus diesem Grund hält Reschke eher Ausschau nach einem Sechser, der sich im Fall der Fälle in die Abwehrzentrale versetzen lässt. Ein Renato Sanches wird es dann nach allem, was man ahnt, nicht sein, den er nach Stuttgart holt. Erstens passt der Portugiese nicht ins Profil. Zweitens ist der 19-Jährige vom AC Mailand umworben und drittens viel zu teuer. Und Geld spielt eine entscheidende Rolle.

Zehn Millionen Euro stehen Reschke für seine ersten Transferaktivitäten zur Verfügung, wenn es sein muss ein paar Milliönchen mehr. Weshalb es sich für den VfB auszahlen würde, wenn sich der neue Sportchef als der alte Personalpfiffikus erweist. Sanches holte er im Mai 2016 für 35 Millionen Euro von Benfica Lissabon zu den Bayern – wofür ihm die Branche unmittelbar danach applaudierte, weil Sanches kurz darauf als Europameister noch mehr gekostet hätte. Geschickt lotste Reschke einst auch Bernd Leno nach Leverkusen und Joshua Kimmich nach München. Zwei Überraschungscoups, weil sie in der Bundesliga unbekannt waren, sich aber schnell einen Namen machten. Zum Leidwesen des VfB, der die beiden Talente ausgebildet hatte, aber außer den stattlichen Ablösesummen nichts von ihnen hatte.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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