Will mit dem VfB wachsen und in die Bundesliga aufsteigen: Josip Brekalo, das kroatische Ausnahmetalent. Foto: Bongarts

VfB-Neuzugang Josip Brekalo gilt europaweit als Ausnahmetalent und hat einen vielversprechenden Start bei den Schwaben hingelegt. Doch damit ist er längst noch nicht zufrieden.

Stuttgart - Gerade mal neun Monate ist es her, da hat man beim Fototermin in der Wolfsburger Volkswagen-Arena nur strahlende Gesichter gesehen. Da war zunächst Klaus Allofs, seines Zeichens Mitte Mai 2016 noch Geschäftsführer Sport beim Fußball-Bundesligisten VfL - und an seiner Seite freute sich dessen Ex-Spieler aus Bremer Tagen, Jurica Vranjes, der inzwischen Spielerberater ist; und da waren vor allem die gut gelaunten Herren Ante und Josip Brekalo.

Josip Brekalo, das kroatische Ausnahmetalent

Gemeinsam hatte dieses Quartett ja auch einen zukunftsweisenden Coup zu feiern. Dachte man zumindest. Immerhin konnten die Niedersachsen auf der Jagd nach dem kroatischen Ausnahmetalent von Dinamo Zagreb namhafte Clubs wie Inter Mailand übertrumpfen. Und selbst der ruhmreiche FC Bayern München, so war zu hören, wollte im Josip-Brekalo-Poker irgendwann nicht mehr mitbieten. Sechs Millionen Euro an Transfergeld überwies der VfL somit an Dinamo – und Josip Brekalo, so berichtete es der „Kicker“, der würde nun künftig 110.000 Euro pro Monat verdienen. Kein Wunder also, dass sich Papa Ante mit seinem Junior über dessen ersten großen Vertrag bis 2020 freute.

An diesem Donnerstag sitzt Josip Brekalo nun im Stuttgarter Clubhaus, hat einen roten VfB-Trainingsanzug an – und macht einen fokussierten Eindruck. „Natürlich nagt es ein wenig am Selbstvertrauen eines Fußballers, wenn er nicht spielt“, sagt der schmächtige Teenager, den der europäische Dachverband Uefa weiterhin unter der Rubrik „Europas Wunderkinder“ führt. Dafür hat seine Geschichte in Wolfsburg aber verblüffend schnell einen negativen Twist erhalten. Vier Kurzeinsätze unter Dieter Hecking sind es nur geworden, ehe der wie Klaus Allofs gehen musste. Weil der neue Chefcoach Valérien Ismael auf erfahrenes Personal setzt, hat Berater Vranjes schnell einen neuen Plan entworfen.

Brekalo kostet keinen Cent Leihgebühr

„Josip ist erst 18 Jahre alt – er muss noch nicht an den nächsten Karriereschritt denken, sondern sollte jetzt vor allem spielen“, sagt Vranjes, der vor seiner Bremer Zeit selbst zwischen 2003 und 2005 beim VfB aktiv war. Im Winter hatte der Berater für sein ungeschliffenes Juwel sechs frische Angebote auf dem Tisch liegen. Drei kamen von deutschen Erstligisten, drei weitere von Clubs aus Italien und Spanien. Doch letztlich bekam der VfB mit einem kostenlosen Leihgeschäft bis Saisonende den Zuschlag. Der Vertrag verlängert sich um ein Jahr, sollten die Stuttgarter aufsteigen. Obendrein existiert für diesen Fall eine Kaufoption. Wird es mit dem Aufstieg nichts, wird noch einmal geredet.

„Für uns war es der entscheidende Punkt, dass beim VfB eine junge Mannschaft von einem jungen Trainer aufgebaut wird“, sagt Vranjes, der weiter davon überzeugt ist, dass sein Spieler mit 23, 24 Jahren bei einem europäischen Topclub anheuern wird: „Die zweite Liga sehen wir nicht als Rückschritt.“ Der neue Stuttgarter Jugendstil mit der Verpflichtung von Carlos Mané, Takuma Asano und Benjamin Pavard im Sommer, mit Julian Green, Ebenezer Ofori und Jérôme Onguéné im Winter (keiner dieser Spieler ist älter als 21 Jahre) hat also auch auf Josip Brekalo seine Sogwirkung entfaltet. Und so ging es von Wolfsburg zu Wolfs Rudel. Einen Einsatz als Einwechselspieler beim ziemlich beeindruckenden 2:0-Erfolg des neuen Zweitliga-Spitzenreiters gegen Düsseldorf hat Josip Brekalo ja bereits hinter sich, was durchaus als Zeichen der Zuneigung seitens des Stuttgarter Cheftrainers Hannes Wolf zu werten ist. Denn arrivierte Kräfte wie Alexandru Maxim warteten gegen die Fortuna vergeblich auf einen Einsatz.

Hannes Wolf beobachtet Brekalo seit Jahren

„Ich kenne Josip als Spieler gut, habe ihn in der Jugend mindestens sieben Mal live spielen sehen“, sagt Hannes Wolf, der das sprintstarke kroatische Leichtgewicht im Auftrag seines alten Arbeitgebers Borussia Dortmund unter anderem im Jahr 2015 bei der U17-WM in Chile beobachtete. Wie sehr der Trainer von dem Spieler angetan ist, zeigte sich auch während der ersten Trainingseinheiten beim VfB, als sich Wolf regelmäßig für Einzelgespräche mit Brekalo Zeit nahm.

„Wir haben einen jungen Trainer und eine junge Mannschaft, die gute Aufstiegschancen besitzt und sich gemeinsam entwickeln will“, sagt der flinke Flügelflitzer. Tatsächlich erhoffen sich beide Seiten in den nächsten vier Monaten eine Win-Win-Situation: Der Club ist stolz darauf, ein internationales Toptalent mit Millionen-Marktwert so kostengünstig bekommen zu haben, während der Spieler seine junge Profikarriere neu beleben und mit dem VfB in die Bundesliga zurückkehren will. „Es hat im Fußball schon viele Wunderkinder gegeben“, sagt der Kroate, der in Cristiano Ronaldo und Franck Ribéry sportliche Vorbilder sieht: „Und am Ende ist aus denen dann nichts geworden. Das soll mir nicht passieren.“

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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