Christian Träsch rückt auf seine angestammte Position im zentralen defensiven Mittelfeld.

Stuttgart - Dass Jens Keller das Training aus sicherer Entfernung anschaut, ist eher die Ausnahme. "Ich muss meine Emotionen leben, ich kann nicht nur herumstehen", sagt der neue Trainer des VfB Stuttgart.

So richtig hat sich Jens Keller noch nicht an seinen neuen Alltag als Cheftrainer des VfB Stuttgart gewöhnt. Der Trainer-Parkplatz, der ihm nun zusteht, blieb am Donnerstag jedenfalls leer. "Ich habe einfach geparkt wie immer. Mir ist egal, wo mein Auto steht", sagte Keller. Oder war es der Respekt vor Christian Gross? Sein am Vortag entlassener Vorgänger verabschiedete sich in der Kabine von der Mannschaft und wünschte ihr alles Gute, dann übernahm wieder Keller. Und der Neue machte deutlich, worauf es ihm in den nächsten Wochen besonders ankommt:

Trainingsinhalte: Schon die ersten Einheiten machten deutlich, wo Keller den Schwerpunkt setzt: Konsequentes Zweikampfverhalten und schnelles Umschalten in Offensive und Defensive haben für ihn oberste Priorität.

Kapitän: Matthieu Delpierre ist die nächsten drei Bundesligaspiele gesperrt. Ohnehin ist nicht jeder von der Führungsstärke des Franzosen überzeugt. Ist das die Chance für Spieler wie Serdar Tasci oder Christian Träsch? Keller winkt ab: "Matthieu ist der optimale Kapitän." Änderungen im Spielerrat sind möglich: "Ich denke aber, dass wir am Samstag auf Schalke wie bisher mit Cacau als Vize-Kapitän ins Spiel gehen."

Hierarchie: Führungsqualitäten lassen sich nicht anordnen, "dafür muss man auch die Mentalität mitbringen", sagt Keller. An wen er besonders denkt? "Christian Gentner ist jetzt 25 Jahre alt, er war zweimal deutscher Meister - er muss da reinwachsen." Keller hat den Rückkehrer am Mittwoch im Einzelgespräch in die Pflicht genommen.

System: Flache Vier (wie bisher) oder Raute? Jens Keller lässt sich nicht in die Karten schauen: "Ich mache mir Gedanken. Aber ich muss Schalke ja nicht alles preisgeben." Nur so viel: "Wir müssen kompakter und aggressiver auftreten." Wahrscheinlich bleibt es beim Spiel mit der Doppel-Sechs. Keller denkt eher an die eine oder andere personelle Veränderung; die wichtigste dürfte sein: Christian Träsch rückt auf seine angestammte Position im zentralen defensiven Mittelfeld - dorthin also, wo er seine stärksten Spiele abgeliefert hat und wo ihn Christian Gross diese Saison nie aufgestellt hatte.

Personelle Wechsel: Delpierre und Mauro Camoranesi sind gesperrt, Daniel Didavi, Johan Audel und Philipp Degen nicht fit. Nur Timo Gebhart kehrt gegen Schalke in den Kader zurück. "Wir haben nur 16 gesunde Feldspieler, ich kann jetzt nicht die ganze Mannschaft umkrempeln", sagt Keller.

Psychologie: Keller nimmt sich die Spieler nacheinander in Einzelgesprächen vor. Er teilt ihnen im Detail mit, was er von ihnen erwartet. "Andererseits ist auch wichtig, dass ich sie lobe. Ihr Selbstvertrauen ist als Tabellenletzter nicht sehr ausgeprägt."

Zeitliche Abläufe: Vor den Spielen geht die Mannschaft wie bisher ins Hotel. Dort will Keller etwas andere Akzente setzen, indem er Mannschaftssitzungen, das Anwärmtraining oder den Spaziergang zeitlich verlegt.

Umgangsformen: Als Co-Trainer war Jens Keller mit allen Profis per Du. Daran wird sich nichts ändern. "Ich denke nicht, dass mir die Spieler weniger Respekt entgegenbringen, als wenn sie mich siezen."