Die Krise des VfB Stuttgart ist auch eine Krise von Sportvorstand Fredi Bobic. Kaum jemand verkörpert den Verein so sehr wie der frühere Nationalstürmer. Doch der Druck auf ihn wächst.
Die Krise des VfB Stuttgart ist auch eine Krise von Sportvorstand Fredi Bobic. Kaum jemand verkörpert den Verein so sehr wie der frühere Nationalstürmer. Doch der Druck auf ihn wächst.
Stuttgart - Fredi Bobic fühlt sich in seiner Rolle als Frontmann des VfB Stuttgart wohl. Der frühere Nationalstürmer stellt sich den Fragen der Journalisten, zeigt auf den Pressekonferenzen Präsenz und übernimmt auf seine bisweilen ruppige Art damit auch in der öffentlichen Wahrnehmung Verantwortung. Doch nach dem zweiten Trainerwechsel innerhalb dieser Saison steigt der Druck auf den Sportvorstand des schwäbischen Krisenclubs. Ist aus dem starken Mann des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten mittlerweile ein halb-starker Mann geworden?
„Ich habe kein Problem damit, mich hinzustellen und zu sagen: Ich übernehme Verantwortung“, ließ der 42-Jährige auch nach der Trennung von Trainer Thomas Schneider und der Verpflichtung des neuen Hoffnungsträgers Huub Stevens wissen. „Wenn man sich der Verantwortung stellt, spürt man auch Gegenwind.“
Diesen Widrigkeiten musste sich Bobic zuletzt mehr aussetzen, als ihm lieb sein dürfte. Mit Schneider scheiterte ein Trainer, dem er das Vertrauen ausgesprochen hatte. Es war sein vierter Coach seit dem Amtsantritt 2010. Mit seinem Kumpel Krassimir Balakow konnte Bobic zudem nicht seinen ursprünglichen Favoriten für die Nachfolge von Schneider durchsetzen. Und nicht zuletzt kassierte eine Mannschaft reihenweise Niederlagen, die auch Bobic zusammengestellt hat.
„Auf die zwei Trainerwechsel können wir nicht stolz sein, darauf bin ich nicht stolz“, meinte Präsident Bernd Wahler nach der Trennung von Bruno Labbadias Nachfolger Schneider. „Ich hinterfrage meine eigene Leistung grundsätzlich.“ Bobic wird das auch tun.
Im Juli 2010 trat Bobic als Manager beim VfB an
Er weiß, dass sich vieles auf ihn fokussiert. Denn er ist eine der wenigen Konstanten im Verein. „Natürlich polarisiert sich vieles auf meine Person. Ich werde mich weiterhin in den Wind stellen und noch weiter in die Wellen reinjagen. Hauptsache, wir schaffen den Klassenerhalt“, sagte Bobic nach dem 2:2 am Samstag gegen Eintracht Braunschweig, als sich die Wut einiger Fans auch auf seiner Person entlud. „Am Ende der Saison können wir über alles reden.“
Man muss Bobic zugutehalten, dass er unangenehmen Fragen nicht ausweicht, auch prekären Situationen nicht fernbleibt. Bisweilen reagiert der im slowenischen Maribor geborene und im Stuttgarter Problemviertel Hallschlag aufgewachsene VfB-Frontmann unwirsch, eine Antwort erhält man trotzdem.
Viele Fragen musste Bobic, der in Stuttgart fünf erfolgreiche Jahre als Bundesligastürmer hatte und viel Herzblut in den Club investiert, zuletzt beantworten. Warum läuft es mal wieder nicht beim VfB? Ist sein Krisenmanagement richtig? Kann Stevens den Bundesliga-15. retten? „Wir haben keine schlechte Mannschaft“, betonte Bobic. Sie sei derzeit einfach nur zu verunsichert.
Im Juli 2010 trat Bobic als Manager beim VfB an, seit April des vergangenen Jahres ist er Sportvorstand der Schwaben. Der Europameister von 1996 füllte bei dem führungsschwachen Verein ein Machtvakuum und präsentiert sich als Gesicht des Clubs. Dass Gerd Mäuser als Präsident und Dieter Hundt als Aufsichtsratsboss nicht mehr im Amt sind, hat zu einem gewissen Teil auch mit Bobic zu tun. Viele im Umfeld rechnen ihm das hoch an. Auch dass er Etatkürzungen mitmachen musste und ein verwöhntes Publikum bei Laune halten will.
Ob Bobic jedoch auch die passende Strategie für die Zukunft hat, wird nicht zuletzt die Personalie Stevens zeigen. Denn für ein ausgeprägtes Gespür für den Nachwuchs ist der mit einem Vertrag bis Saisonende ausgestattete Niederländer nicht bekannt. Aber genau auf die Jugend wollen die Schwaben ja künftig setzen. Bobic ist auch in kommenden Wochen extrem gefordert. Hat er den nötigen Weitblick?