Daniel Didavi ist auf dem Weg zurück und nähert sich Schritt für Schritt seiner Form. Foto: Pressefoto Baumann

Daniel Didavi ist seit dem Sommer zurück in Stuttgart, doch sportlich noch immer nicht wirklich angekommen. Im Gespräch mit unserer Redaktion gibt er Einblick in sein Seelenleben und äußert Verständnis für die enttäuschten Fans.

La Manga - Hinter Daniel Didavi (28) liegen schwierige Monate. Als Hoffnungsträger an die alte Wirkungsstätte zu seinem Herzensclub zurückgekehrt, konnte er die in ihn gesetzten Hoffnungen sportlich bisher nicht erfüllen. Ein Gespräch über Yoga, Glauben, enttäuschte Kritiker und seine schrittweise Rückkehr zu alter Stärke.

Herr Didavi, was macht die Gesundheit?

„Mein Knie ist total schmerzfrei und auch die Probleme an der Achillessehne sind auf einem guten Weg. Ich kann alle Umfänge mitmachen, muss aber noch vorsichtig sein. Auch das Trainerteam und die Mediziner achten sehr darauf, dass ich nicht überbelaste, wir kommunizieren da viel. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg und arbeite nun daran, mir wieder die Substanz zu holen, die ich brauche, um wieder eine Option für das Team und den Trainer zu sein.“

Wie schwer waren die vergangenen Monate in mentaler Hinsicht für Sie?

„Aufgrund meiner Verletzungen in der Vergangenheit bin ich da mental stark, ich kam gut damit klar. Auch wenn es schwerer war wie mit dem Knie, weil niemand genau wusste, woher die Probleme mit dem Schleimbeutel kamen. Doch ich habe in meiner Karriere gelernt, dass es eben solche Phase gibt. Die gehen auch wieder vorbei. Das muss man sich immer bewusst machen. Das hilft mir.“

Haben Sie bestimmte Dinge geändert?

„Ja, ich mache deutlich mehr hinsichtlich der Beweglichkeit, habe mit Yoga begonnen und wieder einiges über mich und meinen Körper gelernt. Ich versuche alles, um meinen Körper wieder auf Topniveau zu bringen.“

Was fehlt noch, um wieder bei voller Leistungsstärke zu sein?

„Es wird besser. Ich komme im Training wieder an dem einen oder anderen vorbei (lacht). Doch noch fehlt Substanz. Die kann ich mir nur über Trainingseinheiten und Spiele holen. Da brauche ich noch etwas Geduld.“

Der Glaube ist ein wichtiges Thema für Sie.

„Ich wurde entsprechend erzogen. Anfangs liest man einfach in der Bibel ohne genau zu wissen, warum man das eigentlich macht. Bei mir war es dann wie bei vielen Menschen, denen es schlecht ging. Man sucht irgendwo Halt. Ich begann dann damit, mich wirklich mit der Bibel auseinanderzusetzen und habe dann, ganz unabhängig von der Kirche, viele Dinge daraus mitgenommen, die mir geholfen haben. Auch Afrika war eine gute Erfahrung für mich.“

Erzählen Sie.

„Ich war im Land meines Vaters (Benin, Anm. d. Red) und habe Menschen gesehen, die gar nichts haben. Doch du siehst dort mehr Lebensfreude, die Menschen lachen. Wir hier in Europa haben im Vergleich zu diesen Menschen alles, es fehlt an nichts – und trotzdem sind hier viele schlecht gelaunt und nicht zufrieden. Wenn man sich bewusst macht, wie gut es einem geht, dann wiegt so eine Phase mit einer Verletzung gar nicht mehr so schwer. So eine Erfahrung lässt einen vieles besser einordnen.“

Wie nehmen Sie die Fans wahr, die bei ihrer Rückkehr viele Erwartungen in Sie hegten, die bisher nicht erfüllt wurden und die nun entsprechend enttäuscht sind?

„Das ist doch klar, dass die Fans enttäuscht sind und auch dass es manche gibt, die sich jetzt bestätigt sehen, weil sie damals gesagt haben, ‚der Didavi ist doch immer verletzt‘. Von daher ist es ärgerlich – auch weil ich ja fit hierher kam und die Schleimbeutelprobleme quasi aus dem Nichts auftauchten. Kritische Stimmen wird es immer geben. Ich behalte die Ruhe und tue alles dafür, um eine bessere Rückrunde zu spielen.“

Welche Hebel setzt der Trainer an, damit sich die sportliche Situation bessert?

Markus Weinzierl hat gleich als er kam gewisse Impulse gesetzt und zumindest in den Heimspielen hat sich dadurch unsere Punkteausbeute verbessert. Doch wir haben keinen guten Fußball gespielt. Hier in La Manga merkt man, dass er noch weiter die Zügel anzieht. Wir trainieren intensiv, arbeiten gut. Doch wir dürfen nicht glauben, dass jetzt plötzlich alles läuft. Wir haben auch noch viel Arbeit vor uns. Es wird auch Rückschläge geben, dessen müssen wir uns bewusst sein. Bei Trainingslagern heißt es immer, dass alles super ist. Aber auf dem Platz gegen Mainz, da zählt´s.“

Mit Ihnen als Fixpunkt in der Startelf?

„Das liegt an mir. Wenn ich fit bin und das abrufe, was ich kann, kann ich ein Fixpunkt sein und der Mannschaft helfen. Da versuche ich hinzukommen, aber ich kann nach der Vorrunde auch keine Forderungen stellen. Wenn es also gegen Mainz nicht so ist, dann ist es eben so. In allererster Linie möchte ich, dass wir wieder besseren und erfolgreichen Fußball spielen.“