VfB-Trainer Hannes Wolf im Regen von Mainz: Unterstützung von den Club-Bossen? Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart steckt in der ersten Krise nach dem Wiederaufstieg. Jetzt müssen die Club-Bosse die Ruhe bewahren und Trainer Hannes Wolf unterstützen.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart war tief gesunken und hart gelandet. Nach dem Wiederaufstieg hat der weiß-rote Jet nun einige Mühe, zurück auf sichere Bundesliga-Höhen zu steigen. Damit war zu rechnen. Doch seit dem Tiefflug in Mainz sind Turbulenzen nicht mehr ausgeschlossen. Anschnallen, bitte! Es könnte ungemütlich werden.

Akute Absturzgefahr?

Es ist kein Fehler, wenn die Lotsen im Stuttgarter Tower noch einmal die Koordinaten des Fluges prüfen und den Chefpiloten nach Kräften dabei unterstützen, mit ruhiger Hand durch aufziehende Stürme zu steuern. Die wichtigste Voraussetzungen, um Notlandungen zu vermeiden: Keiner verliert die Nerven, der Funkverkehr untereinander bleibt ungestört, das Vertrauen in die Qualitäten der Beteiligten ist unerschütterlich. Einigen Passagieren an Bord der Cannstatter Maschine schien es, als habe sie beim 2:3 in Rheinhessen bereits mit der Tragfläche den Boden gestreift. Akute Absturzgefahr? Eher nicht, der Sinkflug sollte nur nicht mehr allzu lange dauern.

Im Cockpit leuchten die ersten Warnlampen. Die Motoren sind nach Meinung sämtlicher Experten zwar stark genug, um die Maschine oben zu halten, aber sie nehmen das Gas nur zögerlich an, bisweilen arbeiten sie nicht synchron, im Getriebe fehlt Öl und ein paar PS zusätzlich wären hilfreich, um ein Durchsacken zu vermeiden.

Der junge Chefpilot Hannes Wolf bedient zwar sämtliche Steuerknüppel, aber die Fluglage ändert sich kaum oder gar nicht. Kein Zweifel: Der leicht schlingernde Maschine könnte die Erfahrung eines sturmerprobten Flottenchefs wie Michael Reschke nicht schaden.

Erster Tiefflug nach dem Wiederaufstieg

Um auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren: Der VfB Stuttgart erlebt den ersten Tiefflug nach dem Wiederaufstieg. Die Mannschaft kickte gegen die harmlosen Mainzer, als hätte sie Pattex an den Schuhen. Der Coach bevorzugt in Sachen Taktik und Aufstellung zu häufig den Rückwärtsgang. Die Wechsel im Spielsystem haben das Team mehr verunsichert denn gefestigt, und auf der einen oder anderen Position wirkt die personelle Besetzung wie ein schlechter Kompromiss. Benjamin Pavard zum Beispiel ist als Innenverteidiger eine Bank, in der Rolle des rechten Verteidigers ist ihm aber meist alles Glück dieser Welt zu wünschen – und in den Beinen keine Knoten.

Sorge ja, Aktionismus nein

Jetzt wird sich zeigen, ob die Bosse die Fehler ihrer Vorgänger wiederholen. Die Tabellensituation liefert zwar Anlass zur Sorge, aber keinen Grund zu Aktionismus. Und Hannes Wolf sollte mit einem Mal nicht zum Nachteil gereichen, was Monate zuvor noch an ihm und seiner Arbeit gepriesen wurde. Er wurde zum VfB gelockt als junger Trainer mit großem Potenzial. Was aber auch bedeutet: Er muss sich entwickeln dürfen. Und wer sich entwickelt, macht Fehler. Fehler können korrigiert werden. Durch Einsicht, Lernfähigkeit und die Unterstützung erfahrener Kräfte – wie Sportvorstand Michael Reschke oder Ex-Profi Thomas Hitzlsperger. Schon einmal setzte der VfB auf einen jungen Coach – und ließ den armen Kerl allein, als er sich beim Umbau der Mannschaft blutige Nasen holte: Thomas Schneider.

Die Qualität eines Clubs zeigt sich gerade dann, wenn er in der Krise steckt. VfB-Chef Wolfgang Dietrich ist angetreten, um den Verein von den branchenüblichen Aufgeregtheiten unabhängiger zu machen. Die Basis dafür wurde geschaffen. Jetzt können Reschke und er belegen, dass die alte Regel nicht mehr gilt, wonach man sich beim VfB nur hinter den Trainer stellt, um ihm leichter in den Hintern treten können.