Foto: Baumann

"Wir haben keine Trainerdiskussion", sagt der VfB-Aufsichtsrats-Chef Hundt im Interview.

Stuttgart - VfB-Aufsichtsrats-Chef Dieter Hundt fordert von Trainer Christian Gross "schnell Maßnahmen", um aus der Krise zu kommen. Auf die Frage, ob Christoph Daum als Nachfolger für Gross infrage käme, sagt er: "Natürlich würde sich der Aufsichtsrat bei dieser Frage miteinbringen."

Herr Dr. Hundt, haben Sie Angst vor dem Abstieg?

Ich habe keine Angst, dass der VfB absteigt. Das Potenzial der Mannschaft ist so gut, dass wir aus dieser Misere herauskommen.

Das haben andere Clubs auch schon gedacht. Und plötzlich standen sie in der zweiten Liga. Hertha BSC Berlin ist nur ein Beispiel.

Das ist mir auch klar. Deshalb muss schnellstmöglich die Wende kommen.

Jeder fragt sich: Warum spielt sich beim VfB immer wieder dasselbe Drama ab. Immer wieder folgt auf eine Phase des Aufschwungs der katastrophale Absturz.

Ich stehe vor derselben Frage - und habe keine Antwort darauf. Ganz offensichtlich kann sie auch sonst keiner der Verantwortlichen beim VfB beantworten, sonst hätten sie es längst geändert. Ich sage nur: Schuldzuweisungen nutzen jetzt gar nichts - sie sind sogar schädlich. Außerdem weise ich alle Vorwürfe gegen den Aufsichtsrat und meine Person entschieden zurück. Der Aufsichtsrat ist nicht dafür verantwortlich, dass teuer eingekaufte und hoch bezahlte Spieler ihre Leistung nicht bringen oder das Tor nicht treffen.

Gleichwohl wirft man dem Vorstand und Aufsichtsrat vor, den Verein kaputtzusparen. Wie stehen Sie dazu?

Diese Position ist unhaltbar. Die Linie unserer Vereinspolitik ist richtig. Wenn ich die letzten fünf Jahre anschaue, dann war doch nur der FC Bayern sportlich erfolgreicher. Also können wir uns mit der Philosophie, junge Spieler heranzuführen und wirtschaftlich verantwortlich zu arbeiten, sehen lassen. Für mich steht fest: Voraussetzung für dauerhaften sportlichen Erfolg ist, dass der Verein wirtschaftlich gesund ist. Außerdem haben wir in der Sommerpause über zwölf Millionen Euro in Spieler investiert. Damit liegen wir im Ligavergleich unter den Top 5.

Klingt schön. Aber woran liegt es dann, dass der VfB Letzter ist?

Die Frage muss doch lauten: Warum rufen die Spieler ihr Leistungspotenzial nicht ab? Viele sind doch meilenweit von ihrer Normalform entfernt. Ist das Sache des Aufsichtsrats?

Sicher nicht. Eher die Sache des Trainers. Wie groß ist Ihr Vertrauen in Christian Gross?

Er hat in der vergangenen Saison erfolgreich gearbeitet. Warum das jetzt nicht mehr so ist, ist für mich ein Rätsel. Ich wiederhole, von Schuldzuweisungen halte ich nichts. Aber natürlich ist es jetzt die Aufgabe des Trainers, schnell Maßnahmen zu ergreifen, um aus dieser Misere herauszukommen.

Gibt es ein Ultimatum?

Nein. Wir haben keine Trainerdiskussion. Aber natürlich müssen wir uns Gedanken machen, was geschieht, wenn der Misserfolg anhält.

Käme dann Christoph Daum infrage?

Dies entscheidet die Vereinsführung. Natürlich würde sich der Aufsichtsrat bei dieser Frage miteinbringen.

Dann wären schon zwei Aufsichtsratsmitglieder - Sie und Eduardo Garcia - für Daum.

Noch mal: Die Trainerfrage stellt sich momentan nicht.

Es heißt, Sie seien amtsmüde und Garcia werde sie als Aufsichtsrats-Chef beerben.

Ich bin alles andere als amtsmüde. Ganz im Gegenteil.

Nochmals zurück zum Thema Geld. Kann der VfB in der Winterpause noch einmal in Neuzugänge investieren?

In Ausnahmesituationen kann darüber gesprochen werden.

Wie würden Sie das Geld anlegen? In einen Abwehrspieler oder einen Stürmer?

Meiner Meinung nach haben wir ein Sturmproblem.