Ibrahima Traore im Trikot des VfB Stuttgart Foto: dapd

Aus beim Afrika-Cup – doch der VfB-Profi prophezeit Guineas Nationalelf eine große Zukunft.

Stuttgart - Irgendjemand hätte ihn auch warnen können. Da stand Ibrahima Traoré nun am Flughafen in Stuttgart und fror und zitterte und schnatterte nur so vor sich hin. Es ist ja auch nicht einfach für einen, der direkt vom Afrika-Cup aus dem warmen Gabun kommt. Dort hatte es Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad. Kein Vergleich zum Tiefkühlschrank Deutschland. „ 40 Grad weniger, das ist ein Schock für mich“, sagte Traoré und bekräftigte: „Es ist sehr schlimm.“

 

Na gut, er hatte eine Jacke dabei. Benötigt hätte er aber drei, vier oder fünf übereinander. „Ich packe mich jetzt in alle Winterklamotten, die ich habe, und bleibe nur zu Hause“, sagte Traoré nach seiner Ankunft. Da hatte er die Rechnung aber nicht mit Christos Papadopoulos gemacht. Und auch sein Hinweis auf die Adduktorenzerrung, die er sich im letzten Gruppenspiel gegen Ghana zugezogen hat, verfing nicht. Ein bisschen geht immer, sagte sich Papadopoulos und ging mit dem Mittelfeldspieler am Montagnachmittag gleich joggen. „Ich habe unseren Zeugwart Michael Meusch gebeten, dass er mir möglichst viele warme Klamotten rauslegt“, sagte Traoré.

Traoré: Trainer muss bleiben

Ibrahima Traoré wird sich noch eine gute Woche gedulden müssen, bevor er wieder mit dem VfB trainieren kann. Ohne Fußball muss er dennoch nicht auskommen, allerdings nur als Zuschauer vorm Fernseher. Denn nach einem 0:1 gegen Mali, einem 6:1 gegen Botsuana und einem 1:1 gegen Ghana war für Guinea schon in der Vorrunde Schluss beim Afrika-Cup – und damit auch für Traoré und seinen VfB-Kollegen Mamadou Bah, der gegen Ghana mit Gelb-Rot vom Platz musste. Natürlich sitzt die Enttäuschung bei Traoré erst einmal tief. Andererseits sagt er: „Wir waren eine der jüngsten Mannschaften des Turniers, und trotzdem haben wir jedes Spiel dominiert. Wir waren sogar besser als Ghana. Am Ende aber hat uns die Erfahrung gefehlt.“ Die verlorenen Punkte aus dem ersten Gruppenspiel konnte das Team aus Westafrika nicht mehr wettmachen, trotz des Kantersiegs gegen Botsuana, bei dem auch Traoré und Bah trafen. Anders als beim VfB sind beide Stammspieler in Guinea. „Mamadou wurde in den Zeitungen als Kopf unserer Mannschaft bezeichnet“, sagt Traoré, „er ist topfit und konnte viel Selbstvertrauen tanken.“

Traoré selbst hat es zur Führungspersönlichkeit gebracht, sein Wort hat Gewicht, so auch jetzt, wo er Partei ergreift für Trainer Michel Dussuyer: „Er muss bleiben“, fordert er, „bevor er kam, waren wir keine Mannschaft. Unter ihm haben wir offensiv und defensiv überzeugt und als Außenseiter das große Nigeria bezwungen.“ Gegen Nigeria hatte Traoré auf Vorlage von Bah den 2:2-Ausgleich erzielt und damit das Ticket zum Afrika-Cup gelöst. Jetzt ist die große Hoffnung aufs Weiterkommen geplatzt, doch Traoré ist zuversichtlich für die Zukunft: „Wir haben eine gute Spielergeneration, und mit mehr Erfahrung können wir noch Großes erreichen.“ Zum Beispiel? „Wir werden alles dafür tun, um in der Qualifikation zur WM 2014 eine Überraschung zu schaffen und in Brasilien dabei zu sein.“ Aber erst mal muss er seine Adduktorenzerrung überstehen. Und den Kälteschock in Deutschland sowieso.