Angriffslustig: VfB-Trainer Huub Stevens. Foto: dpa

2007 katapultierte Trainer Huub Stevens den Hamburger SV vom 17. Platz in den Uefa-Cup. Das hat Eindruck hinterlassen. Nun zittert der HSV vor dem direkten Duell mit dem neuen Coach des VfB Stuttgart.

2007 katapultierte Trainer Huub Stevens den Hamburger SV vom 17. Platz in den Uefa-Cup. Das hat Eindruck hinterlassen. Nun zittert der HSV vor dem direkten Duell mit dem neuen Coach des VfB Stuttgart.

Stuttgart - Huub Stevens zum VfB Stuttgart: Die einen finden es gut, die anderen finden es nicht so gut. Günter Netzer findet beides. Nicht, dass der Ex-Nationalspieler an einer gespaltenen Persönlichkeit leiden würde. Aber wer für zwei Boulevardblätter schreiben lässt, der darf sich auch zwei Meinungen leisten – findet Netzer. So teilte der Unternehmer, der in Sachen Fernsehrechte unterwegs ist, am Sonntag mit: „Mit Huub Stevens hat Stuttgart einen guten Griff getätigt. So greift man schon mal auf Bewährtes zurück und hofft dadurch, dem Schlimmsten zu entgehen. Es ist ein Glücksfall, dass er frei war, denn Stevens besitzt eine Reputation, Erfahrung, Autorität und spricht die deutsche Sprache.“ So weit, so gut. Wenn da nicht Netzers Beitrag für die Donnerstag-Ausgabe der Zeitung mit den großen Buchstaben gewesen wäre. Da lässt der ehemalige Manager der Hanseaten die geschätzten Leser wissen, der Trainerwechsel beim VfB sei kein Nachteil für den HSV: „Man sollte nicht glauben, dass Huub Stevens die Hand auflegt und alles somit gut wird. Huub allein kann es nicht schaffen.“ Aha.

Bei so viel Wankelmut ist es hilfreich, dass in Hamburg wenigstens einer Klartext redet. Der heißt Rafael van der Vaart, ist der Chef der Truppe und war Stevens’ wichtigster Mann, als es darum ging, den HSV 2007 vor dem Untergang zu retten. „Für uns wird es ein ganz schweres Spiel in Stuttgart“, sagt Stevens’ niederländischer Landsmann vor dem direkten Duell an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der Mercedes-Benz-Arena, „dass Huub in Stuttgart nun Trainer ist, macht es noch schwieriger für uns. Bei ihm muss die Null stehen. Er kennt die Situation. Er weiß genau, was zu tun ist.“

Huub Stevens lehrt den HSV das Fürchten – allein dank seiner erfolgreichen Vergangenheit am Fuße des Michel. Im Februar 2007 hatte er den HSV auf dem vorletzten Tabellenplatz übernommen und in 15 Spielen über den UI-Cup in den Uefa-Cup geführt. Das hat in der Hansestadt mächtig Eindruck hinterlassen, allen voran bei van der Vaart, der zentralen Figur bei der Aufholjagd. „Freitags hatte ich meinen Vertrag unterschrieben, samstags haben wir gegen Hertha BSC gespielt“, erinnert sich Stevens. Durch einen Distanzschuss von Mineiro in er 93. Minute verlor der HSV mit 1:2. Doch Stevens hatte wichtige Dinge gesehen, die er umgehend umsetzte und die Wende einleitete. „Van der Vaart hatte zuvor beim Stand von 1:1 die Chance, das 2:1 zu machen“, sagt er, „aber er war zu müde, um konzentriert abzuschließen. Er musste viele Meter laufen und hat sich dabei zu sehr verausgabt.“ Stevens stellte das Spiel des HSV um, gab van der Vaart ein paar Helfer zur Seite, die ihm Wege ersparten, damit er sich auf das Wesentliche konzentrieren konnte: „Du musst eine Ordnung in der Mannschaft haben.“

Die verpasst er nun dem VfB. Weil er ein Fuchs im Trainergeschäft ist, weiß er genau, was zu tun ist. Er behält es nur bis zum Samstag für sich. „Bis dahin beobachte und analysiere ich“, sagt er.

So lässt er offen, ob der nach seiner Sperre wieder verfügbare Torjäger Vedad Ibisevic in der Startelf steht oder von der Ersatzbank kommt – und sogar Letzteres stellt er in Frage, wenn er sagt: „Ich bin davon überzeugt: Wenn er Spielminuten bekommt, dann wird er alles zeigen.“ Anzunehmen, dass Ibisevic viele Spielminuten bekommen wird. Denn Stevens kann nicht nur die Tabelle („Eine Momentaufnahme“), sondern auch die Statistik lesen. Die besagt, dass der VfB seit Sommer 2012 ohne den Bosnier kein Spiel gewonnen hat. In neun Partien gab es vier Unentschieden und fünf Niederlagen. Und auch diesen Spruch muss niemand Stevens abnehmen: „Egal, wie das Ergebnis am Samstag ist, wir haben danach noch acht Endspiele.“ Allerdings auch schon fünf Punkte Rückstand auf den HSV – und noch mehr Mühe, überhaupt noch mitzuhalten.