Klare Ansagen: Huub Stevens (re.) bringt Arthur Boka (Mitte) und Carlos Gruezo seine Vorstellungen näher. Foto: Pressefoto Baumann

„Eine Herausforderung“ sei der erneute Kampf gegen Abstieg für ihn, sagt Huub Stevens, der einst den Hamburger SV in einer noch misslicheren Lage vor dem Sturz in Liga zwei gerettet hat, „aber ich nehme diese Herausforderung an.“

„Eine Herausforderung“ sei der erneute Kampf gegen Abstieg für ihn, sagt Huub Stevens, der einst den Hamburger SV in einer noch misslicheren Lage vor dem Sturz in Liga zwei gerettet hat, „aber ich nehme diese Herausforderung an.“

Stuttgart - Die augenscheinlichste Veränderung ist zunächst gar nicht auf dem Platz zu sehen. Auch ein Blick auf die kleine Tribüne am Rande des Trainingsplatzes signalisiert, dass beim VfB Stuttgart eine neue Zeit angebrochen ist. Rund 400 Zuschauer beobachten am Montagnachmittag das Training der Bundesligamannschaft – und die ersten Schritte von Huub Stevens als Trainer des VfB Stuttgart.

Der steht fast ausnahmslos im Zentrum des Geschehens, gibt lautstark Anweisungen, schart seine neuen Spieler immer wieder um sich und macht genau das, was sich die Verantwortlichen der Roten vom Niederländer erwartet haben: Er gibt klare Ansagen – und lässt die Beobachter erahnen, weshalb das Image des harten und bisweilen bissigen Hundes an ihm haftet. Dabei kann er auch ganz anders.

Seine launige Seite zeigte Huub Stevens gut zwei Stunden zuvor, als er in den Katakomben der Mercedes-Benz-Arena offiziell als neuer Cheftrainer des VfB vorgestellt worden war. Ein schelmisches Grinsen hier, ein kleiner Witz da, und auch ein Schuss Selbstironie. Als ein Reporter zur Frage ansetzt: „Sie sind bekannt dafür . . .“, lässt Stevens ihn gar nicht erst aussprechen, sondern kokettiert lieber gleich selbst mit dem Ruf, der ihm vorauseilt: „Harter Hund? Der Knorrige?“Dann grinst er wieder. Dabei weiß er nur zu gut, wie ernst die Lage ist.

„Eine Herausforderung“ sei der erneute Kampf gegen Abstieg für ihn, sagte der 60-Jährige, der einst den Hamburger SV in einer noch misslicheren Lage vor dem Sturz in Liga zwei gerettet hat, „aber ich nehme diese Herausforderung an.“ Am späten Samstagabend hat er VfB-Sportvorstand Fredi Bobic seine Zusage gegeben, am Sonntagabend hat er einen Vertrag bis Saisonende akzeptiert und unterschrieben, seitdem gab es viele Gespräche – unter anderem mit Thomas Schneider.

„Er kennt die Mannschaft besser als ich“, begründete Stevens dieses eher unübliche Treffen mit seinem Vorgänger, das wohl auch der Tatsache geschuldet war, dass der Neu-Trainer die Bundesliga in den vergangenen Monaten nicht ganz so aufmerksam verfolgt hat, da er beim griechischen Erstligisten Paok Saloniki unter Vertrag stand. „Ich habe das Abenteuer gesucht“, sagte er über dieses Engagement, „und ich habe es auch bekommen. Aber jetzt ist etwas anderes gefragt.“ Er meint harte Arbeit: „Es gibt in allen Bereichen etwas zu tun.“ Damit dem VfB Stuttgart der GAU erspart bleibt.

Dafür war der Club bereit, vorübergehend ein Abweichen der selbstverordneten Philosophie mit jungen Spielern zu akzeptieren. „Priorität hat der Nichtabstieg“, sagte Präsident Bernd Wahler, der dafür auch die finanzielle Mehrbelastung des zweiten Trainerwechsels der Saison in Kauf nimmt. „Diese Belastungen waren so nicht geplant“, sagte der Clubchef, versicherte aber, „dass wir in der Lage sind, das zu managen.“ Wenn der Klassenverbleib gelingt.

Dann übrigens ist ein längeres Engagement von Huub Stevens entgegen erster Äußerungen am Sonntag doch nicht ausgeschlossen. Bei einer geglückten Rettung werde man sich „selbstverständlich unterhalten, wie es weitergeht“, sagte Wahler am Montag und erklärte: „Huub Stevens hat auch schon bewiesen, dass er junge Spieler einbauen kann.“ Der Niederländer fügte sogleich an, dass er die VfB-Philosophie grundsätzlich für „super“ halte.

In den kommenden zehn Bundesligapartien geht es aber nicht um das Alter der Spieler, sondern allein um ihre Fähigkeit, im Existenzkampf der Bundesliga bestehen zu können. „Alt oder jung, schwarz oder weiß – das ist alles egal“, sagte Stevens, „jetzt sind wir alle nur für den VfB da.“