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VfB-Trainer rettet wohl nur ein Sieg auf Schalke – Spekulationen um Nachfolge von Hitzfeld.

Stuttgart - Schon ein Unentschieden bei Schalke 04 könnte Christian Gross den Trainerjob beim VfB Stuttgart kosten. Und dann? Dann spricht bei den Roten einiges für eine Interimslösung mit Co-Trainer Jens Keller oder VfB-II-Trainer Jürgen Seeberger - und Gross könnte nahtlos als Schweizer Nationalcoach unterkommen.

Sieben Spiele, drei Punkte, Platz 18: Die sportliche Schieflage der Roten lässt (fast) niemanden kalt. Gott und die Welt sinniert über die möglichen Gründe für die erneute Talfahrt - zum Beispiel Markus Babbel. Der hatte Armin Veh im November 2008 abgelöst, als die Roten am Boden lagen, er hatte den Verein in die Champions League geführt und war am 6. Dezember 2009 selbst am Ende - dann löste ihn Christian Gross ab. "Erst Veh, dann ich, jetzt hat es Gross schwer. Es kann doch nicht sein, dass beim VfB jedes Jahr der Trainer abgelöst wird", sagt Babbel. Der Trainer von Zweitliga-Spitzenreiter Hertha BSC vermutet mangelnde Einstellung der VfB-Profis und sendet aus der Ferne einen Rüffel: "Beim VfB muss sich jeder Spieler mal hinterfragen, ob er alles für seinen Job tut."

Die große Lösung ist nicht in Sicht

Um Gross (56) ranken sich in der Schweiz Spekulationen, er könne als Nachfolger des glücklosen Ottmar Hitzfeld die Nati übernehmen, die ihre ersten beiden EM-Qualifikationsspiele verloren hat. Senkt sich der Daumen für Hitzfeld, ist Christian Gross einer der ersten Anwärter auf die Nachfolge. Auf Nachfrage wich der VfB-Trainer am Dienstag aus: "Das ist kein Thema. Ich habe einen Vertrag beim VfB, und ich halte meine Verträge ein."

Gut möglich, dass ihm der VfB zuvorkommt - dann, wenn Gross auch auf Schalke verlieren sollte. Und dann?

Natürlich hat die rote Führungsriege den Trainermarkt längst abgeklopft, bevor womöglich der Notfall eintritt. Nach intensivem Studium der verfügbaren Übungsleiter dürfte aber klar sein: Die große Lösung ist nicht in Sicht. Eine Rückkehr des vereinslosen Christoph Daum ist trotz der Fürsprache von Aufsichtsratschef Dieter Hundt kaum denkbar, nachdem Präsident Erwin Staudt für diesen Fall schon 2006 mit Rücktritt gedroht haben soll. Ein Mann wie Huub Stevens (RB Salzburg), den Manager Fredi Bobic aus gemeinsamen Zeiten bei Hertha BSC kennt, scheidet wohl ebenso aus - die beiden hatten sich in Berlin überworfen. Bruno Labbadia wäre frei, aber er entspricht keinesfalls dem Idealbild der Roten von einem Perspektivtrainer. Das wären Kollegen wie Thomas Tuchel (FSV Mainz 05), Jürgen Klopp (Borussia Dortmund) oder Robin Dutt (SC Freiburg), die aber alle unter Vertrag stehen und zum jetzigen Zeitpunkt nicht wechselwillig sind. Krassimir Balakov ist den Roten noch eng verbunden, er käme wohl aus seinem Vertrag beim bulgarischen Erstligisten Chernomorets Burgas, wo er zuletzt mit dem Manager Bobic zusammengearbeitet hatte - genau diese Nähe spricht aber gegen Balakov. Dennoch wäre es naheliegend, einen Trainer zu verpflichten, der die Mannschaft kennt - was läge da näher als Co-Trainer Jens Keller, der seine Trainingsarbeit nahtlos fortsetzen könnte in der Hoffnung, neue Aufbruchstimmung zu erzeugen? Denkbar auch, dass VfB-II-Trainer Jürgen Seeberger als Interimslösung aufrückt, bis im Sommer einer der gewünschten Perspektivtrainer zu haben ist.