Thomas Hitzelsperger Foto: Baumann

Thomas Hitzlsperger. galt immer als aufrechter Sportsmann - nun hat er den Vfb verlassen.

Stuttgart - Wenn es noch so etwas gibt wie aufrechte Sportsmänner, dann hat der VfB Stuttgart einen davon verloren. Die Rede ist von Thomas Hitzlsperger. Der 27-jährige Münchner war in seiner Zeit beim VfB immer mehr als nur Fußball-Profi. Also ein hoch dotierter Angestellter. Und dieser Linie blieb der Nationalspieler bis zum Schluss treu. Sein Verständnis von Anstand verlangt es daher, dass er sich nicht klammheimlich Richtung Rom aus dem Staub macht. „Hitz“ will „sich ordentlich verabschieden“. Von allen, die mit ihm zusammengearbeitet, gefeiert, auch gelitten haben. Und er will deutlich machen: „Es ist keine Flucht!“

Klingt sentimental, ist es aber nicht. Wäre Thomas Hitzlsperger so gestrickt, hätte er das Angebot von Lazio nie und nimmer annehmen dürfen. Aber am Ende zog er ganz nüchtern Bilanz - zählte eins und eins zusammen. Und aus zwei Meinungen - die von VfB-Trainer Christian Gross und die von Bundestrainer Joachim Löw - fasste er den Entschluss: Pack die Koffer, auch wenn's schwerfällt.

Gross gab ihm zu verstehen, dass er ihn und seine Qualitäten zwar sehr schätze, aber Sami Khedira, Christian Träsch und Zdravko Kuzmanovic bevorzuge. Und Löw, der dies so kommen sah, riet Hitzlsperger zum Vereinswechsel, wenn er in Südafrika bei der WM dabei sein wolle.

"Ich hätte es mir bequem machen können, hätte bleiben können", sagt Thomas Hitzlsperger, "aber das ist nicht mein Ding." Zu warten, bis einer der Konkurrenten Schwäche zeigt oder sich verletzt - an so etwas will er gar nicht denken: "Das ist nicht mein Anspruch." Auch nicht seine Auffassung von Sportsgeist. "Ich suche in Rom die sportliche Herausforderung, den Reiz. Ich will mithelfen, dass es dort mit Lazio wieder ganz schnell nach oben geht."

Jeder sieht es ihm an. Er freut sich auf Rom. Die Stadt, den Club, die Sprache, das Leben. Ja, sogar auf den Papst, seinen bayrischen Landsmann. Wer will da zurückblicken - auf das frustrierende halbe Jahr in Stuttgart? Hitzlsperger macht es. Ehrlich, aber ohne Bitterkeit. Klar, die Dauerkritik ("Ich musste als Spieler viel aushalten"), seine Entmachtung als Kapitän, die Sprachlosigkeit zwischen ihm und Ex-Teamchef Markus Babbel haben ihm zugesetzt. Sehr sogar. Wie sehr, zeigt er durch seine Reaktion auf Jens Lehmanns Vorstoß. Der VfB-Torwart sieht sich und Hitzlsperger als Sündenbock für alle Fehlentwicklungen unter Babbel: "Die Krise wurde an uns beiden und den daraus folgenden Maßnahmen festgemacht", meint Lehmann.

"Diese Worte haben mich sehr gefreut, sagt Thomas Hitzlsperger, "sie zeigen, dass es in der Mannschaft gut funktioniert hat." Und: "Ich habe mich in Stuttgart richtig gut aufgehoben gefühlt." Wenn das ein Bayer sagt, dann will das etwas heißen.