Für die anstehende Jubiläums-Saison (125 Jahre VfB) hat der Club seine Jahreskarten im Retro-Design gestaltet. Foto: Ruckaberle/Erlach

Dauerkarten nur noch für Mitglieder? Einige Fans sind ob der jüngsten Ankündigungen des VfB Stuttgart leicht irritiert. Was steckt dahinter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Können künftig nur noch Mitglieder Dauerkarten erwerben?
Ja und Nein. Im konkreten Fall – also für die kommende Spielzeit – werden Saisontickets tatsächlich nur noch für Mitglieder des VfB Stuttgart angeboten. Der Grund: Schon jetzt wurden 30 500 Karten abgesetzt beziehungsweise von den Vorjahresinhabern verlängert. Die Frist endete am 3. Juni; 95 Prozent der Dauerkartenbesitzer machten von ihrer Option auf Verlängerung – bei gleichbleibenden Preisen – Gebrauch.
Ursprünglich war ein freier Verkauf für alle Fans vorgesehen, angesichts der großen Nachfrage nahm der Verein von der bisherigen Praxis jedoch Abstand. Da das Kontingent auf 33 000 gedeckelt wird, sollen für die restlichen 2500 Heimspiel-Abos nun VfB-Mitglieder bevorzugt behandelt werden. Die Ankündigung des Vereins sorgte unter den Fans im Internet für einige kritische Kommentare, aber keinen großen Aufschrei.
Für die Zukunft heißt all das nichts. Sprich: Es ist davon auszugehen, dass der Bundesligist an seinem Prozedere auch in der übernächsten Spielzeit festhält. Und auch Nicht-Mitglieder ihre Jahreskarten zumindest verlängern können.
Nutzt der VfB die begehrten Dauerkarten zur Mitgliederwerbung?
Es ist erwiesenermaßen das Ziel von Präsident Wolfgang Dietrich, irgendwann den 100 000. Dunkelroten (so bezeichnet der VfB seine Mitglieder) begrüßen zu dürfen. Insofern kommt es dem Club entgegen, wenn in den kommenden Tagen der eine oder andere Fan zusätzlich einen Antrag auf Mitgliedschaft (Jahresbeitrag für Erwachsene: 48 Euro) unterzeichnet, um noch an eines der begehrten Jahrestickets zu gelangen. Andererseits beteuern die Verantwortlichen vom Cannstatter Wasen, dass Mitgliedergewinnung (aktuell steht der VfB bei 62 000) nicht das Ansinnen hinter der Dauerkarten-Aktion war. In der Vergangenheit gab es dazu schon größere Anreize. Andererseits gilt: Jeder neue VfBler ist willkommen. Und wer Mitglied ist, hat Vorteile. Damit verhält es sich beim VfB nicht anders als bei jedem anderen Verein oder Unternehmen.
Warum gibt es überhaupt eine Obergrenze für den Dauerkartenverkauf?
Der VfB argumentiert mit jenen Fans, die nicht jedes Heimspiel besuchen können oder wollen. Auch ihnen sollen ausreichend Karten für Gelegenheitsbesuche zur Verfügung stehen. Außerdem gehen zehn Prozent des Kontingents (knapp 6000) an die Gastvereine. Nicht zuletzt würde sich der VfB durch noch mehr verkaufte Dauerkarten – wie alle anderen Clubs auch – das lukrativere Tagesgeschäft vermiesen. Mit der Deckelung bei 33 000 steht im Übrigen eine neue Rekordmarke. Die alte datiert aus der Vorsaison und lag bei 32 200.
Wie handhaben die anderen Bundesligisten ihren Dauerkartenverkauf?
„Bitte nicht mehr anfragen!“, stellt der FC Bayern München auf seiner Internetseite unmissverständlich klar, dass der Erwerb einer Dauerkarte beim Rekordmeister unwahrscheinlicher ist wie ein Sechser im Lotto. Das Kontingent von 38 000 Stammplätzen in der Allianz-Arena könne nicht erhöht werden, heißt es: „Die Zuteilungs-Aussicht für Neu-Interessenten ist chancenlos!“ Mehr noch als in Stuttgart ist der Besitz von Saisonkarten in München (ähnlich wie in Dortmund oder auf Schalke) ein recht geschlossenes System von langjährigen Inhabern. Auch die Weitergabe ist gängige Praxis. Andere Clubs wie etwa Eintracht Frankfurt oder Aufsteiger Fortuna Düsseldorf bevorzugen beim gegenwärtigen Ticket-Ansturm ebenfalls ihre Mitglieder. In der Handball- Bundesliga gibt es dagegen noch eine andere Variante: Branchenprimus THW Kiel füllt seine Halle zu fast 100 Prozent mit Jahreskarten.
Welche Bedeutung haben Mitglieder für die Bundesliga-Clubs?
Eine wachsende. Obwohl die meisten Erstliga-Vertreter ihre Fußballabteilungen längt aus dem eingetragenen Verein herausgelöst haben, gilt den Traditionsclubs die Zahl ihrer Mitglieder als wichtige Kennziffer im Wettbewerb um Spieler, Sponsoren und neue Einnahmequellen. 62 000 Mitglieder – für einen regional verankerten Club wie den VfB macht diese Zahl schon etwas her. Genauso wie die 290 000 für einen Weltclub wie den FC Bayern. Vor diesem Hintergrund sind auch die Bestrebungen des VfB zu verstehen, irgendwann die 100 000-Marke zu knacken.