Im Kreis der  Mannschaft fasste  Karim Haggui schnell Fuß, im Winter wählten ihn die Kollegen sogar in den Mannschaftsrat des VfB. Sportlich  aber läuft es nicht  rund – was sich nun ändern soll.

Im Kreis der  Mannschaft fasste  Karim Haggui schnell Fuß, im Winter wählten ihn die Kollegen sogar in den Mannschaftsrat des VfB. Sportlich  aber läuft es nicht  rund – was sich nun ändern soll.

Stuttgart - Der 10. November des vergangenen Jahres war ein regnerischer Tag. Es war nasskalt, es schüttete fast schon wie aus Eimern – doch die Profis des VfB strahlten. Sie hatten das Sonntagsspiel der Bundesliga gewonnen. 3:1 beim SC Freiburg, ein Derbysieg im Breisgau, die Profis hüpften vor den VfB-Fans auf dem aufgeweichten Rasen. Mitten im Pulk sprang Karim Haggui umher. Auch er strahlte. Nicht ahnend, dass es danach rapide bergab gehen würde. Für den VfB. Und auch für ihn selbst.

An diesem Samstag trifft der VfB wieder auf den SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky). Für den Club aus Cannstatt geht es im Kampf gegen den Abstieg um alles. Und für Karim Haggui (30) geht es darum, endlich mal wieder spielen zu dürfen. Denn seit der Partie in Freiburg stand der Innenverteidiger in der Bundesliga gerade mal eine Minute auf dem Platz. Am 22. Spieltag wurde er beim 1:2 gegen Hertha BSC in der 90. Minute eingewechselt. Sonstige Einsätze: Fehlanzeige!

Nun, gegen den SC Freiburg, soll sich für Haggui ein Kreis schließen. Der Tunesier will endlich wieder von Beginn an ran, er brennt auf seine Chance – und hat nach der Roten Karte für Konkurrent Georg Niedermeier in der vergangenen Partie gegen Borussia Dortmund (2:3) nicht die schlechtesten Karten. Am vergangenen Wochenende war Haggui beim 2:1-Erfolg des VfB II gegen die SV Elversberg am Ball und machte seine Sache über 90 Minuten ordentlich. Der Vorschlag für den Drittligaeinsatz kam von Huub Stevens. „Ich will den Jungs, die nicht im Rhythmus sind, wann immer es geht Spielminuten geben“, sagt der Trainer.

Haggui fand die Idee gut und ist nun bereit für das Spiel gegen den SC Freiburg. Allerdings: Auch Daniel Schwaab könnte Georg Niedermeier in der Innenverteidigung ersetzen. In diesem Fall würde der Japaner Gotoku Sakai, der zuletzt allerdings eher ein Sicherheitsrisiko war, für Schwaab auf die Rechtsverteidigerposition rücken. Und Karim Haggui, der im Sommer für 500 000 Euro von Hannover 96 zum VfB kam, würde mal wieder ein trauriges Dasein als Bankdrücker fristen. Doch der Tunesier sagt: „Es geht um alles, um unseren Verein, da sollte jeder seine eigenen Interessen hinten anstellen.“

Diese Aussage passt perfekt ins Bild, das Haggui beim VfB abgibt. Kollegial, integer, stets korrekt im Umgang mit den Mitspielern – so machte der Abwehrmann intern auf sich aufmerksam, so gab er sich schon zuvor bei Hannover 96 im Mannschaftskreis. Dass die Kollegen des VfB den Neuzugang im Winter in den Mannschaftsrat wählten, war eine logische Folge von Hagguis Auftreten.

Sportlich aber läuft es für den Abwehrmann überhaupt nicht rund. Nur dreimal durfte Haggui in dieser Saison von Beginn an ran – und überzeugte dabei nicht. Er wirkte unsicher und fahrig. Unter Ex-Trainer Thomas Schneider, der wie der gesamte Club die Jugendphilosophie ausrief, bekam Haggui nach dem Spiel beim SC Freiburg keine Chance mehr. Auch nicht, nachdem die Mannschaft eine Partie nach der anderen verlor. Der Begriff Fehleinkauf machte die Runde, was sich auch nach dem Wechsel zu Huub Stevens nicht änderte. „Klar macht man sich da seine Gedanken“, sagt Haggui. Im Sommer werde er sich mit dem Verein zusammensetzen, sagt der Verteidiger, der noch einen Vertrag bis 2015 hat. Ein Wechsel ist zumindest nicht ausgeschlossen – bis dahin aber will sich der Tunesier voll auf die Mission Klassenverbleib konzentrieren. „Ich will in jeder Sekunde, in der ich gebraucht werde, bereit sein“, sagt er, „dazu will ich positiv sein im Team – ich will mit den Jungs sprechen und ihnen helfen.“

In den vergangenen Partien habe er viel Positives gesehen, ergänzt Haggui. „Wir müssen gegen Freiburg so auftreten wie gegen den HSV und Dortmund, da hat die Mentalität und die Aggressivität gepasst.“

Dann sagt Karim Haggui nichts mehr. Sein stechender Blick sagt alles: Er ist bereit.